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Red Bull Salzburg muss „Trauma“ bewältigen

Hütter (hinten) und Rangnick haben nun viel aufzuarbeiten. Keine leichte Zeit für Red Bull Salzburg.
Hütter (hinten) und Rangnick haben nun viel aufzuarbeiten. Keine leichte Zeit für Red Bull Salzburg. ©HELMUT FOHRINGER / APA
Das Nichterreichen der Champions League trübte das Universum von Red Bull Salzburg. Am Donnerstag gab es Gesprächsbedarf und Ursachenforschung.
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„Positiv ist heute gar nix“, brachte es Adi Hütter am Donnerstag auf den Punkt. Die Gruppenphase der Champions League war das erklärte Ziel von Red Bull Salzburg. Nachdem es im siebten Versuch wieder nicht gelingen wollte, tun sich einige Baustellen auf.

 

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Fehler im System

„Wir haben taktisch viele Fehler gemacht“, gab Hütter zu. Abgesehen vom nicht funktionierenden Gegenpressing lief auch das Spiel bei Ballbesitz nicht wirklich rund. Malmö stellte sich perfekt auf das System der Salzburger ein. Die Schweden vermieden es den Ball zu lange in den eigenen Reihen zu halten. Neuralgische Punkte wurden durch schnelle, lange Pässe nach vorne gar nicht erst erzeugt. So kamen Salzburgs Alan und Soriano gar nicht dazu anzupressen. Waren Kampl und Co. selbst im Angriff, machte Malmö die Mitte zu und zog den Bullen so die Zähne. „Die Mannschaft hat sich bei Ballbesitz in dieser Saison weiterentwickelt – in der Liga“, sagte Sportdirektor Ralf Rangnick und spricht damit das nächste Problem an.

 

Bundesliga ist kein Maßstab

„In der Liga tun wir uns leichter“, fügte Hütter an. 29:1-Tore in sechs Spielen bestätigen den 44-Jährigen. Sturm Graz, Salzburgs nächster Gegner (Sa. 16:45) hat in der Red Bull Arena noch NIE mehr als zwei Tore erzielt. Red Bull Salzburg dagegen hat in dieser Saison noch kein Heimspiel unter fünf (!) Treffern beendet. Der Schluss, die Liga sei zu schwach liegt nah. Runde für Runde spielen die Bullen ihre Gegner in der Bundesliga schwindelig. Malmö agierte mit robustem Spiel, Mitteln am Rande der Fairness und brachte Salzburg so aus dem Konzept. „Da sind wir noch zu grün hinter den Ohren“, weiß Hütter, der diese „taktischen Mätzchen“ aus dem internationalen Geschäft kennt. Dafür fehlt es der jungen Mannschaft noch an Erfahrung.

 

In der Bundesliga treffen Alan und Co. nach Belieben. Gegen Malmö litt man unter Ladehemmung. - HELMUT FOHRINGER / APA
In der Bundesliga treffen Alan und Co. nach Belieben. Gegen Malmö litt man unter Ladehemmung. - HELMUT FOHRINGER / APA ©In der Bundesliga treffen Alan und Co. nach Belieben. Gegen Malmö litt man unter Ladehemmung. – HELMUT FOHRINGER / APA

Europa League ist kein Trostpreis

„Der Weg mit den jungen Spielern ist richtig und wir werden ihn weitergehen. Wir brauchen nur noch Lernfortschritte auf diesem Niveau. In der Europa League ist es vielleicht leichter diese Schritte zu setzen“, sagte Rangnick. Am Freitag (Auslosung) geht das Unterfangen Europa League weiter bzw. los. Es soll aber nicht als Schadenersatz herhalten, sondern eben genau diesen Lernprozess fortführen. „Fragen sie mal Manchester United, ob sie gerne dabei wären“, konterte Rangnick, die Frage nach dem „Trostpreis Europa League“. Lieber wäre es ihm und dem ganzen Verein dennoch gewesen, erstmals in die Champions League einzuziehen. Selten hat sich jemand so über eine Europa-League-Teilnahme geärgert.

