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Schwerste Kämpfe in Gaza bisher - Hamas dementiert Waffenruhe-Ankündigung

Das einzige Kraftwerk im Gazastreifen steht in Flammen.
Das einzige Kraftwerk im Gazastreifen steht in Flammen. ©AP
Gaza erlebte eine der schlimmsten Bombennächte seit Beginn der israelischen Offensive - und auch danach gehen die Angriffe weiter. Die Hamas hat Berichte über eine Waffenruhe mit Israel klar dementiert. In Gazastadt steht noch immer das einzige Kraftwerk in Flammen.
Schwere Angriffe auf Gaza

Drei Wochen nach Beginn der israelischen Militäroperation werden die Kämpfe im Gazastreifen mit immer größerer Härte geführt. Augenzeugen berichteten, die israelischen Bombenangriffe während der Nacht zu Dienstag seien die schlimmsten seit Beginn Militäroffensive gewesen. Mindestens 43 Palästinenser wurden getötet.

Einziges Kraftwerk in Gaza brennt

Am Vormittag wurde das einzige Elektrizitätswerk des abgeriegelten Mittelmeer-Küstenstreifens von Granaten getroffen. Ein Großfeuer brach aus und das Kraftwerk fiel komplett aus. Palästinenser machten Israel für den Angriff verantwortlich. Die Armee erklärte, der Vorfall werde geprüft.

Israel fährt schwere Angriffe auf Gaza

MIDEAST ISRAEL PALESTINIANS CONFLICT
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In der Nacht hatten schwere Bombardements den Gazastreifen erschüttert. Palästinensische Augenzeugen berichteten, das Militär habe aus der Luft, mit Artillerie und von Kriegsschiffen aus geschossen. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur dpa in Gaza sprach von einer Nacht “voller Horror, Angst und Panik”.

Nach Medienberichten griff die Armee 150 Ziele an, darunter zwei Kommandozentralen der radikal-islamischen Hamas und vier Waffenlager, die sich in Moscheen befanden sowie Hafenanlagen. Auch das Haus des Hamas-Spitzenpolitikers Ismail Hanija wurde getroffen. Der Funktionär und seine Familie waren zu dem Zeitpunkt nicht dort.

MIDEAST ISRAEL PALESTINIANS CONFLICT
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Kraftwerk liefert Strom für Spitäler

Ein Mitarbeiter des Kraftwerkes in Gaza sagte der Nachrichtenagentur Maan, eine israelische Granate habe einen Treibstofftank getroffen und damit den Großbrand ausgelöst. Bilder der Fotoagentur EPA zeigten lodernde Flammen und dichten, schwarzen Rauch. Bislang sei es den Feuerwehrleuten nicht gelungen, den Brand zu löschen. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv teilte mit, man prüfe den Bericht. Das Kraftwerk erzeugt Strom für Haushalte, Betriebe, Krankenhäuser und Abwasserpumpen im Gazastreifen.

Der TV-Sender der Hamas nach einem direkten Treffer der Israelis. (EPA)
Der TV-Sender der Hamas nach einem direkten Treffer der Israelis. (EPA) ©Der TV-Sender der Hamas nach einem direkten Treffer der Israelis. (EPA)

UNO-Flüchtlingslager sind voll

Rund zehn Prozent der Einwohner des Gazastreifens haben mittlerweile Zuflucht in Einrichtungen des UN-Hilfswerks UNRWA gesucht. 182 604 Menschen seien derzeit in 82 Anlaufstellen untergebracht, schrieb ein Sprecher der Organisation auf Twitter. Die israelische Armee rief die Einwohner mehrerer Orte im Gazastreifen zur sofortigen Räumung ihrer Häuser auf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte, die UN-Organisationen in Gaza seien überfordert und könnten keine zusätzlichen verzweifelten Menschen mehr versorgen.

Raketeneinschläge in Israel

Militante Palästinenser setzten ihre Angriffe auf den Süden Israels fort. Am Morgen fing das Abwehrsystem eine Rakete über der Stadt Aschkelon ab. In der israelischen Mittelmeermetropole Tel Aviv hatten am Dienstag zum ersten Mal mitten in der Nacht die Alarmsirenen geheult. Zwei Raketen seien nahe Rischon Lezion südöstlich von Tel Aviv eingeschlagen, teilte die Armee mit.

Am Dienstag sollte eine hochrangige palästinensische Delegation in Ägypten über eine Waffenruhe zwischen Israel und den militanten Palästinensern beraten. Ungeachtet aller internationalen Appelle für eine Waffenruhe hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Fortsetzung der Militäroffensive angekündigt. “Wir werden den Einsatz nicht beenden, bevor wir die Tunnel (der Hamas) zerstört haben”, erklärte er am Montag in einer Fernsehansprache.

Hamas dementiert Waffenruhe-Ankündigung

Die im Gazastreifen herrschende Hamas hat indes Berichte über eine Waffenruhe mit Israel klar dementiert. Der Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri wies am Dienstag eine entsprechende Ankündigung der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO zurück. PLO-Funktionär Yasser Abed Rabbo hatte zuvor gesagt, die militanten Palästinenser hätten einer 72-stündigen Waffenruhe zugestimmt.

Abu Zuhri sagte jedoch, Abed Rabbo vertrete nicht die Position der Hamas. “Wenn wir eine israelische Verpflichtung mit internationalen Garantien über eine humanitäre Feuerpause bekommen, werden wir sie prüfen”, sagte der Hamas-Sprecher in Gaza. Man könne jedoch nicht “eine einseitige Waffenruhe erklären, während die Besatzungstruppen unsere Kinder töten”. Hamas werde ihre Positionen selbst verkünden, betonte er.

Abed Rabbo hatte sich nach Gesprächen mit Vertretern der Hamas und mit ihr verbündeter Milizen geäußert. Die PLO untersteht dem gemäßigten palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas, der im Konflikt zwischen Israel und den militanten Palästinensern vermittelt. Israel ging zunächst nicht auf die neue Waffenruhe-Initiative ein. Seit Beginn der israelischen Offensive vor mehr als drei Wochen sind bereits mehrere solcher Versuche gescheitert.

“Nacht voll Horror und Angst”

Kritik aus Israel: USA reagieren verschnupft

Die USA reagierten verstimmt auf israelische Kritik an den Bemühungen von US-Außenminister John Kerry, eine Waffenruhe im Gaza-Konflikt zu vermitteln. In Washington sprach Außenamtssprecherin Jen Psaki verärgert von einer bewussten Desinformationskampagne aus Israel. “Aus unserer Sicht ist das einfach nicht die Art, wie Partner und Verbündete miteinander umgehen”, sagte Psaki am Montag.

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind seit dem 8. Juli mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 6500 verletzt worden. Die meisten der Opfer seien Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, teilten die Rettungskräfte mit. Nach Angaben des israelischen Militärs starben bis Dienstagmorgen 53 israelische Soldaten, davon rund zehn bei Gefechten Dienstagnacht. Drei Zivilisten kamen bei Angriffen militanter Palästinenser ums Leben. (red/dpa/APA)

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