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Schlechte Gesellschaft auf dem Schlachtfeld

Dominanz auf dem Schlachtfeld? Battlefield Bad Company 2, der neue Genrekaiser.
Dominanz auf dem Schlachtfeld? Battlefield Bad Company 2, der neue Genrekaiser. ©Waibel
Kampf der Giganten: Während Call of Duty Modern Warfare von ActiBlizz wegen des Kopierschutzchaos, fehlenden Dedizierten Servern und einer stellenweise fragwürdigen Moralvorstellung nicht nur medial sondern auch von Fans heftig Prügel bezog, schickt sich das kultige Battlefield Bad Company 2 nun auch auf dem PC an, der Modern Warfare Reihe den Genrethron streitig zu machen.  

Dabei kam der aktuelle Modern Warfare-Ableger mit der Zeit so richtig in die Gänge und führte bis zuletzt die Online-Aktivitätslisten von 360 und PS3 an. Aber wo Modern Warfare dank eines ausgewogenen Multiplayer punkten kann, setzt BFBC2 dank praktisch fast unbegrenzt zerstörbaren Leveln noch eins drauf. Im Solospiel wird die kultige Handlung rund um die schrulligen Protagonisten weitergeführt, wenn auch nicht mehr mit so viel Spielwitz wie im legendären ersten Teil, der für die Xbox 360 exklusiv erschien.

Bei seinem Erscheinen war Battlefield Bad Company konkurrenzlos: Nicht nur der Spielwitz der Kampagne, sondern auch das erste Battlefieldspiel MIT einer Kampagne. Das ganze gewürzt mit einer ordentlichen Portion Three Kings, teilweise zerstörbarer Levelgeometrie und spannend gescripteten Missionen. Lange Zeit schielte die PC-Fraktion deswegen neiderfüllt auf die Konsoleros. Nun nach Erscheinen steht fest: BFBC2 macht vieles besser, aber einiges auch weniger gut als sein Vorgänger.

Zum einen das Thema spielerische Freiheit: Zwar können hier fast alle Levelstrukturen dem Erdboden gleichgemacht werden, jedoch sind die Levels dem geschuldet alle eher linear aufgebaut. Auch ist das Sequel erwachsener geworden – der Spielwitz blieb dabei auf der Strecke. Dafür wurde in Sachen Knackigkeit und Spannung ein Schäuferl nachgelegt. Erwähnenswert sind auch die wechselnden Schauplätze: So lungert das dreckige Quartett nicht nur in Georgien und Russland herum, sondern macht auch die USA, Japan, Bolivien oder Chile unsicher.  

Was nicht fehlen darf, aber hier sparsamer eingesetzt wird: Die humoristischen Dialoge unter den Kameraden. Sonst wäre es ja kein Bad Company-Spiel. Auch glänzt der Titel mit einer genreuntypisch langen Mindestspielzeit von rund acht Stunden. Dabei verlocken Goodies wie freischaltbare Waffen zum Erforschen der Level. Insgesamt hat der Schwierigkeitsgrad angezogen, obwohl aus drei Stufen gewählt werden kann. Hier hat die PC-Version die Nase vorn, da einen Gegner schon aus relativ weiter Entfernung aufs Korn nehmen, die man am TV aufgrund der etwas gröberen Auflösung oft einfach noch nicht sieht. 

Den Wurzeln der Battlefield-Reihe geschuldet, kann man auch in Battlefield Bad Company 2 wieder auf eine Vielzahl von Fahrzeugen zurückgreifen: Zwar gibt es im Singleplayermodus leider keine neuen Fluggeräte zu benutzen, allerdings wurde das Portfolio an Land- und Wasserfahrzeugen durch Jet-Skis und Quads ergänzt.

Die Steuerung wurde relativ gut an das Gamepad angepasst, zielen tut es sich jedoch immer noch leichter und präziser mit Maus und Tastatur. Ansonsten kann ich über das Handling kein schlechtes Wort verlieren.

Wer sich durch den Solopart gekämpft hat, den erwartet aber das eigentliche Juwel des Spiels: Der Onlinemodus. Hier läuft der Titel erst zu seiner Höchstform auf und lässt jeden Multiplayershooter am Markt weit hinter sich. Zahlreiche Awards, freischaltbare Waffen und Gadgets wecken den Sammeltrieb, die Maps sind riesig, die darin befindlichen Strukturen großteils zerstörbar. Bis zu 24 Spieler auf der Konsole und bis zu 32 auf dem PC können sich auf den weitläufigen Arealen tummeln. Das Squadsystem sorgt dabei für unterbrechungsfreien Spielfluss, da man nach dem Ableben beim Squad wieder spawnen kann. Für häufiges Ableben ist dank der Spieltiefe von BFBC2 gesorgt: Das Spiel setzt auf Teamplay, und oft sind nicht nur perfekte Shootergamer der Schlüssel zum Erfolg. Sanis und Ingenieure spielen als Unterstützer eine große Rolle. Das Balancing ist fast perfekt, nur die fast schon Battlefield-typisch starken Kampfhelis sind etwas overpowered.

Zwar könnte die Menge an Maps größer sein und die Einführung eines Mapvoting wie in früheren Battlefield-Titeln würde für einen kontrollierteren Ablauf sorgen, doch das ist Gemäkel auf hohem Niveau. Negativ hervorzuheben wäre aber auch bei BFBC2 der fehlende LAN-Modus.

Technisch brilliert Bad Company 2 nicht nur mit knackigen Texturen und hübschen Maps – die auf dem PC an der Fotorealismusgrenze knabbern. Auch die Effekte, der krachende Sound und die Tatsache, dass man ganze Levelstrukturen dem Erdboden gleichmachen kann, sind so in Summe noch nie dagewesen. Demgegenüber trüben sporadisch auftretende Popups oder leichtes Tearing das tolle Gesamtbild nur wenig. Wenngleich die Synchronisation gut gelungen ist – in englisch versteckt sich doch noch mehr Situationswitz. Dennoch sind beide Sprachausgaben auf hohem Niveau. 

Fazit:
DICE hat´s wieder einmal geschafft: Die Battlefield-Väter haben mit Battlefield Bad Company nicht nur nun erstmals den PC-Jüngern eine tolle Singleplayererfahrung beschert, sondern auch Konsoleros und PC-Gamern den meiner Meinung nach besten Multiplayermodus derzeit. Damit geht die kurze und von vielen ungeliebte Vorherrschaft von Call of Duty Modern Warfare 2 zu Ende. Der König ist tot – Es lebe der Kaiser der gepflegten Onlineschlacht – DICE!

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