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Robert Dudley voraussichtlich neuer BP-Chef

Nach 30 Jahren im Ölgeschäft hat Bob Dudley bereits viel erlebt. Er wurde aus Russland ausgewiesen, arbeitete in Angola und bohrte im Chinesischen Meer nach dem schwarzem Gold. Doch seine wohl schwerste Aufgabe steht dem gebürtigen US-Bürger noch bevor: Nach dem erwarteten Rücktritt des viel geschmähten BP-Chefs Tony Hayward soll Dudley aller Voraussicht nach neuer Konzernchef des strauchelnden britischen Energieriesen werden.
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Bereits Mitte Juni übernahm der Mittfünfziger mit den Blondschopf das Krisenmanagement der Ölpest im Golf von Mexiko von Tony Hayward. Hayward war zuvor Zielscheibe spöttischer Witze in US-Late-Night-Shows geworden, weil er kein Einfühlungsvermögen gegenüber den Bewohnern der Küstenstaaten zeigte, die von der Umweltkatastrophe betroffen sind. Mit seiner eher emotionalen Art verkörpert Dudley das Gegenteil des in den USA als arrogant empfundenen Briten Hayward. Hayward hatte nach Ausbruch der Ölpest die Folgen der Katastrophe heruntergespielt und geklagt, er wolle “sein altes Leben wiederhaben”.

Dudley wuchs, obwohl im New Yorker Stadtteil Queens geboren, in Mississippi auf – einem der von der schlimmsten Ölkatastrophe in der US-Geschichte besonders betroffenen Bundesstaaten. “Ich wurde beim Schwimmen und Fischen an der Küste groß”, sagte Dudley im Juni nach dem Besuch ölverschmutzter Strände im Bundesstaat Louisiana. “Was ich gesehen habe, war schmerzhaft, emotional und schockierend. Im Fernsehen wirken diese Bilder verstörend, aber wenn Du so etwas aus erster Hand siehst, wird es persönlich”.

Nach seiner Schulzeit studierte Dudley zunächst in Illinois chemische Verfahrenstechnik, machte anschließend seinen Abschluss in Betriebswirtschaft in Arizona und Texas. Im Jahr 1979 begann er seine Karriere im Ölgeschäft beim US-Konzern Amoco, der sich im Jahr 1998 mit BP zusammenschloss. Nur kurz nach seinem Berufsstart zog es Dudley ins Ausland. Sechs Jahre arbeitete er an einem Tiefsee-Bohrprojekt im Südchinesischen Meer. In den 90er Jahren zog es ihn weiter nach Moskau. Es folgten Einsätze am Kaspischen Meer, in Angola, in Algerien und Ägypten.

Im Jahr 2003 übernahm Dudley die Leitung des britisch-russischen Gemeinschaftsunternehmens TNK-BP. Nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen BP und den russischen Aktionären des Unternehmens, die dem britischen Konzern vorwarfen, die Firma wie eine Filiale zu behandeln, musste Dudley das Land verlassen. Dieser Episode zum Trotz gilt der verheiratete Vater zweier Kinder als äußerst geschickt bei Verhandlungen. Der scheidende BP-Chef Hayward nannte Dudley einst den “Außenminister” des britischen Ölkonzerns.

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