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"Russendenkmal": Erster Bau der Zweiten Republik wird saniert

Der erste große Bau der Zweiten Republik wird derzeit generalsaniert: Am Wiener "Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee", im Volksmund "Russendenkmal" genannt, werden für 828.000 Euro die Schäden der Zeit entfernt.

Im Mai sollen die Arbeiten am Schwarzenbergplatz abgeschlossen sein. Österreich ist durch den Staatsvertrag daran gebunden, alle Gräber und Denkmäler der alliierten Truppen zu erhalten.

Nun werden die Bedeckungen des Fertigbetons erneuert, der sich unter dem 20 Meter hohen Sockel findet, der die zwölf Meter hohe Bronzefigur eines Rotarmisten samt Fahne trägt. Auch die acht Meter hohe Balustrade der Umrandung, an deren Enden je zwei kämpfende Soldaten zu sehen sind, wird saniert. Zusätzlich gebe es kleinere optische Rückführungen auf den Originalzustand, die jedoch “kaum merkbar” seien, so Burghauptmann Wolfgang Beer. Er wurde vom zuständigen Innenministerium wegen der Erfahrung der Burghauptmannschaft mit der Oberaufsicht der Arbeiten beauftragt.

Errichtet wurde die Anlage 1945 in Rekordzeit. Kurz nach dem Fall Wiens suchte die Rote Armee die Bauarbeiter, wobei die Arbeiten unter Beteiligung von Kriegsgefangenen ausgeführt wurde. Am 19. August 1945 wurde bereits im Beisein von Vertretern der provisorischen österreichischen Regierung und Delegationen der westlichen Alliierten die Eröffnung begangen – gegenüber dem Alliierten Rat, der damals im Haus der Industrie tagte. Das rasante Tempo sollte die sowjetische Leistungsfähigkeit verdeutlichen, brachte jedoch Qualitätsmängel mit sich. “Es ist sehr schnell gebaut worden aus Material, das man irgendwo gefunden hat”, so Beer.

Die zentrale Skulptur stammt dabei vom armenischen Bildhauer Michail Intisarjan, der als Kämpfer noch im Schützengraben seinen Entwurf aus Brot und Speck über einer leeren Flasche modelliert hatte. Die Denkmalsinschrift “Ewiger Ruhm den sowjetischen Soldaten, die im Kampf gegen die deutsch-faschistischen Besatzer für die Befreiung der Völker Europas gefallen sind” stammt vom Kinderbuchautor Sergej Michalkow. Dieser kyrillische Schriftzug wurde Ende der 1970er Jahre zusätzlich ins Deutsche übertragen, wenn auch etwas entschärft: “Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee, die für die Befreiung Österreichs vom Faschismus gefallen sind.”

Im Laufe seiner Geschichte wurde das Denkmal auch immer wieder zum Schauplatz von Verbrechen: 1947 wurden zwei junge Männer und eine Frau inhaftiert, die angeblich ein Bombenattentat auf das russische Heldenmal planten. 1958 wurde die Leiche der 21-jährigen, erwürgten Ilona Faber hinter den Kolonnaden gefunden, wobei der Mordfall nie geklärt werden konnte. Vier Jahre später wurde am Sockel eine Tasche inklusive Sprengsatz gefunden und entschärft. Die Verdächtigen wurden in Italien ausgeforscht.

Schwarzenbergpl. 1, 1040 Wien, Austria

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