Kaderplanung ist abgeschlossen

Salzburg-Stürmer Alan hat laut Angaben des deutschen Fachmagazins “kicker” (Donnerstag) Interesse bei Hertha BSC Berlin geweckt. Ein Wechsel in die deutsche Fußball-Bundesliga ist derzeit zwar nicht das erklärte Ziel des 25-jährigen Brasilianers, ausschließen wollte Alan vor Transferschluss am Montag aber nichts. Sein Vertrag in Salzburg läuft bis 2018. Rangnick sieht die Kaderplanung von Red Bull Salzburg für abgeschlossen an und schließt aus, dass noch Spieler den Verein verlassen. Es sei denn ein Verein zahle die „astronomischen Summen“, die man für die Ablöse verlangt. Einen Konzern-internen Wechsel zu RB Leipzig bezeichnete der Deutsche als „absurd“. „Leipzig hat mit den Zielen und der Planung in Salzburg nicht viel zu tun. Wir wollen an beiden Standorten so erfolgreich wie möglich sein“, erklärte Rangnick.

 

Rangnick (li.) hat die Kaderplanung abgeschlossen. - HELMUT FOHRINGER / APA
Rangnick (li.) hat die Kaderplanung abgeschlossen. - HELMUT FOHRINGER / APA ©Rangnick (li.) hat die Kaderplanung abgeschlossen. – HELMUT FOHRINGER / APA

Der Fall „Sadio Mane“

Noch ist nicht klar wie es mit dem – aus dem Kader geworfenen – Flügelspieler Sadio Mane weitergeht. Der Senegalese meldete sich vor dem wichtigsten Spiel des Jahres einfach ab und erschien zu keinem der angebotenen Klärungsversuchen. „Als Mensch bin ich enttäuscht“, so Hütter. Bei Rangnick bestehe sogar „erhöhte Explosionsgefahr“, sollte er Mane in den nächsten Tagen über den Weg laufen. Der Ball liegt nun beim Spieler. Zeigt er sich kooperativ, besteht eventuell die Möglichkeit in den Kader zurückzukehren. Auch wenn diese Option eher unwahrscheinlich ist. „Es gab überhaupt keinen Anlass sich so zu verhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es schon jemals so einen Fall gegeben hat“, so der enttäuschte Rangnick.

 

Mane sorgte für Unruhe vor dem wichtigsten Spiel des Jahres. - Red Bull/GEPA
Mane sorgte für Unruhe vor dem wichtigsten Spiel des Jahres. - Red Bull/GEPA ©Mane sorgte für Unruhe vor dem wichtigsten Spiel des Jahres. – Red Bull/GEPA

Eine Strafversetzung zum FC Liefering ist auch ein Thema. „Man wird sehen, bei welcher Mannschaft er dann spielt“, so Rangnick. Vorerst absolviert Mane ein Individualtraining, bevor er zu senegalesischen Nationalmannschaft abreist. Nach der Länderspielpause wird eine Lösung erwartet.

Mane war im Sommer immer wieder mit ausländischen Großclubs in Verbindung gebracht worden – darunter sogar die deutschen Bundesligisten Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund. “Vereine mit grundsätzlichem Interesse gab es schon in der Vergangenheit”, erinnerte Rangnick. “Die Wahrscheinlichkeit für einen Wechsel ist durch diese Aktion aber nicht gestiegen, sondern niedriger geworden.” Die Transferzeit läuft bis Montag.

Sturm als „Frustbewältigung“

Ab Freitag beginnt für Trainer Adi Hütter und seine Mannschaft die Vorbereitung auf das Spiel gegen Sturm Graz. Hütter wird wieder einige Veränderungen an seiner Startelf vornehmen. Die Grazer werden sicherlich den ganzen Frust der Bullen abbekommen. Danach liegt der Fokus schon wieder auf das Topspiel gegen den WAC und die so ungeliebte Europa League. Viel Zeit sich zu ärgern bleibt Red Bull Salzburg also nicht.

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