Am späten Vormittag hielten sich 300 Migranten auf dem Westbahnhof auf und 450 weitere am Hauptbahnhof. Bei mehr als 100 handelte es sich um Neuankömmlinge aus Nickelsdorf bzw. Ungarn. Sie sollten ebenso wie die 1.800 Menschen aus den Notquartieren im Lauf des Tages die Weiterreise antreten können, sagte Polizeisprecher Christoph Pölzl am Samstag zur APA.
1.800 Flüchtlinge in Wien: Auslastung der Quartiere unterschiedlich
Die ÖBB führten am Vormittag einen Sonderzug vom Westbahnhof nach Salzburg, ein weiterer sollte Wien gegen 13.00 Uhr verlassen. Auch in regulären Zügen wurden Migranten mit Ziel Deutschland untergebracht. “Weitere Sonderzüge sind zur Stunde nicht geplant. Das kann sich allerdings jederzeit ändern, wenn es Bedarf gibt und wir die Kapazitäten haben”, sagte ÖBB-Sprecherin Sonja Horner.
Die Auslastung der Notquartiere war äußerst unterschiedlich: Während in der Stadthalle, wo 270 Plätze zur Verfügung stehen, nur noch 20 Menschen untergebracht waren, waren im sogenannten Blauen Haus am Westbahnhof alle 500 Betten belegt. In einer ehemaligen Bankfiliale am Bahnhof waren nach Angaben des Roten Kreuzes 33 von 50 Plätzen belegt. Eine Notschlafstelle mit rund 300 Betten, die von der Islamischen Föderation in der Simmeringer Hauptstraße eingerichtet worden ist, war ausgelastet.
Nach einem Aufruf der Stadt Wien und der Ärztekammer an Mediziner, Hilfsorganisationen bei der Versorgung von Flüchtlingen zu unterstützen, haben sich nach Angaben der Berufsrettung Dutzende Freiwillige gemeldet. Gebraucht werden vor allem Praktiker, Internisten und Kinderärzte, die am Westbahnhof unentgeltlich ankommende Migranten versorgen.
Wien stockte Bettenzahl auf 3.900 auf
In Wien stehen für Flüchtlinge derzeit bereits 3.900 Plätze in Notunterkünften zur Verfügung. Das sagte Flüchtlingskoordinator Peter Hacker am Samstag der APA. “Das sind die Plätze, die fix im System sind. Dazu gibt es noch Klein- und Kleinstquartiere, die zum Beispiel von Pfarren oder Privatinitiativen angeboten wurden und die wir uns sozusagen in der Hinterhand behalten”, sagte Hacker.
Wien. In unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs hat die Erste Bank das Erdgeschoß ihres Firmensitzes als Notquartier zur Verfügung gestellt. Rund 250 Menschen können dort nächtigen. “Das ist auf persönliche Initiative von Generaldirektor Andreas Treichl zustande gekommen. Mitarbeiter helfen bei der Betreuung und werden dabei von routinierten Kräften des Arbeitersamariterbundes unterstützt”, sagte Hacker. Der Wiener Flüchtlingskoordinator bezeichnete die am Samstag erfolgte Inbetriebnahme dieses Notquartiers als “eine von sehr vielen, sehr wunderbaren Geschichten”.
“Wir arbeiten daran, das Angebot an Notschlafstellen in Wien noch auszuweiten”, sagte Hacker, der sich allerdings nicht auf eine angestrebte Bettenzahl festlegen wollte. Derzeit werde ein Angebot des Bundesheeres geprüft, komplette Logistik, Personal und Betten für 600 Menschen zur Verfügung zu stellen. Gedacht wird auch längerfristig: Man hat den Informationen zufolge auch ein Quartier in petto, das aufgrund von erforderlichen Sanierungsarbeiten erst in zwei Wochen zur Verfügung stehen wird.
(apa/red)