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Salzburg vor 200 Jahren: Der Kampf um das Salz teilte das Land

Salzburg feiert kommendes Jahr 200 Jahre Zugehörigkeit zu Österreich.
Salzburg feiert kommendes Jahr 200 Jahre Zugehörigkeit zu Österreich. ©APA/BARBARA GINDL
Wenn Salzburg im kommenden Jahr seine 200-jährige Zugehörigkeit zu Österreich feiert, dann ist das nur eine vergleichsweise kurze Periode in der Geschichte des Landes. Denn das Zeitalter des Erzstiftes - also die weltliche Herrschaft der Erzbischöfe - davor dauerte fast 1.000 Jahre, die zweite Hälfte davon war Salzburg überhaupt ein selbstständiger Staat innerhalb des Heiligen Römischen Reiches.
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Unmittelbarer Auslöser für das Ende dieser langen Epoche waren die Franzosenkriege. Drei Tage, bevor die napoleonischen Truppen ins Land Salzburg einmarschierten, floh im Dezember 1800 der amtierende Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo nach Brünn. In der Mozartstadt setzte er eine sechsköpfige Statthalterschaft ein, blieb aber Erzbischof und behielt zunächst auch noch die weltliche Herrschaft über sein Land. Österreich hatte zu diesem Zeitpunkt längst Interesse an Salzburg: Bereits 1797 war es in einem Geheimvertrag zum Frieden von Campo Formido Österreich versprochen worden, schreibt der Kirchengeschichtler Franz Ortner in der “Geschichte Salzburgs” (Hg. Dopsch/Spatzenegger, Pustet Verlag).

Gebiet des Fürsterzbistums Salzburg 1803 /APA
Gebiet des Fürsterzbistums Salzburg 1803 /APA ©Gebiet des Fürsterzbistums Salzburg 1803 /APA

Ferdinand III. erhob Salzburg zum Kurfürstentum

Nach zwei Monaten Krieg zogen die Franzosen im Februar 1801 wieder aus Salzburg ab. Zwei Jahre später beendete der sogenannte Reichsdeputationshauptschluss von Regensburg die Herrschaft der Erzbischöfe, weil deren Länder die (weltlichen) Reichsfürsten für andere Gebietsverluste entschädigen sollten. Am 11. Februar 1803 unterzeichnete Erzbischof Colloredo das Abdankungspatent. Neuer Herrscher wurde Ferdinand III., der Bruder des späteren Österreichischen Kaisers Franz I., der damit für den Verlust der Toskana entschädigt wurde und Salzburg schon bald zum Kurfürstentum erhob.

Französische und bayerische Truppen beenden Ferdinands Herrschaft

Der bei der Bevölkerung sehr beliebte Kurfürst verzichtete auf das Recht, das Domkapitel und die Klöster aufzulösen, sondern verhandelte mit Erzbischof Colloredo über eine Aufteilung zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft, was für den Weiterbestand des traditionsreichen Erzbistums von großer Bedeutung war. Außenpolitisch verbündete sich Salzburg wenig überraschend mit dem Kaiserhaus in Wien. Ferdinands Zeit in Salzburg dauerte aber gerade einmal zweieinhalb Jahre, weil dann erneut französische und bayerische Truppen einfielen. Bei seiner Flucht nahm der Herzog einen Teil des Domschatzes mit. Die einfallenden bayerisch-französischen Truppen plünderten Salzburg.

Salzburg kam 1806 zu Österreich

Mit dem Frieden von Pressburg fiel Salzburg 1806 erstmals an Österreich. Das bedeutete, dass der bis dahin selbstständige Staat plötzlich zur Provinz eines anderen Landes degradiert wurde. Wien sah zunächst nicht einmal eine eigene Landesregierung vor, ermöglichte diese aber schließlich auf Drängen des “Präsidenten” der habsburgischen Verwaltung in Salzburg doch noch. Vieles änderte sich im Leben des Landes: Erstmals gab es Stempelpapier, ein Monopol auf Salz oder Tabak, den Punzierungszwang, das Lottospiel oder Grenzzölle und neue Steuern. Was an der Salzach aber vor allem für Unmut sorgte, war die Tatsache, dass ein beträchtlicher Teil der Einnahmen des Landes zur Stärkung der Staatsfinanzen nach Wien floss. Die Salzburger fanden kaum gute Worte über die Zugehörigkeit zu Österreich, schreibt Ortner. Und Österreich bediente sich auch so am Reichtum Salzburgs: Der Besitz des Domkapitels und des Bistums Chiemsee wurde vom Staat eingezogen. “Viele der noch übrigen Kunstschätze, Archive, Handschriften und Bücher brachte man nach Wien”, so Ortner.

