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Österreichs Spitäler: "Küss-die-Hand-Patienten"

Brisant waren die Ergebnisse bezüglich möglicherweise kürzerer Wartezeiten bei Vorliegen einer Privatversicherung.
Stöger: Medizinische Frage
"Transparentes System notwendig"
VKI- Test: Zwei- Klassen- Medizin

So heißt es zu der VKI-Erhebung in der Zeitschrift “Konsument”: “Sieben Spitäler gaben an, dass sich die Wartezeit bei Vorliegen einer Privatversicherung verkürzen würde. Am meisten profitieren würden Privatpatienten am Landesklinikum Waidhofen, im LKH Innsbruck, im SMZ-Ost (alle jeweils bis zu 16 Wochen weniger, Anm.) sowie bei den Barmherzigen Brüdern in Wien (bis zu 20 Wochen weniger, Anm.).”

Damit nicht genug, so die Resultate laut dem VKI: “Interessant ist die Auskunft aus dem SMZ Ost (Donauspital/Wien/KAV, Anm.). Hier wurden wir vom Primar, der selbst ein privates Augenzentrum betreibt, darauf hingewiesen, dass sich Patienten mit Zusatzversicherung jederzeit im Privatspital ohne Wartezeit operieren lassen könnten. Dieser Vorschlag ist zwar rechtlich korrekt, allerdings würden dem Spital in solchen Fällen die von der Zusatzversicherung geleisteten Zahlungen verloren gehen.”

Von Gesundheits- und Standespolitikern wird das österreichische Gesundheitswesen oft als das “beste der Welt” bezeichnet. Doch in der Realität scheint es streckenweise nicht in der Lage zu sein, einfache Kataraktoperationen (bei grundsätzlich leicht erhebbarem Bedarf) innerhalb eines angemessenen Zeitraums zu ermöglichen.

Privathonorar in der Ordination, schnellere Versorgung?

Gemäß dem VKI noch mehr in Schlingern kommt das System aber, wenn eine Testperson persönlich in den Krankenhäusern anruft und eine Terminanfrage stellt. Dies erfolgte telefonisch. Die Testperson gab an, “ihre Mutter war zu Besuch und bekam plötzlich Sehstörungen (Lichtblitze, eingeschränktes Sichtfeld). Eine Untersuchung in der Uni-Ambulanz habe ergeben, dass die Patientin unter Katarakt leide. Sie benötige nun einen OP-Termin. Ein Arztbrief liege vor.”

Wurde da gar von einer vorhandenen Privatversicherung geredet, war plötzlich vieles anders. Der VKI: “Hier legten die Spitäler ihre bei der offiziellen Anfrage gezeigte Zurückhaltung ab. Nicht weniger als 18 Einrichtungen (62 Prozent) boten eine teilweise deutliche Verkürzung der Wartezeit an. Vier Spitäler (Barmherzige Brüder Linz, Klinikum Klagenfurt, Bezirkskrankenhaus Kufstein sowie Wiener Rudolfstiftung) machten unserer Testperson sogar ein ‘besonderes’ Angebot: Die Wartezeit, so wurde ihr beschieden, ließe sich voraussichtlich verkürzen, wenn vor dem Eingriff ein Besuch in der Privatordination des Primars erfolgen würde – gegen entsprechende privat zu begleichende Kosten natürlich.” Letztere Patienten werden im Spitalswesen oft als “Küss-die-Hand-Patienten” bezeichnet. (APA)

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