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Schiffbau in der Krise - Kreuzfahrtschiffbau boomt

Der Schiffahrtsbau boomt weiter.
Der Schiffahrtsbau boomt weiter. ©pixabay.com
Nicht der gesamte Schiffbau auf der Welt steckt in einer Krise - die Kreuzfahrtnische boomt nach wie vor. Derzeit ist das Segment überwiegend in der Hand europäischer Werften.

Es gibt etwas zu feiern auf der Papenburger Meyer Werft. Dort startet der Bau des ersten von zwei hochmodernen Kreuzfahrtschiffen, die die Rostocker Reederei Aida wieder in Papenburg bauen lässt. Schon von 2007 bis 2013 hatte Aida dort sieben Kreuzfahrtschiffe produzieren lassen. Nachdem zwei weitere Schiffe in der Zwischenzeit bei Mitsubishi Heavy Industries in Auftrag gegeben wurden, kehrt der deutsche Branchenführer Aida nun an die Ems zurück. Dort sollen bis 2020 zwei schwimmende Kleinstädte mit jeweils 2.500 Passagier-Kabinen entstehen – die größten bisher in Deutschland gebauten Kreuzfahrtschiffe. Für die Meyer Werft sind das Aufträge im Milliardenbereich.

Schiffbaubranche in der Krise

Die weltweite Schiffbaubranche steckt im Grunde in der Krise. Der Markt für Massengutfrachter und Containerschiffe ist eingebrochen, in Asien und Brasilien bestehen Überkapazitäten, sagt Kathrin Ehlert-Larsen vom Verband für Schiffbau und Meerestechnik in Hamburg. Doch in der Nische blühen die Aufträge für Spezial- und Passagierschiffe. Vor allem die Kreuzfahrtindustrie verzeichnet seit Jahren ein Wachstum.

2016 dürften laut Internationalem Kreuzfahrtverband CLIA weltweit 24,2 Millionen Menschen auf Kreuzfahrt gegangen sein, für heuer lautet die Schätzung auf 25,3 Millionen Passagiere. 2017 sind nach Verbandsangaben 26 Jungfernfahrten von 26 neuen Hochsee-, Fluss- und Spezialkreuzfahrtschiffen geplant – das entspricht einer Investitionssumme von 6,8 Milliarden US-Dollar (6,4 Mrd. Euro). Und zwischen 2017 und 2026 erwartet die Branche die Indienststellung von 97 neuen Kreuzfahrtschiffen – das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei 53 Mrd. US-Dollar.

Werften in Europa profitieren

Von diesem Boom profitieren vor allem Werften in Europa. Den Kuchen teilen sich laut aktuellen Zahlen einer Studie der AG Schiffbau für die IG Metall zum Großteil die STX-Werft in Frankreich mit 26,1 Prozent, die Fincantieri-Werft in Italien mit 26,4 Prozent, die Meyer-Werft in Papenburg mit 24,0 Prozent und die ebenfalls zur Meyer-Gruppe gehörende Werft im finnischen Turku mit 13,5 Prozent. Der im vergangenen Jahr gegründete Werftenverbund MV-Werften des malaysischen Genting-Konzerns kommt demzufolge auf einen Anteil von 7,5 Prozent.

Wenn die Kartellbehörden zustimmen, wird demnächst die französische STX-Werft von Fincantieri übernommen. “Im Wesentlichen haben wir dann ein Duopol von Fincantieri/STX auf der einen, und der Meyer-Gruppe auf der anderen Seite”, sagt Heiko Messerschmidt, Sprecher der IG Metall Küste.

Mit Genting wechselt auch ein bisheriger Kunde von Meyer auf die Seite der Schiffswerften. Erst im vergangenen August hatten die Emsländer die “Genting Dream” ausgeliefert – das erste von zwei Neubauten für die asiatische Kreuzfahrtlinie Dream Cruises.

Aber künftig wollen die Malaysier ihre Schiffe selber bauen. Genting hatte drei Werften in Wismar, Rostock und Stralsund im Frühjahr 2016 nach eigenen Angaben für rund 230 Mio. Euro übernommen. In Mecklenburg-Vorpommern will Genting für zunächst 3,5 Mrd. Euro Passagierschiffe bauen lassen, vom Flusskreuzfahrtschiff bis zum Ozeanriesen für 5.000 Passagiere und 2.500 Crewmitglieder. Mit dem Bau der ersten beiden Flusskreuzfahrtschiffe war im August 2016 in Wismar begonnen worden. Sie sollen 2017 ausgeliefert werden. Angekündigte Investitionen von mehr als 150 Mio. Euro in den nächsten Jahren wecken in Mecklenburg-Vorpommern Hoffnungen auf mehr und sichere Arbeitsplätze im Schiffsbau.

Auch die zur Meyer-Gruppe gehörende Neptun-Werft in Rostock profitiert von den großen Hochseekreuzfahrtschiffen. Die Werft, deren Schwerpunkt auf dem Bau von Flusskreuzfahrtschiffen liegt, liefert nach Unternehmensangaben auch Module für die Werften in Papenburg und Turku zu. Insgesamt arbeiten in der deutschen Schiffbauindustrie nach Gewerkschaftsangaben rund 90.000 Menschen – 15.600 direkt auf den Werften.

(APA/Red)

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