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Right Now, Wrong Then - Trailer und Kritik zum Film

Bis dato hatten es die ruhigen Werke des südkoreanischen Regisseurs Hong Sang-soo noch zu keinem regulären Kinostart im deutschen Sprachraum gebracht.

Nach dem Gewinn des Goldenen Leoparden bei den Filmfestspielen von Locarno 2015 läuft am Freitag nun aber “Right now, Wrong then” an. Darin erzählt der 54-jährige Filmemacher die gleiche Liebesgeschichte in zwei subtilen Nuancen.

Right Now, Wrong Then – Die Geschichte

Ham Chun-su (Jung Jae-young), wie viele Hauptfiguren bei Hong Sang-soo selbst Filmregisseur, vertreibt sich die Zeit vor seinem Auftritt bei einem Filmfestival in Suwon mit einem Spaziergang durch die Stadt. In einem alten Palast trifft er auf die schüchterne junge Malerin Yoon Hee-jung (Minhee Kim). Sie verbringen den Tag gemeinsam, betrachten ihre Kunst, essen Sushi und bechern ausgiebig das koreanische Nationalgetränk Soju, bevor sie Hee-jungs Freunde besuchen. Zwar kommen sich beide emotional näher, doch Chun-su ist verheiratet. So trennen sich die Wege der beiden wieder.

Hong kleidet diese simple, alltägliche, beinahe banale Geschichte in für ihn charakteristisch wenige, dafür meist viele Minuten lange Szenen, die ohne Schnitt auskommen. Im Gegenzug arbeitet er mit – in der westlichen Bildsprache mittlerweile ungewohnten – Zooms und vereinzelt Schwenks. Der klare Fokus der nur 50.000 US-Dollar teuren Produktion liegt aber auf den beiden Schauspielern, denen wie auf der Theaterbühne aller Raum für die Entwicklung ihrer Beziehung gelassen wird. Teils steif in der Annäherung, teils überbordend schnell im verbalen Formulieren ihrer Gefühle gehen die beiden aufeinander zu. Sie haucht fast ihre Sätze, wohingegen er auf etwas steife Weise übergriffig ist. Dennoch bleibt es beim langsamen Abtasten, bei einer Annäherung in Zeitlupe, für die Schauspieler Jung Jae-young in Locarno mit dem Preis als bester männlicher Darsteller ausgezeichnet wurde.

Right Now, Wrong Then – Die Kritik

Den dramaturgischen Clou landet Regisseur Hong allerdings mit einer Entscheidung, auf die etwa bereits Woody Allen für “Melinda & Melinda” (2004) zurückgegriffen hatte: Er erzählt dieselbe Geschichte ab der Mitte des Films erneut, blendet die Titelcredits abermals ein und beginnt von vorne – mit der gleichen Narration, die sich in den gleichen Szenen entfaltet, wobei lediglich einige wenige Übergänge entfallen sind. Nun verhalten sich die beiden Protagonisten jedoch um Nuancen anders, sind früher ehrlich miteinander, lassen mehr Gefühle zu und kommen sich so näher als zuvor. Auch ist die Kameraperspektive leicht verrückt, um einen Hauch andere Elemente der Räume preiszugeben.

Dass Hong auf diese Weise den Naturalismus der Inszenierung bewusst konterkariert, hebt “Right now, Wrong then” über den konventionellen Status eines intimen Porträts zweier verlorener Seelen hinaus. Der Fokus wandert auf die subtilen Variationen des scheinbar Identen, in denen sich der Kinogänger mit Muße verlieren kann. Ruhe und die Bereitschaft, sich auf den trägen Gang des Lebens einzulassen, muss man allerdings mitbringen.

(APA)

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