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Sackhüpfen und Schoko-Duschen: Kritiker haben Lanz nicht geschont

Moderator Markus Lanz im Schokolade-Bad.
Moderator Markus Lanz im Schokolade-Bad. ©APA
Es hätte ein Karriere-Katapult werden können, für Markus Lanz wurde "Wetten, dass..?" zum Schleudersitz. Von seinem ersten Auftritt beim Showklassiker an wurde der 45-Jährige für seinen Moderationsstil kritisiert. Böse Zungen warfen ihm eine banale bis zeitweise inquisitorische Interviewtechnik vor. Doch wahr ist wohl auch: Die Quoten fielen nicht nur wegen des Moderators in den Keller.

Die Fernsehlandschaft hat sich verändert. Heute sitzt bei solchen Shows nicht mehr die ganze Familie zusammen vor dem Bildschirm. Und auch Übermoderator Thomas Gottschalk musste sich nach jeder Sendung zum Teil heftige Kritik gefallen lassen.

Lanz seit Oktober unter Dauerbeschuss

Markus Lanz trat sein Amt im Oktober 2012 an. Seitdem stand er wegen peinlich wirkender Einlagen wie Sackhüpfen oder Schokoladen-Duschen und stetig sinkender Quoten unter Dauerbeschuss. Eine Fernsehkritikerin der “Welt” warf ihm etwa vor, gänzlich humorlos zu sein und seine Gäste mit banalen Fragen zu ihrem Leben zu quälen, wie etwa: “Ihr habt beide drei Geschwister, ne?” Der “Tagesspiegel” schrieb, Lanz habe weder Charisma noch Schlagfertigkeit. Er kompensiere dies “durch Stirnrunzeln, Superlative, Lobhudelei und dieses irre Lachen über die Witze seiner Gäste”.

Das Lanz-Bashing gipfelte in einer Online-Petition gegen den Moderator, nachdem er in seiner Spät-Talkshow im ZDF die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht interviewt hatte. Seine Nachfragen empfanden viele als zu ruppig. Lanz unterbrach seinen Gast immer wieder mit den Worten “Da muss ich einmal einhaken”. Mehr als 230.000 Unterzeichner forderten danach die Abschaffung der Show.

Sogar seine ausländischen Gäste mokierten sich über das altbackene “Wetten, dass..?”. US-Schauspieler Tom Hanks musste etwa plüschige Katzenohren tragen, während Lanz das Studio in einem Sack hüpfend durchquerte. Hinterher machte sich Hanks über die quälend lange Sendung lustig. Auch Robbie Williams und James Blunt lästerten in einer britischen Radiosendung über die “sehr schmerzhafte” Show. TV-Ulknudel Stefan Raab durfte unterdessen unbehelligt Werbung für seine neueste Erfindung machen – einen Duschkopf, der die Haare trocknet.

Fast unmögliche Aufgabe für Lanz

“Focus Online” stellte irgendwann fest, “Wetten, dass …?” sei zu einer Dauer-Werbesendung verkommen. Das Gros der Gäste sei nur noch da, um PR in eigener Sache zu machen. Doch dies war auch zu Gottschalks Zeiten schon so. Und überhaupt: Die jetzt fast 34 Jahre alte Sendung war schon vor Lanz’ Start leicht angestaubt – und vor allem so stark mit Gottschalk und seiner ihm eigenen Art verknüpft, dass es für seinen Nachfolger fast unmöglich war, aus dem Schatten des Strahlemanns und eloquenten Charmeurs hervorzutreten.

Lanz erhielt auch Rückendeckung

Und so gab es auch nicht wenige, die betonten, dass man Lanz nicht allein den Schwarzen Peter für den Niedergang von “Wetten, dass…?” zuschieben könne. Schauspieler Til Schweiger gab zu bedenken, die Sendung treffe nicht mehr den Geist der Zeit. Und: “Die gleichen Leute, die diese unsägliche Anti-Lanz-Kampagne fahren und sich nach Gottschalk zurücksehnen, haben, als Gottschalk noch moderiert hat, auf ihn eingeschlagen.” TV-Kritiker Oliver Kalkofe sagte: “Man kann nicht einem Schwein allein die Schuld geben, wenn die Leberwurst versalzen ist.”

An diesem Samstag (13. Dezember) muss Lanz in Nürnberg nun zum letzten Mal antreten. Das war’s dann mit “Wetten, dass …?”. Er selbst gab zu, die Show habe mit der Entwicklung der TV-Landschaft nicht Schritt halten können, sie passe offenbar nicht mehr so richtig in die Zeit: “Die Zeit ist doch ein bisschen kalt geworden, vielleicht kann man’s so sagen.”

(APA)

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