Die mittels App von 912 Teilnehmern zwischen 2014 und 2020 gesammelten Daten - 17.163 auf Straßen getötete Wirbeltiere - wurden nun im Fachjournal "Scientific Data" veröffentlicht. Zudem wird die Bürgerbeteiligung ausgeweitet: Interessierte können in allen Projektphasen mitforschen - von der Ausarbeitung der Forschungsfragen bis zur Publikation.
Wiener Studie zu getöteten Tieren im Straßenverkehr involviert Laien
In Österreich gibt es offizielle Statistiken über im Straßenverkehr getötete Tiere nur zu jagdbarem Wild, also Rehe, Wildschweine, etc.. "Bei kleineren Säugern wie Igel oder Eichhörnchen oder Amphibien und Reptilien hat man keinen Überblick, welche Arten vom 'Roadkill' betroffen sind, wo Tiere überfahren werden, ob es Hotspots gibt, usw.", sagte Florian Heigl vom Institut für Zoologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien gegenüber der APA. Als einzelner Forscher könne man das nicht erfassen, erklärte der Ökologe die damalige Intention, die Bevölkerung bei der Erfassung im Rahmen eines Citizen-Science-Projekts mit einzubeziehen.
App-Daten von mehr als 900 Teilnehmern aus 44 Ländern
Die App sei auf großes Interesse gestoßen, auch international. Die nun veröffentlichten Daten stammen von mehr als 900 Teilnehmern aus 44 Ländern, der Großteil davon aus Österreich. Auf deren Basis wurden sieben Publikationen in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht.
Fokus liegt auf im Straßenverkehr getöteten Tieren in Österreich
Seit dem Vorjahr liegt der geografische Fokus wieder auf Österreich. Zudem können interessierte Laien mit Hilfe einer Förderung des Wissenschaftsfonds FWF in jeder Phase des Projekts mitarbeiten. "Diese Möglichkeit des Mitforschens ist in Österreich noch immer sehr unbekannt", betonte Heigl, der an der Boku speziell für Citizen Science angestellt ist und die Bürgerwissenschafts-Plattform "Österreich forscht" betreut.
Angemeldeter Besucher können Forschungsfragen einschicken
So kann man als angemeldeter Besucher auf der Projekt-Website Forschungsfragen einschicken. Einmal jährlich wird dann öffentlich darüber abgestimmt, welche dieser Fragen weiter verfolgt werden soll - derzeit ist das Projekt in dieser Phase. Aktuelle Vorschläge für Fragen sind etwa, ob in der Paarungszeit der jeweiligen Arten mehr Tiere überfahren werden, oder die wärmeren Temperaturen Auswirkungen auf "Roadkill" haben. "Im Herbst werden wir dann veröffentlichen, welchen Forschungsfragen wir uns im nächsten Jahr widmen", so Heigl.
Jeder kann zu Daten auf der Website und App selbst Analysen machen
Zudem kann jedermann und -frau auf der Website und der App mit den vorhandenen Daten selbst Analysen machen, etwa um die vorgeschlagene Forschungsfrage zu untermauern. So seien etwa statistische Auswertungen darüber möglich, welche Tierart wann im Laufe des Jahres gemeldet wird, oder man könne Arten miteinander vergleichen. Schließlich wollen die Forscher gemeinsam mit den interessierten Laien auch die Publikationen schreiben. "Wir erhoffen uns davon auch, neue Sichtweisen hereinzubekommen, weil die Teilnehmer andere Erfahrungen haben als wir Wissenschafter", so Heigl.
Forscher laden ein mit App übefahrene Tiere zu bestimmen
Weiters laden die Forscher dazu ein mitzuhelfen, die per App gemeldeten überfahrenen Tiere zu bestimmen und damit die Datenqualität zu erhöhen. "Oft ist es schwierig, allein auf Basis des eingesendeten Fotos eine Art zu bestimmen. Da draußen gibt so viele Spezialisten, die uns dabei helfen können, und etwa einen Vogel nur an einer Schwinge oder ein paar Federn erkennen", sagte Heigl.
(APA/Red)