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Silber für Österreichs Skispringer im Teambewerb

Die erfolgreichen ÖSV-Springer
Die erfolgreichen ÖSV-Springer ©AP
Die lange Goldserie der österreichischen Skispringer in Mannschaftsbewerben ist bei den Olympischen Spielen zu Ende gegangen. Michael Hayböck, Thomas Morgenstern, Thomas Diethart und Gregor Schlierenzauer sorgten am Montag in Krasnaja Poljana nach der "Nullnummer" in den beiden Einzelbewerben mit Silber hinter Deutschland aber dennoch für einen versöhnlichen Abschluss der Wettkämpfe in Russland.

Krasnaja Poljana. In den zwei Einzelkonkurrenzen waren die erfolgsverwöhnten “Adler” noch leer ausgegangen. Die Newcomer Diethart (4.) und Hayböck (5.) hatten jeweils von der Normalschanze für die Topergebnisse gesorgt.

Aufgrund der Abschneidens in den Einzelbewerben überwog bei den Österreichern dann auch die Freude über die Medaille. “Es ist ein Wahnsinn und so schön, dass wir das geschafft haben, wir sind alle stark gesprungen. Ich habe meinen zweiten Sprung leider ein bisschen versemmelt, aber Silber ist ein Wahnsinn. Es war total spannend und richtig geil. Natürlich erhofft man sich, dass man ganz oben stehen darf”, meinte der Tourneesieger Diethart, der wie Hayböck seine erste Medaille holte.

“Die Freude ist natürlich riesig, wir haben alle einen ausgezeichneten Wettkampf gemacht. Wir ärgern uns keine Sekunde und freuen uns über die Silbermedaille”, sagte der Oberösterreicher und verwies auf die aufgrund der noch im Einzel ausgebliebenen Medaille schwierige Ausgangssituation.

Vierte Olympiamedaille für Morgenstern

Auch der vor fünf Wochen bei einem Skiflugsturz schwer verletzte Morgenstern war überglücklich. “Ich bin sehr stolz und froh, dass das zustande gekommen ist. Das ist ein ganz eigenes Gefühl, irgendwie ist mir das fast ein bisschen zu viel. Ich würde mich gerne alleine wo hinsetzen und meine Gedanken ordnen. Es war nicht einfach, all das seit dem Kulm wegzustecken”, erklärte der sichtlich gerührte Kärntner.

Für Morgenstern ist die Silberne nach seinem Einzeltitel in Turin sowie Teamgold 2006 und 2010 die bereits vierte Olympiamedaille. Schlierenzauer war auch schon 2010 beim Teamtriumph dabei und hatte damals auch noch zweimal Einzelbronze erobert.

“Schlieri” freut sich über Silber

Weltcup-Rekordsieger Schlierenzauer, der sein Ziel Einzelgold verpasst zweimal klar verpasst hatte, freute sich ebenfalls über die Silberne. “Man muss erst einmal eine Medaille machen. Die Vergangenheit war grandios, diese Zeiten sind vorbei, es hat sich sehr viel getan im Skispringen. Silber ist deshalb sehr hoch einzuschätzen, wir können glücklich sein”, so der Tiroler.

Trainer Alexander Pointner bekräftigte, dass die Silbermedaille “auch sehr gut leuchten kann”. Er sei sehr stolz auf seine Mannschaft. Bis dato war das Team unter Pointner seit der WM 2005 in Mannschaftskonkurrenzen bei Großereignissen unbesiegt. Vor vier Jahren hatte es noch mit Rekordvorsprung Team-Gold gewonnen, Morgenstern und Schlierenzauer waren auch damals schon dabei gewesen.

Diesmal hatten aber die vom Vorarlberger Werner Schuster betreuten Deutschen mit 2,7 Punkten knapp die Nase vorne. Bronze ging weit zurück an Japan.

Das am Ende versilberte Quartett war bereits nach dem ersten Durchgang 2,5 Punkte hinter Deutschland und 7,0 vor Japan auf Rang zwei gelegen. Im Finale übernahm Hayböck dann die Führung, die Morgenstern hauchdünn mit 0,3 Zählern vor den Deutschen verteidigte. Tourneesieger Diethart verlor die Spitzenposition aber wieder und Schlussspringer Schlierenzauer vermochte dann die 3,4 Punkte Rückstand gegenüber Severin Freund nicht mehr aufzuholen.

