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Strache stürzt ab

©APA
Gastkommentar von Johannes Huber. Der FPÖ-Chef baut bereits einer Wahlniederlage vor. Aus nachvollziehbaren Gründen.

Nach außen hin gibt sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ja gelassen. Besser gesagt: Er bemüht sich darum. Es gelingt ihm nur nicht immer. Hin und wieder zeigt er, wie beunruhigt er in Wirklichkeit ist: Über zwei, drei Jahre hinweg hat kaum jemand daran zweifeln können, dass er bei der nächsten Nationalratswahl triumphieren und seine Mitbewerber weit hinter sich lassen wird. Werner Faymann (SPÖ) und Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wären ja eher chancenlos gewesen. Doch heute schaut alles anders aus: Straches FPÖ liegt im besten Fall gleichauf mit Christian Kerns Sozialdemokraten auf Platz zwei, weit abgeschlagen hinter der Sebastian-Kurz-ÖVP.

Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Bis zum Wahltag in viereinhalb Monaten kann noch sehr viel passieren. Strache selbst gibt sich zumindest in Interviews immer wieder überzeugt, dass auch bei Kurz „der Lack bald ab“ sein werde. Wie bei Kern. Oder beim ehemaligen SPD-Superstar Martin Schulz: Der Deutsche ist schon nach zwei Monaten kein ernstzunehmender Kanzlerkandidat mehr.

So richtig daran glauben, dass Kurz, wenn überhaupt, nur als Episode in die Geschichtsbücher eingehen wird, kann aber auch Strache nicht. In einem Interview mit den „Vorarlberger Nachrichten“ hat er sein Wahlziel jedenfalls schon einmal relativiert. Nummer eins und dann Regierungschef werden? Woher: „2013 hatten wir 20,5 Prozent. Wir wollen stärker werden. Jedes Plus wäre ein Erfolg.“

Das ist zu bescheiden, bedeutet es doch, dass sich der FPÖ-Vorsitzende schon freuen würde, Platz drei in der Wählergunst festigen zu können. Kommt seine Partei auf, sagen wir: 25 Prozent, müssen SPÖ und ÖVP nämlich schon rein rechnerisch mehr schaffen. Es sei denn, Neos und Grüne können ihre Stimmenanteile verdoppeln; doch das ist eher unwahrscheinlich.

Wie auch immer: Sehr viel spricht dafür, dass Strache kein Träumer, sondern ein Realist ist. Er weiß, dass es schwer bis unmöglich für ihn wird, Kurz beizukommen. Zu einfach hat es der 30-Jährige. Indem er den Vizekanzler-Posten seinem Justizminister Wolfgang Brandstetter überlassen hat und sich als Regierungspolitiker rar macht, ist er kaum anzugreifen. Vor allem aber hat er sich mit größtmöglichem Erfolg ausgerechnet die Methode, Politik zu machen, angeeignet, mit der Strache schon lange punktet: Erstens, Botschaften transportieren, die Angst machen. Beispiele: Es gibt kein Land, das vor dem Terror gefeit ist. Oder: Weitere Flüchtlingswellen drohen. Zweitens, gleich auch Antworten dazu liefern, die beruhigend sein sollen; die Wiedereinführung und Aufrechterhaltung von Grenzkontrollen etwa. Das wirkt.

Und bei Kurz tut es das noch viel mehr als bei Strache, weil er in der Bevölkerung ein weit größeres Vertrauen genießt (beim FPÖ-Chef überwiegt laut APA/OGM-Index sogar das Misstrauen). Ausschlaggebend dafür dürften eine gewähltere Ausdrucksweise, ein souveräneres Auftreten und Ähnliches sein. Doch das ist jetzt nebensächlich. Entscheidend ist, das sich daran auf die Schnelle kaum etwas ändern wird.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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