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Robert Duvall wird 75

"Es gibt in ganz Amerika nur zwei Schauspieler“, hat der legendäre Theaterlehrer Sanford Meisner (1905-1997) einmal gesagt: Einer davon sei Robert Duvall.

„Der eine ist Marlon Brando, der seine beste Zeit hinter sich hat, und der andere ist Robert Duvall.“ Demnach wäre Duvall seit Brandos Tod der einzige überlebende Schauspieler der USA. Das würde erklären, warum der Schauspieler aus Filmen wie „Der Pate“ oder „Apocalypse Now“ im Alter immer mehr Rollenangebote bekommt. Am Donnerstag (5. Jänner) wird der Oscar-Preisträger 75 Jahre alt. Möglicherweise hatte Meisners Urteil auch ein wenig damit zu tun, dass Duvall an seiner Schauspielschule, dem Neighborhood Playhouse in New York, ausgebildet wurde. Nach der dort gelehrten „Meisner-Technik“ muss ein Schauspieler auf jede Theatralik verzichten und sich um eine besonders lebensnahe Darstellung bemühen. Spontanität und Improvisationstalent sind gefragt. Daran hält sich Duvall bis heute.

Wenn er selbst Regie führt, schärft er seinen Darstellern ein: „Bloß nicht schauspielern!“ Das erklärt er so: „Regisseure brüllen oft: ’Mehr Energie, mehr Tempo!’ Genau deswegen gibt es so viele schlechte Filme: Alles wirkt irgendwie gewollt und erzwungen.“ Filmkritiker schätzen an Duvall, dass er sich selbst zurücknimmt und ganz in seiner Rolle aufgeht. Deshalb gilt er als echter Charakterschauspieler, der immer wieder andere Persönlichkeiten überzeugend verkörpert. Für seine Rollen recherchiert er wie ein Wissenschafter, vertieft sich in Gespräche mit Polizisten, Soldaten, Alkoholikern oder Predigern. Die „New York Times“ nannte ihn einmal „den amerikanischen Lawrence Olivier“. Als „Chamäleon Hollywoods“ ist er auch schon bezeichnet worden.

Seinen Durchbruch erzielte Duvall 1972 in der Rolle des Mafia-Anwalts Tom Haden in „Der Pate“. Als wahnsinniger US-Offizier Bill Kilgore schrieb er 1979 in Francis Ford Coppolas Vietnam-Epos „Apocalypse Now“ Kinogeschichte mit dem Satz: „Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen.“ Für seine Darstellung des trunksüchtigen Country-Sängers Max Sledge in „Das Comeback der Liebe“ erhielt er 1983 den Oscar. Fünf Mal wurde er außerdem nominiert.

Gefürchtet sind seine Wutausbrüche am Drehort. „Man kriegt dann richtig Angst“, erzählt Michael Caine, der mit ihm für „Secondhand Lions“ vor der Kamera stand. Den Regisseur David Wheeler soll er als junger Mann gar mit dem Tod bedroht haben, und während der Siegfried-Lenz-Verfilmung „Das Feuerschiff“ kam es 1985 immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Klaus Maria Brandauer. Auch mit seinen rechtskonservativen Ansichten hat er sich in Hollywood nicht nur Freunde gemacht. Doch der Sohn eines Vizeadmirals und direkte Nachfahre des amerikanischen Bürgerkriegsgenerals Robert E. Lee hat ein Motto, und das lautet: „Ganz egal wie viele Feinde man hat, man kann immer noch für deren Feinde arbeiten.“

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