Kirchberg im salzburgischen Eugendorf./APA/FRANZ NEUMAYR
Kirchberg im salzburgischen Eugendorf./APA/FRANZ NEUMAYR ©Kirchberg im salzburgischen Eugendorf./APA/FRANZ NEUMAYR

1809 wurde Salzburg wieder französisch

1809 zog Österreich erneut gegen Napoleon zu Felde, verlor schließlich die Schlacht bei Wagram und damit Salzburg im Oktober desselben Jahres erneut an Frankreich. Bereits Anfang Mai hatte Napoleon Salzburg wieder für französisch erklärt, eine eigene Landesverwaltung eingesetzt und erneut begonnen, das Land auszuplündern. “Das Land hatte in diesen schrecklichen Kriegen und unter der Gewaltherrschaft der Franzosen, die in ihrer Ausbeutung unersättlich waren, furchtbar gelitten; überall herrschte Armut, Mangel und Elend”, schrieb der ehemalige Salzburger Erzbischof und Kirchenhistoriker Ignaz Rieder in “Kurze Geschichte des Landes Salzburg” (1905).

1810 kommt Salzburg zu Bayern

Dem Krieg folgte am 12. September 1810 der Frankfurter Vertrag, und damit kam Salzburg zu Bayern. Die Bayern waren allerdings in Salzburg wegen des Bündnisses mit Frankreich alles andere als beliebt. Die neue Herrschaft schloss die Universität (sie sollte erst 1962 wieder gegründet werden), baute die gesamte Verwaltung nach bayerischem Vorbild um, verscherbelte viele Schlösser, Gebäude und Staatsgüter und holte viele wertvolle Bücher und Archivalien aus Ämtern und Klöstern nach München. Es folgte ein neuerlicher Krieg Bayerns, zunächst an der Seite Napoleons gegen Russland. Plötzlich mussten Salzburger in der bayerischen Armee mitkämpfen. Später wechselte Bayern zum Bündnis gegen Frankreich.

Der Kampf ums Salz teilte das Land

Ab Ende 1813 verhandelten Österreich und Bayern über verschiedene territoriale Abtretungen, und im Lauf des Jahres 1814 zeichnete sich schließlich für Bayern der Verlust Salzburgs mit Ausnahme der Gebiete links der Saalach und Salzach (Rupertiwinkel) ab. Beim Wiener Kongress und später in München spießten sich die Verhandlungen um Salzburg lange. Für Bayern ging es in erster Linie um das Salz, besaß es doch bis 1814 noch das Salz-Monopol im süddeutschen Raum. Mit dem Verlust Salzburgs wären die Salzlagerstätten in Bad Reichenhall und Hallein verloren gegangen. Der Durchbruch gelang am 14. April 1816 mit der Teilung: Salzburg wurde Österreich zugesprochen, der Rupertiwinkel mit Bad Reichhall fiel hingegen an Bayern.

1816 wurde Übergabe an Österreich gefeiert

Am 1. Mai 1816 erfolgte die feierliche Übergabe Salzburgs an Österreich. Fünf Wochen später traf Kaiser Franz I. in Salzburg ein und wurde mit Begeisterung empfangen. Er hatte sein Reich um ein Gebiet erweitert, das innerhalb weniger Jahre von eine blühenden Region zu einem vollkommen geplünderten, ausgebluteten, von Krieg, Hunger und Not zerschundenen Landstrich geworden war. Das Land hatte seine Kornkammer – die an Bayern gefallenen Teile – verloren. Franzosen, Toskaner, Österreicher und Bayern hatten alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitgenommen und dem Land ungeheure Kriegskontributionen aufgezwungen. Unschätzbare Kulturgüter waren für immer außer Landes geschaffen worden. Doch auch der neue Herrscher ordnete an, was in Salzburg zu holen sei: “Alles, was würdig ist”. Dementsprechend landeten Tausende Urkunden, kostbare Handschriften, frühe Drucke und unersetzliche Archivbestände in Wien.

Auch politisch wurde Salzburg durch Österreich abgewertet: Schon im Juni wurde es als Kreisamt der Landesregierung von Linz unterstellt. Dies sollte bis 1850 dauern, als Salzburg als Herzogtum zumindest wieder selbstständiges Kronland wurde und eine eigene Landesbehörde erhielt.

(APA)

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