Stolz auf unser Heimatland
Zum Auftakt der Informationskampagne “Zufälle gibt’s” hat sich Außenministrant Kurz ein wahres Schmankerl einfallen lassen: Wir sind stolz auf unser Österreich. Knaller! Nun haben Menschen mit österreichoidem Hintergrund und solche, die zunächst wo anders lebten, endlich ihre gemeinsame Gaudi. Wir sind stolz auf etwas, wofür wir überhaupt nichts können, nichts geleistet, nicht einen Finger gerührt haben. Ein Produkt des Zufalls: Gerade wir Ursprungsösis können unseren herzlich heimatlichen Lacher nicht verbergen: Wir sind stolz, weil wir zufällig in dieses schuhförmige Ding geboren wurden.
Ein Ausländer ist #stolzdrauf
Als Galionsfigur für das neue Österreichbewusstsein hat sich Sebastian Kurz den Volksrock’n’roller Andreas Gabalier ausgesucht. Was für ein schönes Signal: ein Ausländer. Denn seine wahre Herkunft verrät uns der Neo-Österreicher in seinem Song “Biker”: ”Herz haben wir ein gesundes, Italiener, Deutsche und Japaner grüßen tun wir uns”. Das “Wir” des Volksrock’n’rollers sind also Italiener, Deutsche und Japaner. Dass die wiederum zugleich die faschistischen Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg waren, ist einmal mehr ein Beweis dafür, dass es Zufälle gibt.
Rock’n’roller mit Berghintergrund
Oder meint Kurz vielmehr, Gabalier selbst solle sich als Integrationsfigur endlich in unser Land integrieren. Denn dass der orthodoxe Alpenmensch nicht einmal den Text unserer schönen Nationalhymne beherrscht, wissen wir spätestens seit letztem Sommer. Und sogar hier ist Gabalier nicht minder #stolzdrauf.
Und wir Wienerinnen und Wiener?
Auf facebook schreibt der Italo-Deutsch-Japaner: “Ich bin stolz darauf, dass es noch sooo viele Dirndln und Buam im Land gibt, die unsere Kultur und Tradition zeitgemäß leben und weitergeben, und hoffentlich noch lange im Trachtengewand außer Haus gehen.” Da fragt sich doch der heimatbewusste Großstadtneurotiker: Und wie sieht sie nun aus, diese Wiener Tracht der 1,7 Millionen Österreicherinnen und Österreicher, die bei uns in der Hauptstadt leben?
Also doch! Die Kampagne der Republik erweist sich als Satireprojekt, das uns einmal mehr mit der Frage konfrontieren möchte: Sollen wir uns am Ende für unser Österreich gar noch schämen? Nein, sollen wir nicht. Denn man kann sich für nichts schämen, das auf einem Zufall beruht.