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St. Vincent - Trailer und Kritik zum Film

Für seine Fans ist Bill Murray bereits gottähnlich. Fixstern in Hollywood seit den 80ern dank Filmen wie "Ghostbusters", haben ihn nicht zuletzt skurrile Charaktere aus der Feder von Wes Anderson zu Kult gemacht.

Nun wird Murray filmisch heiliggesprochen: In Theodore Melfis Dramedy “St. Vincent” (ab Freitag im Kino) nimmt der 64-Jährige als grantiger, alter Mann einen Buben unter seine Fittiche.

St. Vincent – Die Geschichte

Erst am Tag zuvor hat Vincent (Murray) im Suff seinen eigenen Zaun und Postkasten umgefahren, nun rammt auch noch der Umzugswagen seiner neuen Nachbarin Maggie (Melissa McCarthy) “seinen” Baum. Ein herabfallender Ast demoliert sein Auto, und Vincents Laune ist auf dem Tiefpunkt – schlechter Start für die neuen Nachbarn. Als Maggies zwölfjährigem Sohn Oliver (Jaeden Lieberher) an seinem ersten Tag in der neuen Schule sein Schlüssel gestohlen wird und der daraufhin, ausgesperrt, bei Vincent klopft, bahnt sich ein Neustart an: Denn die überforderte, alleinerziehende Mutter braucht dringend einen Babysitter und der spiel- und alkoholsüchtige Vincent braucht dringend Geld.

Fortan verbringt Oliver seine Nachmittage bei seinem griesgrämigen Nachbarn, begleitet ihn zu Pferderennen und in Bars, übt sich unter seiner Anleitung in Selbstverteidigung und lernt Vincents schwangere Kumpanin Daka (Naomi Watts) kennen – eine “Lady of the Night”, wie Vincent sagt, “eine, die noch einen der ehrlicheren Berufe ausübt”. Für Außenstehende und nicht zuletzt für den um das Sorgerecht kämpfenden Vater mag Vincent ein schlechter Umgang sein – in Olivers Augen ist er das perfekte Beispiel für einen Heiligen, zu dem er seinen neuen Freund im Rahmen des Schulprojekts “Saints among us” kürt.

St. Vincent – Der Trailer

Es ist eine altbekannte Geschichte, die der US-amerikanische Regieneuling Theodore Melfi für “St. Vincent” hernimmt: Freundschaften zwischen einem amoralischen, fragwürdigen erwachsenen “Vorbild” und einem jungen Außenseiter, die sich damit gegenseitig helfen, haben sich u.a. in Filmen wie “About a Boy” oder “Bad Grandpa” bewährt. Als ob Melfi genau auf das baue, kommt er auch schnell zum Punkt, lässt seinen Alten den Buben nicht allzu lange abwimmeln – die emotionale Bindung scheint allzu schnell hergestellt, wie Zeitlupenszenen zu Indie-Musik von u.a. The National belegen. Natürlich hat auch Vincent einen weichen Kern, wie seine rührende Pflege um die an Alzheimer erkrankte Ehefrau zeigt.

Konventionell – man könnte sagen: fad – erzählt, fügt Melfi der Geschichte nichts Neues hinzu, hat aber mit Bill Murray einen Ass im Ärmel. Dem 64-Jährigen beim Granteln, Trinken und Rauchen zuzusehen, ist für Murray-Jünger 105 Minuten fabelhafte Unterhaltung, und weckt Erinnerungen an Murray als Herman Blume in Wes Andersons “Rushmore” (1998). Fans ist zu raten, beim Abspann sitzen zu bleiben, wenn Murray im Campingsessel mit Kopfhörern im Ohr Bob Dylans “Shelter From The Storm” schmettert. Da nimmt sich sogar eine grandiose Komödiantin wie Melissa McCarthy zurück, kann es hier doch nur einen Star geben. Umso irritierender und mehr Hollywoodstar-Beiwagerl denn sinnbringende Casting-Entscheidung ist da Naomi Watts als überschminkte, fluchende Prostituierte und Stripperin mit billigem russischem Akzent. Bill Murray ist ein Heiliger dafür, dass er zu diesem Film Ja gesagt hat.

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(APA)

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