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Single sein ist teuer und ungesund!

Was wäre, wenn ich in einer Beziehung leben würde? Was würde sich an meinem Leben verändern? Als ich mit einem sehr guten Freund schrieb, begann ich mir Gedanken zu machen.

Auslöser war meine heute in der Post gefundene Nebenkostenabrechnung, die mir ziemlich die Laune versaute. Wie kann ich eigentlich mehr Wasser und Heizkosten verbraucht haben? Vier der zwölf Monate in 2014, lebte ich in der ehemaligen Pärchenwohnung schließlich allein. Die Heizung habe ich generell nicht oft genutzt. Okay, vielleicht als Single dann doch ein wenig mehr, da nun mal keine Mann zum Wärmen vorhanden war.

Wenn ich mich an die Zeit zurück erinnere, in der ich mit meinem Ex zusammen gewohnt habe, kommt mir das damalige Leben doch etwas rosiger vor. Allein der finanzielle Faktor war beachtlich. Miete durch 2, Strom durch 2, Versicherungen durch 2, Telefonanschluss durch 2, allgemeine Anschaffungen durch 2, sogar teilweise das Essen durch 2. Ich konnte mir alle drei Monate eine Kreuzfahrt leisten, oder ausgiebig shoppen gehen. Und jetzt? Nun bringt mich schon eine kleine Nachzahlung ins Wanken. Meine Lebenshaltungskosten sind einfach mal von jetzt auf gleich um 100% gestiegen! Da frage ich mich: kann sich überhaupt jeder leisten, allein zu sein? Wie machen Menschen das, die nicht das Glück eines gut bezahlten Jobs haben? Wenn ich so recht darüber nachdenke…spendet nicht für Familien, spendet für Singles! Ich hoffe ihr nehmt mir diesen Scherz nicht übel, ganz ernst gemeint ist das natürlich nicht. Falls doch jemand Mitleid haben sollte, ich rücke gerne meine PayPal Daten raus…

Als Single teilt man sich die Kosten mit niemandem, außer sich selbst. Kommt etwas Unerwartetes, z. B. ein Defekt der Waschmaschine, liegen 100% der Kosten bei einer Person. Paare können sich das schön durch zwei teilen. Sie konnten ebenfalls schon vorher genug Geld zur Seite legen, da sie generell nur für 50% der Kosten aufkommen mussten. Wie sehr trauere ich dem gemeinsamen Sparkonto hinterher, mit dem mein Ex und ich bis zum heutigen Zeitpunkt, sicherlich eine Hochzeit hätten finanzieren können. Aber auch Trennungen sind bekanntermaßen teuer. Dafür, dass ich nun so selbstständig leben kann, habe ich einen hohen finanziellen Preis gezahlt.

Abgesehen von den Euronen, die das Pärchenleben spart, würde sich mein Leben auch in anderen Punkten radikal von dem Heutigen unterscheiden. An Freitagen wäre der erste Gedanke nach Feierabend nicht: “Wann gehe ich mit wem in die Stammbar auf ein Bierchen?“, sondern: “Wann darf ich endlich mit meinem Herzblatt auf dem Sofa kuscheln?“. Wochenenden wären reinste Knuddelorgien. Wie gut das meiner Gesundheit tun würde! Mein Körper würde hüpfen vor Freude, wenn er wüsste, wie gesund so ein Pärchenleben sein kann. Ein Partner würde mich vom Dönermann meines Vertrauens fernhalten, und mir lieber etwas Gesundes kochen, bzw. kochen lassen. Ein Partner würde mich auch bei schlechtem Wetter nach draußen zerren, und mich zu einem Spaziergang überreden.

Ein Partner ist genau in den Momenten hilfreich, in denen man in das sogenannte “Single-Loch” fällt. Das “Single-Loch” kann man sich wie folgt vorstellen: draußen ist es bitter kalt, es regnet, es stürmt. Ein einsames Sofa steht vor einem großen Fernseher. Dazwischen befindet sich ein Tisch, auf dem es sich Bier und Knabberkram gemütlich gemacht haben. Es flimmert eine Serie über die Mattscheibe. Das Netflix Abo lenkt von der Außenwelt ab. In diesem Loch ist es dunkel, nur das ab und zu aufflackernde TV-Licht bestätigt, dass sich hier eine lebende Person befindet. Würde Netflix nicht nach drei Serienfolgen fragen, ob man denn noch schauen würde (bzw. überhaupt noch lebendig ist), könnte man durch viele Fenster über Tage das TV-Flimmern erkennen. Wie in eine Art Winterschlaf fallen viele Singles, sobald die Temperaturen draußen sinken. Man kann es sich auch ziemlich bequem machen, in diesem „Single-Loch“.  Ein eigener kleiner Raum, der einsam wirkt, aber vor Verletzungen schützt. Der ein oder andere Single versteckt sich gerne, hinter den dicken Mauern des allein seins.

Doch was passiert, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten? Ich wache morgens auf und fühle mich schrecklich. Die Mandeln dick, die Nase zu, der Hals schmerzt. Hätte da jemand neben mir gelegen und mein Leid bemerkt, hätte ich einen Tee am Bett, eine Suppe auf dem Herd und einen Arm um mich. Das sind die Dinge, die es braucht, um wieder gesund zu werden. Als Single krank zu sein, unterscheidet sich leider kaum vom normalen Alltag. Einkaufen gehen, Haustier versorgen, Essen kochen, das nötigste Putzen. Erholungsfaktor gleich 0. Davon abgesehen, ist der Alkoholkonsum eines Singles exorbitant erhöht. Mein Körper ist schon so an seine zwei, drei, vier Freitagabendbiere gewöhnt, dass er vehement streikt, wenn ich mal nicht in die Stammbar einkehre.

Auch Kopfschmerzen am Samstagmorgen halten mich nicht davon ab, mich schon auf meinen Cocktail auf der obligatorischen Samstagsparty zu freuen. Ich glaube ein Jahr Single sein, hat mich 10 Lebensjahre gekostet. Für mich steht fest, Single sein ist nicht gut für die Gesundheit! Wochenenden mit kuscheln verbringen, anstatt mit 2 Promille die Nächte durchzutanzen, würde mein Leben um einiges verlängern. Single sein ist ebenfalls schlecht für den Geldbeutel. Was früher zweimal im Jahr Urlaub war, ist jetzt gerade noch genug um den Lebensunterhalt zu sichern.
Wird verdammt noch mal Zeit, dass das ein Ende hat!

Text:  Jule

fischundfleisch ist eine Meinungsplattform, die Stars, Tipps und Jobs bietet. Vienna Online ist Kooperationspartner und unterstützt damit junge und alte Talente.

(Die Texte werden von Fisch und Fleisch zur Verfügung gestellt)

Jule ist eine waschechte Berliner Single-Frau Ende 20. Wenn sie nicht gerade “irgendwas mit Medien” macht, schreibt sie einen Blog über das aufregende Leben als Großstadtsingle. Sie bloggt auf www.maennerundgefühle.wordpress.com und auf fischundfleisch.com, wo man Texte aller Art hochladen kann.

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