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Rosi, Kurt und Koni - Trailer und Kritik zum Film

"Man wird schnell als Trottel abgestempelt", sagt Konrad. Weil er weder lesen noch schreiben kann, fühlt sich der Fabriksarbeiter von der Gesellschaft ausgegrenzt.

Für die Doku “Rosi, Kurt und Koni” hat Hanne Lassl drei funktionale Analphabeten zwei Jahre lang begleitet. Der berührende Einblick in einen hürdenreichen Alltag startet am Freitag in unseren Kinos – und lässt dabei einige Fragen offen.

Rosi, Kurt und Koni – Geschichte

Es sind Bilder, die man aus der Schule kennt – wenn es auch sonst Kinder, nicht Erwachsene, sind, die unter Anleitung Buchstaben lernen, basteln und Wort für Wort Geschichten vorlesen. Roswitha (Rosi), Kurt und Konrad (Koni) holen hier nach, was sie in der Schule verabsäumt oder danach wieder verlernt haben. Ohne Schreib- und Lesekenntnisse haben sie es ausgesprochen schwer, sich in einer von Sprache und Schrift geprägten Welt zurechtzufinden: Fahrkartenautomaten stellen ebenso wie Behördenwege schier unüberwindbare Hürden dar, ein Leben ohne Unterstützung scheint undenkbar.

Hanne Lassl begegnet ihren drei Protagonisten auf Augenhöhe, und zeigt sie vor allem in ihrem Versuch, Schritt für Schritt mehr Unabhängigkeit zu erlangen: So kämpft Pensionistin Rosi gegen die ihr auferlegte Sachwalterschaft, baut der steirische Fabriksarbeiter Koni eigenhändig seinen Schuldenberg ab und kämpft Kurt um die Obsorge seines Sohnes Sebastian, der dem Vater an den gemeinsamen Wochenenden bei dessen “Hausaufgaben” hilft. Aber es ist auch Zeit für die Pausen im Alltag: Die Kamera begleitet Koni in den Zoo, Rosi zum Mopedkauf und Kurt beim Ausflug in die Natur.

Rosi, Kurt und Koni – Kritik

Lassl erzählt in ihrer 80-minütigen Doku bewusst nicht aus, hinterlässt beim Betrachter dementsprechend aber viele Fragen – allen voran jene, wie es so weit kommen konnte. Persönliche und familiäre Hintergründe sowie die Schulbildung oder das Fehlen ebensolcher werden größtenteils ausgespart. Erst beim Nachlesen erfährt man, dass Rosi, Kurt und Koni allesamt in Österreich geboren sind, die Sonderschule besucht und einen Pflichtabschluss erreicht haben und damit in eine von vielen Kategorisierungen des Analphabetismus fallen. Einzelfälle sind sie keine: Rund eine Million Österreicher verfügen laut der 2013 veröffentlichten OECD-Studie “Programme for the International Assessment of Adult Competencies” (PIAAC) nur über rudimentäre Lesekenntnisse.

Sie wolle die Geschichte der Drei lediglich “durch Handlungen und Vorkommnisse ihres Alltags” erzählen, einen “Film über die Bedeutung des ‘nicht Lesen- und Schreibenkönnens Erwachsener’ im Alltag machen, nicht über unser Schulsystem”, erläutert Lassl trefflich in der Zeitung des Stadtkino Filmverleihs. So ist ihr ein in subtilen Momenten berührendes, dank ihrer offenherzigen Protagonisten durchaus leichtfüßiges Porträt gelungen, das den Fokus auf ein gesellschaftliches Tabu richtet, zur Nachrecherche animiert – und nicht zuletzt bei politischen Verantwortlichen aufrütteln sollte.

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(APA)

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