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Erst MH17-Opfer zurück in den Niederlanden - Rebellen schießen zwei Kampfjets ab

Nahe Stadt Snischne östlich der Rebellenhochburg Donezk
Nahe Stadt Snischne östlich der Rebellenhochburg Donezk ©AP
Die prorussischen Rebellen in der Ostukraine haben nach amtlichen Angaben zwei ukrainische Kampfflugzeuge vom Typ Suchoi SU-25 abgeschossen.
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Ein Militärsprecher sagte am Mittwoch, der Vorfall habe sich nahe dem Ort Savur Mogila (Saur-Mogila) nahe der Stadt Snischne östlich der Rebellenhochburg Donezk ereignet.

Ukrainische Kampfjets abgeschossen

Jets von Russland abgeschossen?

Die Ukraine warf Russland vor, dass die Raketen von dort abgefeuert worden seien. Nach Rebellenangaben wurde ein Pilot tot gefunden. Bereits am Vortag habe die “Volkswehr” bei Lugansk zwei Suchoi abgeschossen, erklärte ein Sprecher. Die Aufständischen haben in den vergangenen Wochen mehrere Militärflieger getroffen, auch Kampfjets. Die Ukraine und die westlichen Länder verdächtigen die Separatisten, auch die Boeing mit einer Boden-Luft-Rakete getroffen zu haben.

Separatist: “MH17 irrtümlich abgeschossen”

Vergangenen Donnerstag war ein malaysisches Verkehrsflugzeug auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur in der Region vermutlich von einer Rakete getroffen worden. Alle 298 Insassen wurden getötet. Die Ukraine und die USA machen die Rebellen dafür verantwortlich.

Ein prorussischer Milizionär hat im Gespräch mit der italienischen Zeitung “Corriere della Sera” erstmals bestätigt, dass die malaysische Verkehrsmaschine MH17 von den Separatisten abgeschossen wurde, das allerdings irrtümlich. “Wir haben gerade eine Maschine der Faschisten aus Kiew abgeschossen, haben unsere Kommandanten gesagt”, berichtete der Mann dem “Corriere”.

Kurz zuvor hätten er und seine Kameraden von der paramilitärischen Gruppe “Oplot” an diesem Donnerstagnachmittag den Befehl erhalten, mit ausreichend Waffen und Munition versorgt ihre Lkw zu besteigen, erzählt der Mann, der laut der italienischen Zeitung am Bahnhof von Torez die Kühlwaggons mit den geborgenen Opfern von Flug MH17 bewachte. “Einige Minuten – vielleicht zehn – vorher hatten wir eine riesige Explosion am Himmel gehört”, berichtet er.

Neben der Meldung, man habe soeben eine ukrainische Transportmaschine abgeschossen, sei dann auch eine Warnung gekommen: “Wir sollten darauf gefasst sein, eventuell mit dem Fallschirm abgesprungene Besatzungsmitglieder bekämpfen zu müssen, es seien weiße Objekte zwischen den Wolken gesichtet worden.”

Am Absturzort angekommen habe er allerdings keine Fallschirme gesehen. “Auf einer Lichtung habe ich dann erste Stofffetzen entdeckt. Als ich sie hochhob, fand ich darunter die Leiche eines Mädchens, nicht älter als fünf Jahre. Es war schrecklich. Da habe ich realisiert, dass das ein Zivilflugzeug gewesen ist, keine Militärmaschine. Und dass das alles tote Zivilisten waren.

Der 31-jährige Mann, der angab, im Zivilberuf Bergarbeiter in Torez zu sein, hat laut “Corriere” den Befehl erhalten, weder seinen Namen noch seinen Dienstgrad anzugeben. Er habe sich aber neben einem versiegelten Waggon fotografieren lassen, sein Bild wurde in der Printausgabe der Mailänder Tageszeitung abgedruckt.

Erste Opfer treffen in Holland ein

Die ersten der 298 Todesopfer der Flugzeugkatastrophe sind in die Niederlande gebracht worden. Zwei Militärflugzeuge landeten am Mittwochnachmittag in Eindhoven. Die 40 Särge wurden von König Willem-Alexander, Königin Máxima und Ministerpräsident Mark Rutte und Angehörigen der Opfer empfangen.

König Willem-Alexander und Königin Maxima am Flughafen in Eindhoven. (EPA)
König Willem-Alexander und Königin Maxima am Flughafen in Eindhoven. (EPA) ©König Willem-Alexander und Königin Maxima am Flughafen in Eindhoven. (EPA)

Bis Freitag sollen die übrigen bislang geborgenen Leichen von Charkow in der Ukraine in die Niederlande geflogen werden. In einer Kaserne in Hilversum bei Amsterdam beginnt die mühevolle Identifizierung der Toten, an der täglich 75 Gerichtsmediziner arbeiten werden.

Leichenwagen bringen die Opfer vom Flughafen weg. (EPA)
Leichenwagen bringen die Opfer vom Flughafen weg. (EPA) ©Leichenwagen bringen die Opfer vom Flughafen weg. (EPA)

Flugschreiber werden in England ausgewertet

Die Ermittlungen nach dieser Katastrophe, die offiziell vom nationalen Sicherheitsrat der Niederlande geleitet werden, gingen an mehreren Orten weiter. Die Flugschreiber der Boeing wurden nach Farnborough in Südengland gebracht. Erste Ergebnisse erwartet der niederländische Rat in einigen Wochen.

An der Auswertung sind nach Angaben aus Moskau auch russische Spezialisten beteiligt. In der Ukraine überprüfte der Geheimdienst SBU den Funkverkehr zwischen Flutlotsen am Boden und den MH17-Piloten. Moskau warnte vor einer möglichen Verfälschung des Materials.

Separatisten auf dem Rückzug

In der umkämpften ostukrainischen Industriemetropole Donezk sind die pro-russischen Separatisten nach Darstellung des ukrainischen Militärs auf dem Rückzug. Die Aufständischen hätten in Scharen Stellungen in den Außenbezirken aufgegeben und sich in das Zentrum der Stadt zurückgezogen, erklärte das Militär.

Einwohner der Stadt berichteten, Separatisten hätten vor der Universität in der Innenstadt Schützengräben ausgehoben. In den Studentenwohnheimen hätten zuletzt die Rebellen gelebt.

Schwere Kämpfe wurden den zweiten Tag in Folge aus der Region Luhansk gemeldet, der zweiten noch von den Separatisten kontrollierten Stadt. In der Donezk-Region wurden seit Ausbruch der Kämpfe im Frühjahr nach Angaben von Mitarbeitern im Gesundheitswesen 432 Menschen getötet und 1015 verletzt.

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