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Stammzell-Studie zurückgezogen

Als Konsequenz aus dem Fälschungsskandal um den Klonforscher Hwang Woo Suk hat das Fachjournal "Science" beide Aufsehen erregenden Stammzell-Studien des Südkoreaners zurückgezogen.

In einer Erklärung versprach Chefredakteur Donald Kennedy, den Weg vom Angebot der beiden gefälschten Beiträge bis zur Veröffentlichung in dem wöchentlich erscheinenden Journal nachzuverfolgen, um mögliche Fehler aufzudecken. Die Regierung in Seoul beschloss am Mittwoch, dem Forscher den Status als „Top Wissenschafter“ und alle anderen offiziellen Titel und Posten zu entziehen. Die Seouler Nationaluniversität kündige eine harte Bestrafung aller an den Fälschungen Beteiligten an.

Hwang hatte nach Angaben seiner Universität beide herausragenden Arbeiten aus den Jahren 2004 und 2005 gefälscht. Hwangs Team habe nicht beweisen können, dass es wie beschrieben maßgeschneiderte Stammzellen oder überhaupt jemals menschliche embryonale Stammzelllinien geklont habe, teilte eine Kommission der National- Universität in Seoul am Dienstag mit. Der Ausschuss räumte aber ein, dass Hwangs Team über die Technik zum Klonen von Blastozysten, also frühen Embryostadien, verfügen könnte. Auch kam die Kommission zu dem Schluss, dass Hwang wie behauptet den ersten Klonhund geschaffen hat.

„Gefälschte Ergebnisse sind besonders deshalb so beunruhigend, weil sie einen Vorgang in Frage stellen, der auf Vertrauen basiert“, heißt es in der offiziellen Erklärung von „Science“. Zum Glück seien solche Fälschungen rar. „Aber sie schaden unser allem Ansehen.“ Das Magazin war nach der Aufdeckung der gefälschten Beiträge wegen des Vorwurfs mangelnder Nachprüfung kritisiert worden. „Science“ erwägt nach Kennedys Angaben unter anderem, Co-Autoren künftig um eine schriftliche Erläuterung ihres persönlichen Beitrags zu der jeweiligen Veröffentlichung zu bitten. Außerdem sollten alle Autoren bestätigen, dass sie dem Ergebnis der Studie zustimmen. Mit dieser Auflage will das Journal Forschern erschweren, namhafte, aber unbeteiligte Kollegen in die Autorenzeile aufzunehmen, um ihrer Untersuchung mehr Gewicht zu verleihen.

Die Teilnehmer eines Kabinettstreffens in Seoul entschieden am Mittwoch, dass der Rechnungshof die Verwendung öffentlicher Fördergelder durch Hwang und dessen Team überprüfen solle. Die Regierung hatte dem 53-jährigen Tiermediziner im Juni 2005 als erstem Südkoreaner den Titel „Oberster Wissenschafter“ verliehen, der mit Zuschüssen von drei Milliarden Won (etwa 2,5 Millionen Euro) jährlich in den nächsten fünf Jahren verbunden war.

Der Rektor der renommierten Nationaluniversität, Chung Un Chan, entschuldigte sich am Mittwoch für den Skandal. Die Vorfälle hätten einen „unauslöschbaren Makel in der internationalen Wissenschaft und des Landes“ hinterlasen. Hwang hatte seinen Lehrstuhl an der staatlichen Universität im Dezember nach der Aufdeckung erster Fälschungen zur Verfügung gestellt. Dem Forscher drohen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug und Veruntreuung von Fördergeldern.

Koreanische Medien berichteten, dass sich Hwang an diesem Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Seoul zu den jüngsten Fälschungsvorwürfen äußern wolle. Hwang hatte bisher seine Forschungsarbeiten verteidigt.

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