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Schauspielhaus Salzburg mit ambitionierten Spielplan

Das Schauspielhaus Salzburg präsentierte am Donnerstag den Spielplan für 2014/2015.
Das Schauspielhaus Salzburg präsentierte am Donnerstag den Spielplan für 2014/2015. ©Neumayr
Das Schauspielhaus Salzburg präsentierte am Donnerstag einen ambitionierten Spielplan für 2014/2015. Allerdings: Die finanziellen Sorgen des Schauspielhauses sind derzeit größer als üblich.
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Klassiker von Moliere, Tschechow, Ibsen oder Arthur Miller, daneben Österreichische Erstaufführungen von Charlotte Roos, Julie Zeh und Christoph Ransmayr. Gesellschaftskritik von Alois Hotschnig und Elfriede Jelinek, ergänzt mit einer “Tür-auf-Tür-zu”-Komödie von Peter Quilter. Das ist der Spielplan 2014/2015 im Schauspielhaus Salzburg, der am Donnerstag vorgestellt wurde.

In “Rechnitz” beschäftigt sich Elfriede Jelinek mit einem abscheulichen Teil österreichischer Geschichte. In den letzten Kriegswochen haben Nazi-Offiziere und ihre adeligen Freunde im Burgenland “zum Spaß” mindestens 180 jüdische Zwangsarbeiter erschossen – ein Vorfall, der im Detail bis heute nicht ganz geklärt ist. Das 2008 in München uraufgeführte Stück kommt im März 2015 ins Schauspielhaus, fast genau 70 Jahre
nach dieser historischen Tragödie.

“Der Geizige” ist eine Satire von Moliere, Spielleiter Christoph Batscheider wird diese 300 Jahre alte, bissig-groteske Situationskomik in Szene setzen. Intendant Robert Pienz zeichnet zumindest für “Glorious” von Peter Quilter und “Odysseus. Verbrecher.” von Christoph Ransmayr verantwortlich – “Glorious” ist eine Komödie über das reale Leben von Florence Foster Jenkins, der ebenso reichen wie herzerfrischend-talentlosen Sängerin mit Kultstatus. Ransmayr wiederum beleuchtet das Leben von Odysseus in seinem 2010 in Dortmund uraufgeführten Stück von gänzlich unerwarteter Seite – die Premiere dieser österreichischen Erstaufführung ist im März.

Ebenfalls hierzulande noch nie auf der Bühne war “Yellow Line”, eine Gesellschaftssatire in Episoden der Autorinnen Charlotte Roos und Julie Zeh. Eine Farce steht am Ende der Saison mit “Die Damen warten”. Sibylle Berg hat in ihrer gnadenlos analytischen Art die Ängste und Marotten ihrer Geschlechtsgenossinnen auf die Schaufel genommen. Der “Volksfeind” von Ibsen, “Hexenjagd” von Arthur Miller, Tschechows “Der Kirschgarten” oder die Zweitaufführung von “Absolution” von Alois Hotschnig in Koproduktion mit dem Klagenfurter Ensemble vervollständigen den Abendspielplan.

Für die Jugend bringt das Schauspielhaus in der kommenden Saison eine Neuproduktion des erfolgreichen Kindermusicals “Das Hausgeisterhaus” von Blaikner und Goehlert, “Eine Odyssee” von de Bont sowie “Schachnovelle” von Stefan Zweig. “Es ist ein immer wieder geäußerter Wunsch der Lehrerschaft, bei der Vermittlung zentraler Stoffe behilflich zu sein”, sagte Spielleiter Batscheider.

Dieses Prinzip hat bei “Sofies Welt” nach dem Erfolgsroman von Jostein Gaarder allerdings nicht funktioniert. Das mit dem Odeion koproduzierte Stück ist gefloppt, die Zahl der Vorstellungen wurde radikal gekürzt, trotzdem habe das von Caroline Richards inszenierte Kinderstück ein gehöriges Loch in die Kassa gerissen, wie Felix Breier, seit vergangenem Herbst neuer Geschäftsführer des Schauspielhauses, erklärte. “Wir haben das Stück falsch eingeschätzt, da sind uns mehrere Tausend Karten übrig geblieben. Trotzdem: Wir stehen mit einer stabilen Zuschauergesamtzahl von rund 42.000, knapp 900 Abonnenten und einer Eigenwirtschaftlichkeit von 30 Prozent im Österreichvergleich sehr gut da.” Und Batscheider ergänzte: “Ein Flop passiert im Schauspielhaus Gott sei Dank extrem selten. Im Prinzip liegen wir goldrichtig und brauchen uns von diesem Nackenschlag nicht entmutigen lassen.”

Größer als üblich sind die finanziellen Sorgen des Schauspielhauses aber dennoch. “Bei einem wesentlichen Subventionsgeber, dem Land, heißt es ‘nichts geht mehr’, da ist nur noch Starre”, erklärte Intendant Pienz. Konkret: Das Land hinkt zusehends hinterher und unterstützt das Haus nur mit 645.000 Euro. Die Stadt fördert mit 665.000 Euro und hat für 2015/2016 eine Erhöhung auf 685.000 Euro angekündigt. Der Bund hat zwar von 305.000 auf 320.000 Euro erhöht, weitere Steigerungen sind aber nach dem Subsidiaritätsprinzip nur dann zu erwarten, wenn auch das Land wieder zur Stadt aufschließt.

“Wir haben wesentlich mehr Publikum und beschäftigen im Schauspielhaus zumindest doppelt so viele Menschen wie alle anderen Österreichischen Theater mit vergleichbarem Fördervolumen”, sagte Intendant Pienz, dessen Haus 2,5 Mio. Euro umsetzt, eigene Werkstätten und eine Theaterschule betreibt. “Die meisten Abteilungen in diesem Haus sind ohnehin nur noch Ein-Personen-Abteilungen. Aber wenn nicht schnell etwas geschieht, wird es wirklich eng. Bereits im kommenden Herbst wird unser künstlerisches Ensemble um zwei Personen kleiner sein.” (APA)

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