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Spanien bekommt an Märkten kein Geld mehr

Die Krise in Spanien weitet sich aus.
Die Krise in Spanien weitet sich aus. ©AP
Spanien hat offen Probleme bei der Refinanzierung über die Finanzmärkte eingeräumt und so die Spekulation über eine weitere Eskalation der Krise angeheizt.
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Die Märkte seien zu den derzeitigen Zinsen de facto für Spanien nicht mehr zugänglich, sagte Finanzminister Cristobal Montoro am Dienstag dem Radiosender Onda Cero. Dieses Eingeständnis drückte den Euro und sorgte für neue Verluste an den Aktienmärkten.

Finanzprofis setzten ihre Hoffnungen auf neue Schritte der führenden Industrieländer G-7 und der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Mittwoch über ihr weiteres Vorgehen berät. In der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) gibt es Bestrebungen, Deutschland und andere finanzstarke Länder zu mehr Wachstumsimpulsen zu bewegen, wie die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr.

“Haben ein Problem, den Markt anzuzapfen”

“Der Risikoaufschlag bedeutet, für Spanien ist die Tür zum Markt geschlossen”, sagte Montoro. “Der Risikoaufschlag sagt, dass wir als Staat ein Problem haben, den Markt anzuzapfen, wenn wir unsere Schulden refinanzieren müssen.” Weder Deutschland noch Frankreich hätten das Land gedrängt, einen Antrag für internationale Hilfen zu stellen, sagte er zudem und dementierte damit anderslautende Presseberichte. Der nächste Härtetest steht für Spanien voraussichtlich am Donnerstag an: Das Land will durch den Verkauf von neuen Anleihen bis zu 2 Mrd. Euro aufnehmen.

Euro deutlich unter 1,25 Dollar

Der Euro fiel wegen der Angst vor einer Verschärfung der Finanzprobleme Spaniens wieder deutlich unter die Marke von 1,25 Dollar. Auch der DAX rutschte ab. Eine neue Industrie-Umfrage belegte nach Ansicht von Marktteilnehmern den derzeitigen Teufelskreis aus Einsparungen und wirtschaftlicher Schwäche in Europa: Die Eurozone bewegt sich dem Forschungsinstitut Markit zufolge auf eine Rezession zu.

Um eine Abwärtsspirale zu vermeiden, wollten die sieben größten Industriestaaten (G-7) nach Angaben Kanadas am Dienstagmorgen per Telefonkonferenz ihr Vorgehen absprechen. Teilnehmen sollten Finanzminister und führende Zentralbankvertreter aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan und Kanada.

Einige G-20-Mitglieder wollen unter anderem Deutschland und Kanada von neuen Wachstumsimpulsen überzeugen. Länder mit gesunder Haushaltslage könnten zu größeren Ausgaben ermutigt werden, um der Euro-Zone und der Weltwirtschaft zu helfen, sagte ein asiatischer G-20-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. Die deutsche Regierung ist zwar zur Ankurbelung des Wachstums etwa über eine Kapitalerhöhung der Europäischen Investitionsbank (EIB) und Strukturreformen bereit. Direkte staatliche Konjunkturhilfen zulasten neuer Schulden oder gemeinschaftliche Euro-Bonds zur Entlastung von Krisenländern lehnt sie aber ab.

Auch die EZB könnte bei ihrer Ratssitzung am Mittwoch neue Schritte gegen die Krise beschließen. IWF-Chefin Christine Lagarde sagte, die Währungshüter hätten noch Spielraum für eine Zinssenkung. Zudem könne sie das Wachstum etwa durch längerfristigen Geldgeschäfte ankurbeln.

Schäuble gibt Spanien Rückendeckung

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble gab Spaniens Regierung volle Rückendeckung für ihre Anti-Krisenpolitik. “Die spanische Regierung trifft die richtigen Entscheidungen, obwohl es für eine Krise dieses Ausmaßes keine Patentrezepte gibt”, sagte Schäuble dem “Handelsblatt”. Er bekräftigte seine Ablehnung von Eurobonds zum jetzigen Zeitpunkt. “Bevor wir uns über ein gemeinsames Schuldenmanagement unterhalten, brauchen wir eine richtige Fiskalunion”, sagte Schäuble.

(APA)

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