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Speedy Ortiz widmen sich "größeren Themen": Neues Album "Foil Deer"

Speedy Ortiz legen nach - und klingen besser denn je.
Speedy Ortiz legen nach - und klingen besser denn je. ©Carpark Records
Kleine, aber feine Indie-Songs mit großer Wirkung: Im Falle von Sadie Dupuis und ihrer Band Speedy Ortiz drückt sich das vor allem in gesteigertem Interesse an der Gruppe aus Massachusetts aus, die 2013 ihr Debüt vorgelegt hat. Nun erscheint am 24. April mit "Foil Deer" der überzeugende Nachfolger.

“Die Musik wurde im vergangenen Jahr zu unserem Hauptberuf”, zeigt sich Dupuis erfreut.

Für die Mittzwanzigerin, die die Band als Soloprojekt gestartet hat und nach wie vor für einen Großteil des Songwritings verantwortlich zeichnet, ist es jedenfalls unerheblich, von welcher Seite das Feedback kommt. “Es ist immer befriedigend, wenn jemand etwas Nettes über deine Musik sagt – egal, ob das deine Mum, ein Nachbar oder ein Musikkritiker ist.” So steigen Dupuis wohl auch lobende Worte von “New York Times” über “Pitchfork” bis “Stereogum” nicht zu Kopf, wie es scheint. In jedem Fall dürfte die US-Band Speedy Ortiz seit “Major Arcana” einiges richtig gemacht haben.

Speedy Ortiz mit neuem Album

“Beim ersten Album hat es uns als Band noch nicht lange gegeben”, erzählt Dupuis. “Jetzt kennen wir uns viel besser, was es leichter macht, gemeinsam zu arbeiten.” Statt zwischen Tourzyklen kurz im Studio vorbeizuschauen, spielte man die zwölf neuen Songs in einem Monat unter den Fittichen von Produzent Nicolas Vernhes ein. “Es war eine sehr angenehme Zeit, und wir sind mit dem Endresultat ziemlich zufrieden.”

Verabschieden musste man sich hingegen von Gitarrist Matt Robidoux, der die Formation im Vorjahr verlassen hat und durch Devin McKnight ersetzt wurde. “Es hat sich abgezeichnet”, gibt sich Dupuis etwas zugeknöpft über den Wechsel. “Wir haben gemeinsam einfach nicht mehr funktioniert, aber das ist okay so. Jeder kann jetzt sein Ding machen.” McKnight habe man schon seit einiger Zeit gekannt, “ich war immer ein Fan von seiner Art, Gitarre zu spielen, und seinem Songwriting”. Entsprechend war er auch involviert in die neuen Songs.

Sadie Dupuis mit “größeren Themen”

Diese verfügen zwar immer noch über kreischende Gitarren, das intensive Drumming und Dupuis’ eigenwilliges Melodieverständnis, sind aber insgesamt durchdachter und ausgefeilter gelungen. Was man vermisst, ist hingegen die Wut früherer Stücke. “Ich bin ja nicht davon ausgegangen, dass meine Songs jemand hört außer unseren Freunden, Familien und den Leuten bei den paar Konzerten, die wir geben”, schmunzelt die Sängerin. “Also war es auch kein Problem, ein sehr persönliches Album zu schreiben, bei dem bestimmte Menschen recht spezifisch in Songs benannt werden. Jetzt wollte ich aber größere Themen angehen.”

Anstelle sich darüber aufzuregen, dass “mein Ex ein Trottel ist”, wie sie lachend zu verstehen gibt, gehe es nun unter anderem um “Frauen in der Musik und wie sie da behandelt werden”. Dabei wird Dupuis schnell wieder ernst: “Wenn es also noch Wut gibt, dann eher in dieser Beziehung. Man möchte einfach gerne etwas zu sagen haben, wenn dir ein Mikrofon unter die Nase gehalten wird und am anderen Ende ist MTV. Man möchte stark sein für jene Menschen, die zu dir aufblicken. Diesen Wandel hat es bei mir definitiv gegeben. Ich singe diese Songs nicht nur für mich.”

Frauen und Musik: Vorbilder wichtig

Verschiebungen bemerke sie auch beim Thema Frauen und Musik. “Früher wurden Mädchen ja so erzogen, sich nicht für diese Dinge zu interessieren. Das hat sich in den vergangenen Jahren natürlich verändert, obwohl noch immer ein weiter Weg zurückzulegen ist. Es geht ja nicht nur um Musik, sondern auch um Technik, Wissenschaft und eigentlich jedes gesellschaftliche Feld”, betont Dupuis. Vorbilder seien jedenfalls wichtig. “Als ich in härteren Bands gespielt habe, fühlte ich mich oft wie eine Rarität. Aber Mädchen müssen sehen, dass sie etwa ihr Talent an der Gitarre verfolgen können!”

Ihren Beitrag dazu leistet Speedy Ortiz: “Foil Deer”, dessen Name von Ossip Zadkines Skulptur “Le cerf”, einem goldenen Hirsch, inspiriert wurde, ist gleichermaßen angriffslustig wie melancholisch, eingängig wie sperrig und dank Songs wie “Raising the Skate” oder “The Graduates” durchaus mit Hitpotenzial ausgestattet. Für den letzten Schliff sorgen zunehmend Keyboard- und Synthie-Parts, die sich organisch einfügen. Die Weiterentwicklung der Band aus Massachusetts geht in jedem Fall ins Ohr.

(Interview: Christoph Griessner/APA)

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