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Rolando Villazon begeistert einmal mehr in Salzburg

Villazon kann (fast) nichts falsch machen
Villazon kann (fast) nichts falsch machen
Wenn jemand das Salzburger Festspielpublikum im Griff hat, dann ist es der mexikanische Startenor Rolando Villazon. Seit der erfolgreichen "Traviata" 2005, kann er bei den Festspielen eigentlich nichts mehr falsch machen. Die Salzburger lieben den Bühnen-Clown mit der großen Tenorstimme, das hat sich am Freitag wieder einmal gezeigt. 


Ein Liederabend im Haus für Mozart mit der Pianistin Carrie-Ann Matheson, voller Salonmusik von Rossini, Bellini und Verdi, aber auch von unbekannteren italienischen Komponisten des 19. Jahrhunderts hat sich Villazon ausgedacht. Und dann der Schock, Konzertdirektor Florian Wiegand tritt auf die Bühne. Hat Villazon abgesagt? Nein, aber er bittet um Verständnis, da er sich verkühlt hat. Hätte Wiegand es nicht verkündet, zwei Drittel der Besucher hätten es nicht bemerkt, oder es wäre ihnen egal gewesen, denn der Publikumsliebling wird schon lange nicht mehr auf seine Stimme reduziert. 

Wer eine Karte für ein Konzert des Mexikaners kauft, der erwartet keinen gesitteten Liederabend, sondern eine Show. Villazon kann alles: Entertainment, Clownerie, sich bewegen und dann eben auch noch gut singen. Besonders der erste Teil des Konzerts ist für Liebhaber des italienischen Belcanto interessant, da Werke von unbekannteren Komponisten wie Giovanni Bononcini oder Francesco Durante auf dem Programm standen, die es selten auf die Liste eines derartigen Kassenschlagerabends schaffen. Wahrt Villazon Zurückhaltung in seiner szenischen Darstellung, so kommen diese Perlen auch zu voller Geltung, trotz angeschlagener Stimme – da ist Villazon Profi genug. Doch kaum fängt er an, mit dem Publikum zu kokettieren, so nimmt auch das unbekannteste Lied Züge eines Gassenhauers a la “O Sole Mio” an. 

Wer kein Programmheft mit Text gekauft hat oder kein Italienisch versteht, der wird die Bedeutung der Lieder trotzdem verstehen, denn die Handlung spielt der Tenor alleine auf der Bühne nach und steckt mit seiner übermächtigen Bühnenpräsenz wahrscheinlich noch locker das “Faust”-Ensemble ein, das währenddessen nebenan im Großen Festspielhaus singt. Am Ende ist das Publikum ausgelassen, und natürlich gibt es eine Zugabe. Die überrascht, denn Villazon singt ein ruhiges, eher dramatisches Lied. 

Wer gedacht hat, dass es sich dabei um das Ende gehandelt hat, der irrt. Ein Ass hat er noch im Ärmel: “Funiculi, Funicula” – einen echten Gassenhauer, der sich schon zu Zeiten der Drei Tenöre als echte Applausbombe erwiesen hat. Am Anfang muss die Pianistin noch die Chorstellen übernehmen, am Ende dirigiert Rolando Villazon das gesamte Publikum, das begeistert mitsingt. Über dessen Textsicherheit und den musikalischen Mehrwert dieses Abends lässt sich streiten, doch in einer Sache sind sich wohl alle einig: Dieser Abend war Unterhaltung der Extraklasse.

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