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Strengere Regeln: Wiener Hochhäuser müssen künftig Mehrwert haben

Strengere Regeln für den Hochhausbau.
Strengere Regeln für den Hochhausbau. ©APA/Sujet
Wer künftig in Wien ein Hochhaus errichten will, muss strengere Regeln befolgen. Vor allem der öffentliche Mehrwert der Gebäude, also etwa bessere Infrastruktur im Stadtgebiet, muss nachgewiesen und vertraglich festgehalten werden. Auch Anrainer sollen stärker als bisher in Großprojekte eingebunden werden, so Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne).

Über 250 Hochhäuser – also Gebäude höher als 35 Meter, ausgenommen Kirchen – gibt es in Wien bereits. Neue Projekte, wie etwa auf dem Areal des Eislaufvereins, sorgen immer wieder für hitzige Debatten.

Darauf reagiert die Stadt nun mit neuen Regeln, die das Bewilligungsverfahren transparenter machen sollen, wie Vassilakou vor Journalisten ausführte. “Ich glaube kaum, dass es in Zukunft unumstrittene Hochhausprojekte geben wird, aber das Verfahren wird nachvollziehbarer”, so die Vizebürgermeisterin.

Strengerer Prozess nun in Wien

Statt einer einfachen Zehn-Punkte-Checkliste aus dem Jahr 2002, müssen Hochhäuser künftig einen “strengeren und wesentlich konkreteren” Prozess durchlaufen. Bevor eine Flächenwidmung überhaupt geprüft wird, muss der Projektwerber u.a. eine Standortanalyse, ein Verkehrsgutachten, eine Sichtachsenstudie und eine Untersuchung zu Wind und Beschattung vorlegen. Bisher sei vor allem nach quantitativen Kriterien geprüft worden, schilderte Christoph Luchsinger von der Technischen Universität Wien, der die Überarbeitung der Richtlinien betreute.

Neu ist vor allem: Das Projekt muss öffentlichen Mehrwert haben. Dieser kann laut Vassilakou unterschiedliche Formen haben, also etwa leistbaren Wohnraum garantieren, für mehr Parks und Spielplätze sorgen oder die Vernetzung in einem Stadtgebiet vorantreiben. Dabei gelten nicht in jedem Bezirk die selben Regeln: Wien ist künftig in fünf Hochhauszonen von “Konsolidierte Stadt” bis “Transdanubische Ausdehnung” aufgeteilt.

Hochhäuser mit Mehrwert

Während in der Innenstadt also vor allem die Harmonie mit bestehender Architektur und Sichtachsen im Vordergrund stehen, können Hochhäuser in der Donaustadt für ein Zusammenwachsen des Bezirkes sorgen und so ihren Mehrwert beweisen. Mithilfe des neuen Prozesses – eine Flächenwidmung kann erst nach dem detaillierten Konzept und Entwurf und nach Einbindung von Experten und Bürgern erfolgen – will man künftig 90er-Jahre-Gebäudeklotze ohne Mehrwert wie etwa an der Wagramer Straße oder am Wienerberg verhindern.

So soll auch sichergestellt sein, dass das Hochhaus nicht zum “Allheilmittel” werde, “sondern nur dort entsteht, wo es sinnvoll ist”, wie der Planungssprecher Gerhard Kubik (SPÖ) betonte. Als positive Beispiele der vergangenen Jahre nannte der Wiener Planungsdirektor Thomas Madreiter etwa den Jean-Nouvel-Tower am Schwedenplatz oder den DC-Tower auf der Donauplatte. Beim umstrittenen Eislaufverein-Projekt könnte der Mehrwert etwa in der Kooperation mit dem Eislaufverein, der Nutzung von Synergien mit dem Konzerthaus oder einem neuen, öffentlich zugänglichen Vorplatz liegen, schilderte Vassilakou.

Keine Verzögerungen im Hochhausbau

Für den Mehrwert müssen die Projektwerber auch selbst in die Tasche greifen, nur in besonderen Fällen will die Stadt zuschießen. Verzögern soll das neue Prozedere den Hochhausbau laut Stadträtin nicht: “Ich sehe sogar eine Chance, dass es durch die genaue Regelung des Ablaufs schneller geht.”

Aber auch in anderen Planungsagenden will Wien künftig neue Wege beschreiten: Erstmals wird im Stadtentwicklungsgebiet um die U-Bahn-Station Hausfeldstraße zuerst das Grün- und Freiraumkonzept und dann die Bebauung festgelegt. Konkret soll durch das neue Viertel, in dem frühstens ab 2017 bis zu 3.000 neue Wohnungen entstehen werden, die 1,8 Kilometer lange “Hirschstettner Hauptallee” führen, wie Vassilakou erklärte. Ähnlich der Prater Hauptallee soll sie mit Parks, Spielplätzen und der verkehrsberuhigten Berresgasse zum grünen Zentrum werden.

(APA)

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