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Schule, Schule - Die Zeit nach Berg Fidel - Trailer und Kritik zum Film

Mit "Berg Fidel - Eine Schule für alle" lieferte die deutsche Regisseurin Hella Wenders 2011 ein gut gemeintes Plädoyer für Inklusion und längeres gemeinsames Lernen ab.

Bei der Viennale läuft am Freitag nun die Fortsetzung: In “Schule, Schule – Die Zeit nach Berg Fidel” begleitete die Filmemacherin sechs Jahre später die gleichen Kinder – und vermeidet den Kardinalfehler von Teil 1. “Berg Fidel” war damals eine inklusive Grundschule (in Österreich: Volksschule) in Münster, in der Kinder aus allen sozialen Schichten – egal ob behindert oder nicht – in altersgemischten Klassen ohne Sitzenbleiben zusammen lernen. Wenders porträtierte vier Kinder, die alle mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Problemen zu kämpfen hatten und gestaltete die daraus entstehende Doku als zwar berührendes, aber doch ein wenig mit dem Holzhammer arbeitendes Plädoyer für eine längere gemeinsame Schulzeit und gegen die frühe Trennung der Kinder.

schule-schule-die-zeit-nach-berg-fidel-viennale-2017
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Stellenweise wirkte das etwas forciert – vor allem vor dem Hintergrund, dass Wenders nicht nur die Nichte von Filmemacher Wim, sondern auch die Tochter einer Lehrerin der Schule ist. Und es lässt auch für “Schule, Schule – Die Zeit nach Berg Fidel” das Schlimmste erwarten, wenn gleich in einer der ersten Szenen eine der Hauptfiguren in ihrer neuen Schule mit “Halt die Fresse, du wer auch immer” begrüßt wird. Glücklicherweise vermeidet Wenders aber in der Folge die Versuchung, Bilder aus der guten alten glücklichen Zeit in Berg Fidel gegen die Widrigkeiten der neuen Schule zu schneiden. Im Gegenteil: Die Filmemacherin porträtiert die Lehrer an den neuen Schulen als ausnahmslos engagiert, die neuen Mitschüler lassen die Protagonisten ihre Beeinträchtigungen nicht spüren bzw. haben selbst mit ähnlichen oder auch anderen Problemen zu kämpfen.

Schule, Schule – Die Zeit nach Berg Fidel – Handlung und Kritik

Da wäre einmal David: Er kämpft mit seiner geringen Körpergröße, ist auf einem Auge fast blind und trägt ein Hörgerät – trotz seiner Begabung wurde er von Gymnasien abgelehnt und muss deshalb in einer privaten Montessori-Gesamtschule um den Aufstieg ins Gymnasium kämpfen. Sein Bruder Jakob hat das Down-Syndrom und besucht die gleiche Schule, Samira wiederum sieht eher wie ein Bub aus, findet nur schwer Freunde und geht in eine bischöfliche Gesamtschule. Etwas aus dem Rahmen fällt die Rom Anita, die keinen Hauptschulabschluss schaffte und diesen nun in einem Berufskolleg nachholen will, um einen Ausbildungsplatz bzw. eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen.

Sie alle begleitet Wenders für ein Jahr, filmt sie in diversen Settings und wirft ab und zu in Interviewsituationen Fragen ein. Vor allem dreht es sich dabei um Freundschaften, Leistungsdruck und Erwartungen an das spätere Leben. Kurz wird auch das Thema Noten und deren Sinnhaftigkeit angerissen. Wer “Berg Fidel” nicht gesehen hat, steigt zwar etwas schwerer in die Geschichte ein – unbedingt nötig ist das (bei der Viennale ebenfalls mögliche) Ansehen von Teil 1 aber nicht, da Wenders immer wieder mit Rückblenden arbeitet. Gegen Ende des Films tappt die Regisseurin allerdings wieder in die Rührseligkeitsfalle, wenn in der Schule Jakobs alle ihre Gefühle anlässlich des bevorstehenden Abschieds am Ende des Schuljahrs äußern müssen. Die anderen Einzelgeschichten bringt sie dagegen ohne großen Druck auf die Tränendrüse zum – meist durchaus ambivalenten – Ende.

“Schule – Die Zeit nach Berg Fidel” läuft bei der Viennale am 20. Oktober um 18.30 Uhr in der Urania und am 22. Oktober um 13.00 Uhr im Metro.

(APA/ Red. / Bilder: Viennale 2017 / RealFiction)

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