Endstand:
1. Deutschland 1.041,1
Andreas Wank 132,0/128,0
Marinus Kraus 136,5/134,5
Andreas Wellinger 133,0/134,5
Severin Freund 131,5/131,0
2. Österreich 1.038,4
Michael Hayböck 134,0/130,0
Thomas Morgenstern 129,0/133,5
Thomas Diethart 136,0/132,5
Gregor Schlierenzauer 128,5/132,0
3. Japan 1.024,9
Reruhi Shimizu 132,5/131,5
Taku Takeuchi 127,0/130,0
Daiki Ito 130,5/132,0
Noriaki Kasai 134,0/134,0
4. Polen 1.011,8
Maciej Kot 131,5/129,0
Piotr Zyla 121,0/132,0
Jan Ziobro 130,5/133,0
Kamil Stoch 130,5/135,0
5. Slowenien 995,6
Jurij Tepes 133,0/126,5
Robert Kranjec 120,5/131,0
Jernej Damjan 128,0/130,5
Peter Prevc 133,5/136,0
6. Norwegen 990,7
Anders Bardal 137,5/133,0
Anders Fannemel 129,5/133,0
Anders Jacobsen 119,0/130,5
Rune Velta 125,0/125,5
7. Tschechien 967,8
Jakub Janda 131,0/127,5
Antonin Hajek 128,0/131,0
Roman Koudelka 122,5/130,5
Jan Matura 122,5/127,5
8. Finnland 942,8
Annsi Koivuranta 129,5/130,0
Jarkko Määttä 128,5/124,0
Olli Muotka 123,0/126,0
Janne Ahonen 124,5/132,0

Pointner: “Ein sehr breit gefächertes Team”

Seit 2005 haben Österreichs Skispringer fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Als Team ebenso wie auch eine Unzahl an Einzel-Erfolgen. Nach den Enttäuschungen in den Einzel-Bewerben bei den XXII. Olympischen Winterspielen in Krasnaja Poljana ist es den ÖSV-Adlern am Montag im Mannschaftsbewerb mit Silber gelungen, die totale Pleite wie schon bei den Spielen 2002 zu vermeiden.Krasnaja Poljana. Gleichzeitig ist allerdings auch eine Serie gerissen. Denn seit 2005 hatte das ÖSV-Team bei Nordischen Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen (ohne Skiflug-WM) alle neun Goldmedaillen gewonnen und ging bei Olympia auf ein historisches Triple los.

ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner hat in seiner bereits zehnten Saison Gegenwind innerhalb und außerhalb des Teams zu spüren bekommen, zumal die Dominanz der Österreicher in den vergangenen Jahren sukzessive abgenommen hat. Die plötzlichen Leistungssteigerungen der Youngsters Thomas Diethart und Michael Hayböck sorgten für diesbezügliche Entspannung.

Sonderlob für Morgenstern

“Es ist ein sehr breit gefächertes Team. Es macht unheimlich viel Spaß, weil nicht alle gleich ticken und eine ganz andere Geschichte dahinter steckt. Da gibt es jetzt die Youngstars mit Diethart und Hayböck. Für die sind es die ersten Spiele, die ganz unbekümmert und frei agieren können”, beschrieb Pointner im APA-Gespräch sein Team. Diese zwei hätten auf der Normalschanze bewiesen, was sie können und haben mit Rang vier und fünf nur knapp Edelmetall verfehlt.

Besonderes Lob hatte Pointner während dieser Spiele für den nach seinem Horror-Sturz auf dem Kulm rechtzeitig zurückgekehrten Thomas Morgenstern übrig. “Er hat etwas Einzigartiges geleistet im letzten Monat. Er hat das Unmögliche möglich gemacht. Das ist etwas, was ich in meiner Trainerkarriere noch nie erlebt habe, Gott sei Dank, weil es auch noch nie so einen schweren Sturz gab”, erklärte Pointner.

Dazu befragt, ob ein Top-Star wie Schlierenzauer unter der großen Aufmerksamkeit auch der Medien für die Geschichte Morgensterns nicht leide, erklärte Pointner: “Er kann sich die Aufmerksamkeit holen, in dem er gescheit runterkracht.” Und meinte damit natürlich weit hinunterspringt.

Immer “lässig” in der Mannschaft

Status-Spiele habe es im Team immer gegeben. Vor allem zwischen Morgenstern und Schlierenzauer. “Es war immer lässig in der Mannschaft und jeder hat sich immer wohl gefühlt. Es hat auch Momente gegeben, wo es gekracht hat”, behauptete der gebürtige Oberösterreicher, der schon fast sein ganzes Leben in Tirol lebt.

“Wenn ich zurückdenke, was es für eine Arbeit war, als sie Erster, Zweiter geworden sind. Der Zweite hat sich überhaupt nicht mehr freuen können, nur weil ein anderer vor ihm war”, erinnert sich Pointner und versteht das auch bis zu einem gewissen Grad. “Wenn man 10, 20, 30 Springen gewonnen hat, möchte man im Team auch der Beste sein.” Er selbst sieht nun viel mehr Gelassenheit im Team. “Und eine Frische, die mir unheimlich Spaß macht und man gelöst arbeiten kann.”

Die wahre Challenge als Team-Leader sieht Pointner darin, “dass jeder am gleichen Strang zieht.” Durch die Zugänge der Jungen habe sich alles ein bisschen durchgemischt.

Pointner bezeichnet den Team-Ältesten und dreifachen Olympiasieger Morgenstern gern als “Herz der Mannschaft”. “Weil ich mit ihm alles miterlebt habe. Weil ich ihn schon am längsten kenne und am meisten mit ihm erlebt habe. Das heißt nicht, dass die anderen weniger wert sind.”

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