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Schutzpaket für Fiakerpferde

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Nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere müssen diese hohen Temperaturen im Sommer ertragen. So geraten vor allem die Fiakerpferde in Wien immer mehr in den Blickpunkt der Kritik. Die Veterinärmedizinische Universität führte zahlreiche Tests an Fiakerpferden durch. Als Ergebnis stellt Tierschutzstadträtin Sandra Frauenberger ein Schutzpaket für die Pferde vor.

Vor allem im Sommer stehen die Fiakerpferde, speziell ihre Haltung und Versorgung auf den Standplätzen, vermehrt im Blickpunkt der Kritik. Um wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse zu bekommen, wie hoch die Belastung von Fiakerpferden in Wien insbesondere bei hohen Temperaturen tatsächlich ist, hat die Stadt Wien die Veterinärmedizinische Universität mit einer Studie beauftragt. Im vergangenen Sommer wurden im Rahmen dieser Studie 12 Fiakerpferde an je drei heißen und kühlen Tagen zwischen 09.00 und 22.00 Uhr getestet. Gemessen wurden u.a. Atemfrequenz, Körpertemperatur, Dauer von Dösen und Stehen, Häufigkeiten von Kopfschütteln, Fliegenabwehr und Aufstampfen mit den Extremitäten sowie Auftreten von Schwitzen, Apathie und geblähten Nüstern. Insgesamt wurden 400 Messungen durchgeführt.

Wesentliches Ergebnis der Studie, die Tierschutzstadträtin Sandra Frauenberger gemeinsam mit einem Maßnahmenpaket zum Schutz der Fiakerpferde am Donnerstag vorstellte: Es wurde zwar bei keinem der, im Rahmen der Studie getesteten und untersuchten Fiakerpferde Hitzestress festgestellt, aber die Studie weist deutlich darauf hin, dass es Rahmenbedingungen braucht, um Überforderung und Stress-Situationen wirksam vorzubeugen.

Frauenberger wörtlich: “Die Fiaker sind ohne Zweifel eine Tourismusattraktion in Wien. Das kann aber nicht bedeuten, die Augen vor den Belastungen zu verschließen, denen die Tiere oftmals ausgesetzt sind. Ich sehe es daher als Verpflichtung der Stadt an, alles zu unternehmen, um die Tiere bestmöglich zu schützen und Stressfaktoren soweit wie irgend möglich zu reduzieren. Um die Situation der Fiakerpferde in Wien nachhaltig zu verbessern, haben wir jetzt auf Grundlage der vorliegenden Studie ein Maßnahmenpaket geschnürt, das ab sofort in Kraft tritt. Im Mittelpunkt stehen dabei strenge Kontrollen, wo die Stadt Wien und auch die Wiener Polizei an einem Strang ziehen. Denn die besten Kontrollen nützen nichts, wenn es keine Konsequenzen z.B. für schwerwiegende Fehler in der Haltung der Fiakerpferde gibt. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde haben jedenfalls Priorität.”

Das 7-Punkte Schutzpaket im Detail

1. Verschärfung der Fiaker-Fahrdienstprüfungsverordnung – Prüfungsgebiet “Umgang mit Pferden” wird erweitert

Die Studie hat gezeigt, dass es für das Wohlergehen der Fiakerpferde von größter Bedeutung ist, dass die KutscherInnen im richtigen Umgang mit den Pferden wirklich sattelfest sind. Das heißt, sie brauchen ausreichende Kenntnisse über Fütterung und Wasserbedarf sowie richtig angepasster Beschirrung, sie müssen körperliche Überanstrengung rechtzeitig erkennen und das Allgemeinempfinden der Tiere richtig beurteilen können. Daher soll bei der Prüfung nach der Fiaker-Fahrdienstprüfungsverordnung der Schwerpunkt noch stärker auf das Prüfungsgebiet “Umgang mit Pferden” gelegt werden. Nur der gut geschulte und pferdekundige Kutscher ist für das Fiaker- und Pferdemietwagengewerbe geeignet. Bei Übertretungen werden Nachschulungen verhängt.

2. Tränken und Abkühlen mit Wasser

Aus der Studie der Hitzestressmessungen geht hervor: Erholt sich ein Pferd nach einer Rundfahrt innerhalb von zehn Minuten nicht, so muss das betroffene Pferd mit kaltem Wasser abgespritzt werden. Ziel ist es, jeden Fiakerstandplatz in Wien mit Einrichtungen zum Abspritzen und Kühlen der Pferde (Wasserschlauch von ausreichender Länge) auszustatten. Auch an kühlen Tagen müssen die Pferde mehrmals getränkt werden.

3. Strenge Schwerpunktkontrollen von Stadt und Polizei – bei Vergehen Sanktionierungsmaßnahmen

Über den Sommer wird es umfassende Schwerpunktkontrollen geben. Bei Vergehen gibt es Sanktionierungsmaßnahmen. Diese reichen von Ermahnungen über die Anordnungen von Maßnahmen (z.B.: neuer Hufbeschlag innerhalb einer bestimmten Frist oder tierärztliche Untersuchung und Behandlung) bis zu Anzeigen nach dem Tierschutzgesetz und dem Wiener Fiakergesetz. In extrem tierschutzwidrigen Fällen kann eine Abnahme der Pferde erfolgen, die Konzession oder die Kutscherberechtigung entzogen werden.

4. Verstärkung der Routinekontrollen:

Während des Sommers wird außerdem das Veterinäramt der Stadt Wien seine Routinekontrollen verstärken. So wird bei über 30 Grad täglich, auch am Wochenende, kontrolliert. Die Stallungen selbst werden 1-2 mal pro Jahr überprüft.

5. Null-Toleranz bei Alkoholisierung

Null-Toleranz gilt bei Alkoholisierung. Die Folge ist sofortiger Entzug der Kutscherberechtigung.

6. Sonnendach bei Standplatz Burgtheater

Sonnenschutz trägt zum Wohlbefinden der Pferde bei und sorgt im Falle einer Überforderung während der Rundfahrt für eine schnellere Erholung des Pferdes als unter direkter Sonneneinstrahlung. Es ist daher geplant, beim Standplatz hinter dem Burgtheater ein Sonnendach für die Fiakerpferde zu installieren. Der Startschuss dafür soll noch heuer erfolgen.

7. Verbot der Anbindehaltung wird rigoros kontrolliert – bei Verstoß droht Konzessionsentziehung

Mit 1.1.2010 ist die Anbindehaltung von Pferden generell verboten und wird ab diesem Tag rigoros kontrolliert werden. Denjenigen UnternehmerInnen, die bis zum Jänner 2010 nicht auf Boxenhaltung umgestellt haben, droht eine Anzeige nach dem Tierschutzgesetz und auch ein Konzessionsentziehungsverfahren (dieses ist erst nach mehrmaliger Verurteilung möglich).

Frauenberger zeigte sich überzeugt, dass alle verantwortungsbewussten UnternehmerInnen und KutscherInnen dieses Schutzpaket für Fiakerpferde als PartnerInnen auch mittragen und unterstützen werden. “Verantwortungsbewusste Unternehmen und KutscherInnen sind unverzichtbare PartnerInnen zum Schutz der Pferde”, so die Tierschutzstadträtin. Abschließend appellierte die Stadträtin an alle Wiener TierfreundInnen, sofort der Tierschutzhelpline (4000 80 60) zu melden, wenn sie beobachten, dass Fiakerpferde nicht tiergerecht behandelt werden.

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