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'Schmäh': Premiere des neuen Kabarett- programms von Lukas Resetarits

Lukas Resetarits präsentierte sein neues Kabarettprogramm "Schmäh" im Wiener Stadtsaal.
Lukas Resetarits präsentierte sein neues Kabarettprogramm "Schmäh" im Wiener Stadtsaal. ©APA
Der Schmäh ist ihm noch nicht ausgegangen, heißt doch das bereits 25. Kabarettprogramm von Lukas Resetarits "Schmäh". Aber er kommt deutlich leiser daher. Wie auch der Premierenapplaus gestern im Wiener Stadtsaal.

Große Überraschungen gibt es keine: Tochter Kathrin Resetarits hat wieder bei der Gestaltung mitgeholfen, Robert Kastler steuert erneut musikalische Mini-Intermezzi bei, und der sympathische Dauerredner himself, seit langem von seinen Jüngern gerne wahlweise Altmeister oder Urgestein genannt, streut den einen oder anderen Sprechgesang in die ansonsten szenisch aufs Äußerste reduzierte Bühnenshow ein.

Nur zu Beginn hält er sein Publikum am Schmäh: Mit einem grünen Tüchlein hantierend, beweist Lukas Resetarits seine “Begabung als Magier” – und zeigt einen Taschenspielertrick, mit dem er allenfalls als Finanzminister, nirgendwo jedoch als Zauberer durchkäme. Beweis geglückt: Alles nur ein Schmäh.

Premiere von Kabarettprogramm “Schmäh”

Die systematische Abarbeitung von Schmäh-Varianten führt Resetarits von Kindheitserinnerungen zu Bekenntnissen eines Seniors, der uns seine späte Konsumsucht als Wirtschaftsförderung zu verkaufen versucht. Der Schas und der Sturz als unwillkürliche Lacherreger werden ebenso behandelt wie das Schnarchen. Aber “Dr. Schnabulescus-Schnarch-Stop”, via Internet erstanden, erweist sich ebenso als Schmäh wie Horoskope, Aphrodisiaka, Haarwuchsmittel oder die Behauptung, dass Gratis-Zeitungen uns tatsächlich nichts kosten.

Doch die Märkte regieren und dürfen nicht böse werden. Im einzigen Rollen-Sketch des zweieinhalbstündigen Abends fordert Resetarits als Pensionist im TV-Interview hinter seiner Thujen-Hecke mit bösen Seitenblicken auf seine arbeitslose Nachbarin energisch: “Ausgabenseitig einnehmen!”

Resetarits als weiser Wutbürger

Auch das Kabarettstück Nr. 25 ist intelligent gedacht und formuliert, keine Frage. Dass man immer wieder herzlich gerne lacht, liegt daran, dass Sympathieträger Resetarits in jedem Zoll seines Bandscheiben-geplagten Körpers mehr eine Charmebombe ist und weniger eine Pointenschleuder. Er ist kein Putin-Versteher, dafür ein dankbarer Abnehmer von Rückenkratzern und Teleskop-Schuhlöffeln im umfassenden Warenangebot von Kaffee-Ketten, plant eine Langzeitdoku über die Tanz- und Fresspartys, die “Kleider- und Essmotten” in seinen Kleiderkästen abhalten, und entwirft ein überzeugendes Konzept des Do-It-Yourself-Fliegens. Das alles ist nicht zahnlos, wirkt freilich weniger bissig und kämpferisch als früher. Man könnte auch vornehme Zurückhaltung dazu sagen. Resetarits ist ein weiser, leiser Wutbürger.

Am Ende hat er sich wohl weit über hundert Mal an dem einzigen Requisit, seinem Wasserglas, festgehalten bzw. es als Anhaltspunkt genommen, von einer Geschichte zur nächsten zu gelangen. Das ist dann der Überschmäh: Resetarits kann noch immer niemand das Wasser reichen.

(APA/Red)

 

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