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Schweizer Wolfsrudel nähert sich bei der Jagd besiedelten Gebieten

Dieser Wolf ist im Churer Rheintal in eine Fotofalle getappt.
Dieser Wolf ist im Churer Rheintal in eine Fotofalle getappt. ©Amt für Jagd und Fischerei GR/KORA
Chur. - Ein Wolfsrudel vom Bündner Calanda-Bergkamm dringt derzeit immer weiter ins Tal und in Siedlungsgebiete im Churer Rheintal vor, was Viehzüchter zur Besorgnis treibt. Für Vorarlberg gibt Dr. Klaus Zimmermann von der inatura Entwarnung: "Das Rheintal wäre für die Wölfe zu dicht besiedelt."

Das erste Wolfsrudel der Schweiz, zu dem mittlerweile acht Tiere zählen, hält sich nicht mehr nur auf dem Bündner Calanda-Massiv auf. Die Wölfe sind offenbar dem Wild bis ins Tal hinab gefolgt, was laut Hannes Jenny vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden im Winter völlig normal sei, wie er gegenüber dem “St. Galler Tagblatt” versichert. Am häufigsten lassen sich die Tiere in der Gegend von Untervaz beobachten – sogar tagsüber – und in der Nähe von besiedelten Gebieten kann man sie auch heulen hören. Es ist aber zu hoffen, dass nicht viele Menschen nach Untervaz pilgern, um die scheuen Tiere zu beobachten. Zu Zwischenfällen ist es bisher nicht gekommen, aber die Bevölkerung ist dennoch skeptisch wie die Schweizer Kollegen berichten. Die Menschen müssten erst noch lernen, mit der ungewohnten Situation umzugehen, sagt Jenny zum “Tagblatt”.

Ungewisse Lage

Was die Nutztierhaltung betrifft, könnte es aber durchaus Probleme geben, denn das ausgewachsene Wolfspaar hat auch Nachwuchs. Im Sommer werden die sechs Wolfsjungen fast erwachsen sein und falls sie dann weiterhin beim Rudel bleiben, könnten sie eine ernste Bedrohung für Ziegen, Schafe und Kälber darstellen. Wie Jenny “20 Minuten online” gegenüber erklärt, fordere die Lage die heimischen Landwirte, weil man noch nicht wisse, wie man sich verhalten solle. Auf jeden Fall sollten weiterhin Schutzhunde auf den Alpen eingesetzt werden. Jenny hält es für möglich, dass die Wölfe bis zum Sommer sogar ins Glarnerland und den Kanton St. Gallen vordringen könnten, um zu jagen.

Besorgnis unter Schafzüchtern

Der St. Galler Schafzuchtverband beschäftigt sich bereits intensiv mit möglichen Szenarios. Martin Keller, der Präsident des Verbandes, erzählte dem “St. Galler Tagblatt”, dass die Stimmung auf dem letztwöchigen Infoabend “emotionsgeladen” gewesen sei. Unter anderem seien Herdenschutz und Entschädigung bei Wolfrissen thematisiert worden. Keller sorgt sich zudem um die Zukunft kleinerer Betriebe und Alpen, da es für diese keinen hundertprozentigen Schutz gegen Wölfe gäbe und ein solcher sowieso zu teuer wäre. Aus diesem Grund müssten diese sich wohl zusammenschließen oder dichtmachen. “Will die Bevölkerung die Wölfe hierhaben, so soll sie auch in die Tasche greifen, wenn es um Schutzmaßnahmen geht”, fordert Keller.

inatura-Experte hat keine Bedenken

In Vorarlberg ist die Lage nicht annähernd so angespannt. Dr. Klaus Zimmermann von der “inatura” in Dornbirn zeigt sich auf VOL.AT-Anfrage zum Thema unbesorgt. Von den acht Calanda-Wölfen hat er zwar vorher noch nichts gewusst, er erinnert sich aber an einen ähnlichen Fall aus dem letzten Jahr. Er meint, wir seien momentan noch weit davon entfernt, uns Sorgen zu machen oder Alarm zu schlagen. Selbst wenn die Wölfe es bis nach Vorarlberg schaffen sollten, so würden sie hier aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso nicht bleiben, weil das Rheintal für die Tiere viel zu dicht besiedelt sei, bekräftigt Dr. Zimmermann. Also müssten sich die Bauern auch überhaupt keine Sorgen machen. “Wölfe können – genauso wie Hunde – schwimmen, also könnten sie auch den Rhein überqueren”, sagt Dr. Zimmermann. Er ist sich aber sicher, dass die Tiere sich eher andere Wege suchen würden, wie zum Beispiel von der Schweiz nach Liechtenstein oder den Nenzinger Himmel. “Ich habe da keine Bedenken.” (VOL.AT)

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