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Sie nannten ihn Spencer - Trailer und Kritik zum Film

Einer blond, schlank und (über-)korrekt, der andere rundlich, fröhlich und verplant: Die Ähnlichkeit, die Marcus und Jorgo zu ihren Kindheitsidolen Terence Hill und Bud Spencer aufweisen, kommt nicht von ungefähr. Sie sind die Protagonisten von "Sie nannten ihn Spencer", einer vom Wiener Karl-Martin Pold liebevoll gestalteten Hommage an die 2016 verstorbene Ikone und ihre Fans.

Er hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen, schlug sich mit Bohnen genüsslich den Magen voll, streckte Bösewichte per “Fausthammer” oder “doppelter Backpfeife” nieder – und steckte auch selbst gehörig ein. Bud Spencer, der bärige Compagnon von Feschak Terence Hill in den kultigen Haudrauf-Filmen der 70er- und 80er-Jahre, ist Kult – und der Mann dahinter, der Neapolitaner Carlo Pedersoli, seinen ersten Kinodokumentarfilm wert.

Das dachte sich Karl-Martin Pold, der schon seine Diplomarbeit dem Multitalent widmete und in acht Jahren mühsamer Arbeit samt Crowdfunding-Kampagnen sowie intensiver Fan-Einbindung nun sein Kinodebüt drehte. Angelegt als dokumentarisches Roadmovie, erzählt “Sie nannten ihn Spencer” vom Leben und Wirken Pedersolis, der nicht nur Schauspieler, sondern streckenweise auch Schwimmstar, Jurist, Flugliniengründer, Jeansfabrikant, Sänger und Unternehmer war. Und er macht vor allem die bis heute anhaltende Liebe seiner Fans greifbar.

Hier kommen Marcus (32) und Jorgo (40) ins Spiel: Beide sind Spencer/Hill-Fans seit ihrer Kindheit, lieben die Spaghetti-Western um ihrer lebensbejahenden Botschaft willen (“Alles halb so wild”), sehen in “Buddy” aber auch eine Art Lebensretter: Als Marcus nach einem Arbeitsunfall kurzzeitig gelähmt war, konnte ihn nur Bud Spencer zum Lachen bringen; Jorgo eint mit dem Schauspieler die Sehbehinderung, er ist von Geburt an blind und hat Spencer immer als “langjährigen guten Freund” empfunden, “ohne dass ich ihn je getroffen habe”.

Sie nannten ihn Spencer – Die Handlung und Kritik

Das soll sich nun ändern. Im VW-Bus machen sie sich zu Bud Spencers Lebzeiten von Berlin über Paris nach Rom auf, um ihr Idol aufzuspüren und zu treffen. Auf dem Weg treffen sie Co-Stars und Wegbegleiter, darunter Oberbösewicht Riccardo Pizzuti und das Komponisten-Brüderpaar hinter Oliver Onions. Auf dem Weg entwickelt sich bei den beiden eine dem Filmduo ähnelnde Dynamik. Da wird sich unentwegt geneckt, aber vor allem liebgewonnen. Man merkt: Diese beiden können sich problemlos stundenlang in Spencer/Hill-Dialogen unterhalten.

Pold reichert den Roadtrip mit einer überwältigenden Menge an Film-, Archiv- und Interviewmaterial an, setzt stimmig ikonische Szenen und Sprüche aus den Spaghettiwestern ein, die damals die Massen in die Kinos lockten und ihre Fangemeinde durch TV-Wiederholungen weiter ausbauten. Weggefährten und Fans analysieren das Phänomen – und Thomas Danneberg, Synchronstimme von Terence Hill, kommentiert das Ganze pointiert. Unter den Gesprächspartnern ist Terence Hill alias Mario Girotti selbst: Mit großer Zuneigung spricht er über seinen einstigen Filmpartner, den er bereits als Buben im Schwimmverein bewundert hatte, ehe er mit ihm 18 gemeinsame Filme drehen und als ungleiches, oft politisch unkorrektes Duo ein eigenes Filmgenre begründen sollte.

Durch Hill, Pizzuti oder auch Stuntkoordinator Ottaviano Dell’Acqua bekommt der Zuseher ein Gefühl für “Buddy” vor und hinter der Kamera – und merkt, dass diese Ausprägungen sich kaum unterschieden. Faul sei er gewesen, habe nie seine Texte gelernt und keine Party ausgelassen, wird erzählt. Weil er so schlecht sah, ging ein choreografierter Schlag schon mal daneben – Pizzuti verlor so zwei Zähne. Übel nahmen sie ihm das alles nicht, was man spätestens versteht, wenn dieser große, gutmütige, gealterte Bud Spencer am Ende vor seinen zwei Bewunderern steht. Ein Moment, der auch Nicht-Fans zu Tränen rühren dürfte.

Ebenjenen dürfte “Sie nannten ihn Spencer” zu lange sein: Bei über zwei Stunden hat die Doku einige Durchhänger. Dass sie gar konstruiert anmutet und die beiden Bud-Fans im Nachstellen einzelner Szenen hölzern wirken, tut aber nichts zur Sache, machen Spielfreude und Charme doch kleine Schwächen wett. Pold ist ein verspielter, umfangreicher Film von, mit und für Fans gelungen, der das Wesen Bud Spencers und das seiner Fans gut einfängt – und die zwei beliebten Kinohelden wieder auf die große Leinwand bringt. “Held?”, fragt Bud Spencer am Schluss, die Aufmerksamkeit wenig nachvollziehen könnend. “Ich bin auch nur Schauspieler, wie viele andere auch.”

>> Alle Filmstartzeiten zu “Sie nannten ihn Spencer”

(APA)

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