Bei der Landtagswahl 1967 lag die SPÖ zwar knapp vor der ÖVP. Die sicherte sich aber mit dem “Gleißner-Peter-Pakt” mit der FPÖ den Landeshauptmann-Sessel. Mit nur vier Landeshauptleuten (plus einem Beamten 1945) und dem längst dienenden LH Heinrich Gleißner hält Oberösterreich zwei Rekorde.
Gleißner, der 1984 starb , schaffte eine Rekord-Amtsdauer: Seine fast 26 Jahre ununterbrochene Amtszeit von 1945 bis 1971 (wozu noch eine Periode von 1934 bis 1938 kommt) überbietet bisher kein anderer österreichischer Landeschef der Zweiten Republik. Der amtierende oberösterreichische LH Josef Pühringer könnte dies jedoch schaffen: Mit bereits zwanzigeinhalb Jahren im Amt reicht ihm dafür weniger als eine weitere Legislaturperiode.
Lange Amtszeiten der Landeshauptleute in OÖ
Auch sein unmittelbarer Vorgänger – Josef Ratzenböck – hielt sich mit mehr als 17 Jahren sehr lange. Nur Erwin Wenzel war deutlich kürzer im Amt, er trat 1977 nach sechseinhalb Jahren aus gesundheitlichen Gründen zurück. In Summe ist Oberösterreich mit vier “echten” Landeshauptleuten (plus einem von der US-Besatzung eingesetzten Beamten an der Spitze der provisorischen Regierung im Jahr 1945) das sparsamste Land. Vorarlberg kommt mittlerweile auf fünf, die anderen Länder auf sieben bis acht Landeschefs seit 1945.
Dies liegt auch daran, dass die Legislaturperiode in Oberösterreich mit sechs Jahren so lange dauert wie sonst nirgends. Da auch noch nie vorgezogen gewählt wurde, steht in OÖ erst die 13. Wahl der Zweiten Republik an – während es in Wien z.B. schon die 16. ist.
ÖVP an der Spitze – ungebrochen
Außerdem hatte die ÖVP in neun der bisher zwölf Legislaturperioden die Mehrheit in der Landesregierung – auch wenn sie nur dreimal bei der Wahl über 50 Prozent kam und fünfmal die absolute Mandatsmehrheit hatte. Nur von 1949 bis 1955 sowie 1997 bis 2003 und gleich darauf 2003 bis 2009 stellte die ÖVP bloß vier der neun Regierungsmitglieder. Die Regierung wird in Oberösterreich immer noch nach dem Proporzsystem gebildet. Damit tragen aktuell nicht nur die schwarz-grünen Koalitionspartner, sondern auch zwei SPÖ- und ein FPÖ-Politiker – somit erstmals alle vier Landtagsparteien – Regierungsverantwortung.
Mit Schwarz-Grün seit 2003 leistete Pühringer Pionierarbeit: Er war der erste LH Österreichs, der mit der jüngsten Landtagspartei eine Koalition einging – und setzte diese auch 2009 fort, obwohl sich die ÖVP mit der vorigen Wahl wieder die Regierungsmehrheit holte. Nach deren Verlust im Jahr 1997 hatte die ÖVP eine Periode lang mit der SPÖ zusammengearbeitet.
Die FPÖ war zwar dank Proporz mehrfach in der Landesregierung vertreten, aber nie richtiger “Regierungspartner” der ÖVP: 1967 vereinbarte die Volkspartei mit FPÖ-Bundesparteichef Friedrich Peter zwar in ihrem Pakt, dass die Blauen Gleißner im Landtag zum Landeshauptmann wählte, womit die ÖVP auch wieder fünf der neun Regierungsposten bekam – aber die Blauen selbst waren zu schwach für einen Regierungssitz.
Amtszeiten der OÖ-Landeshauptmänner seit 1945
Adolf Eigl (Beamter) 16. 5.1945 – 25.10.1945
Heinrich Gleißner (ÖVP) 26.10.1945 – 2. 5.1971
Erwin Wenzl (ÖVP) 3. 5.1971 – 19.10.1977
Josef Ratzenböck (ÖVP) 19.10.1977 – 2. 3.1995
Josef Pühringer (ÖVP) seit 2. 3.1995
(APA)