Schüssels Panzerknacker
Denn selbst wenn ein Großteil der politischen Entscheidungsträger aus der Ära des Altkanzlers Wolfgang Schüssel letztlich mit dem Strafgesetz in Konflikt geraten ist: Was die besagten Herren im Falle einer Haftstrafe dort den ganzen Tag so treiben, bleibt ihre Privatsache. Das kann uns egal sein. Auch Jörg Haider wäre heute wohl hinter Gittern, wäre ihm nicht sein eigener Tod dazwischen gekommen. Und auch der ist seine Privatangelegenheit. Für Karl-Heinz Grasser gilt die Unschuldsvermutung, das am Rande.
Leseratte und Sprachkünstler
Dass Ernst Strasser der Bücherwurm im Kabinett Schüssel war und auch heute noch zu sein scheint, ist ohnedies längstens bekannt. Seine Affinität zur Sprache und seine Freude am künstlerischen Lingualmix kennen wir nicht zuletzt aus seinem in England erschienenen Kurzfilmprojekt “Geheimdienstintrige”. Wenig verwunderlich, denn auch von seinem politischen Ziehvater, dem Erzherzog von Niederösterreich, wissen wir, dass er sein Buch (Der Schatz am Silbersee, Karl May) nicht nur als Prestigeobjekt und Ziergegenstand in der Vitrine stehen hat. Man munkelt vielmehr, es sei mittlerweile ausgelesen. Respekt.
Strasser schreibt
Ausserdem irren die Medien alter und neuer Schule massiv. Ein lausiger Job in der Bücherei wäre doch des sympathischen Wortkünstlers aus dem Hause der Volkspartei alles andere als würdig. Wir gehen davon aus, dass die Bibliotheksgerüchte lediglich ein Code für Strassers wahre Tätigkeiten sind: Er schreibt.
Die Ära Schüssel ein Kunstobjekt?
Derzeit kann nur spekuliert werden, worauf sich Literaturfreundinnen beiderlei Geschlechts künftig freuen dürfen. Strassers Lebenswerk? Lyrik? Western? Fix scheint ein Kochbuch nach Vorbild seiner kochwütigen freiheitlichen Freunde: Mein Lieblings-Gericht. Und ein autobiografischer Leitfaden für junge aufstrebende Menschen: Innenminister für Dummies. Zwei vorprogrammierte Bestseller, die dem (“of course I am a lobbyist”) Lobbyisten vielleicht wieder die fette Kohle bescheren. Und dieses Mal ganz supersauber.