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Roma-Sinti-Rastplatz in Braunau ist einzigartig

Der Roma-Sinti-Rastplatz in Braunau.
Der Roma-Sinti-Rastplatz in Braunau. ©Pressefoto Scharinger
Der Roma-Sinti-Rastplatz in Braunau ist ein einzigartiges Projekt. Die damaligen Investitionen haben sich gelohnt, wie Johann Außerhuber, Mitglied der Gruppe RoSi weiß: "Die Roma und Sinti kommen sowieso. Normalerweise suchen sie sich einfach eine freie Wiese, kampieren dort wild und hinterlassen dort Müll und Unrat. Auch in Braunau war das früher so."

Seit Jahrhunderten reist das wandernde Volk durch Braunau. Früher schlugen sie ihr Lager auf der Festwiese auf: “Da gab es massive Anwohnerbeschwerden”, so Außerhuber. Danach wurden sie auf den Campungplatz geschickt: “Hier war die Situation noch dramatischer. Die Dauercamper und die Roma-Sinti lieferten sich regelrechte Platzkämpfe. Da wurde schon mal ein Campingwagen angezündet.” Es musste also dringend eine Lösung her: “Der damalige Bürgermeister Gerhard Skiba überlegte sogar ein Aufenthaltsverbot für Roma und Sinti zu verhängen. Einige Institutionen, wie die Caritas, das BFI, aber auch die Fraktionen kamen überein, dass das auch keine Lösung sei”, erinnert sich Außerhuber. Daraufhin gründeten sie die Gruppe RoSi.

„Das funktioniert sehr gut”

“Wir wollten einen völlig neuen Weg gehen. Überall werden diese Menschen verscheucht. Wir heißen sie willkommen. Aber halt nach unseren Regeln. Das funktioniert sehr gut.” Dafür wurde 2001 ein eigener Rastplatz gesucht: “Beim Bau der Umfahrung blieb dieses nahezu wertlose Gemeindegrundstück übrig. Wir haben damals 100.000 Euro in die Infrastruktur investiert – Sanitäranlagen und Strom installiert.” Seither kampieren die fahrenden Händler auf dieser Wiese und die Probleme zwischen Braunauern und den Roma sind nahezu verschwunden.

Vorurteile gibt es trotzdem: “Viele Menschen glauben, die Gemeinde muss für die Roma eine Art Sozialabgabe leisten. Das stimmt nicht. Es ist sogar das Gegenteil der Fall: Pro Wohnwagen und Nacht müssen die Camper auf dem Rastplatz 15 Euro zahlen – auch, wenn sie das oft als Verhandlungsbasis sehen”, lacht Christina Hirscher, Koordinatorin bei RoSi.

Gemeinde zahlt für Instandhaltung

Für die Reinigung und Instandhaltung des Platzes bezahlt die Gemeinde pro Jahr rund 7000 Euro: “In den meisten Jahren kommt das Geld durch die fahrenden Gäste wieder herein”, weiß Außerhuber. Er ist sich sicher: “Es ist auf jeden Fall günstiger, für die Leute einen eigenen Platz zu schaffen – mit Toiletten, Duschen, Waschraum und Mülltonnen – als sie wild irgendwo ohne Infrastruktur kampieren zu lassen. “Sie hinterlassen nunmal Müll. Den muss die Gemeinde sowieso wieder entsorgen.”

Das europaweit einzigartige Projekt wird nun bereits kopiert: “Immer wieder besuchen uns Bürgermeister aus ganz Österreich und Deutschland, um sich ein Bild vom Rastplatz zu machen. Linz hat unsere Idee vor drei Jahren kopiert. Auch hier hat sich die Lage wesentlich entspannt.”

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