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Rapid-Präsident Michael Krammer: "Wir definieren Zielmärkte"

Rapid-Präsident Michael Krammer gib sich trotz der sportlichen Krise optimistisch.
Rapid-Präsident Michael Krammer gib sich trotz der sportlichen Krise optimistisch. ©APA/Hans Klaus Techt
Bei der Ordentlichen Hauptversammlung von Rapid Wien rückte die sportliche Krise der Hütteldorfer in den Hintergrund. Präsident Michael Krammer wollte vielmehr über die ambitionierten Ziele seiner zweiten Amtsperiode sprechen.
Rapid-Präsident Krammer wiedergewehlt
Niederlage auch gegen Sturm

Rapid Wien hat seine fußballerische Krise am Montagabend galant beiseite gewischt und will sein Image um einen neuen Aspekt erweitern. Bei der Ordentlichen Hauptversammlung stellte der wiedergewählte Präsident Michael Krammer die Vision von der “besten Nachwuchsarbeit in Österreich” und dem angrenzenden Osteuropa vor. Statt kritischer Töne gab es Standing Ovations für Chefcoach Damir Canadi.

Er habe in gut 20 Jahren noch nicht erlebt, dass ein neuer Trainer nach so kurzer Zeit mit stehenden Ovationen begrüßt wird, meinte Clubservice-Leiter Andy Marek, der als Moderator durch die Veranstaltung führte. Canadi gab zu, dass der verpatzte Start seiner Rapid-Tätigkeit an ihm nagt. “Ich hab’ drei Niederlagen, drei bittere Niederlagen. Das tut jedem Trainer weh”, sagte der Wiener. Kritische Wortmeldungen kamen vonseiten der rund 1.500 Rapid-Mitglieder trotz der Misere nicht, nur so mancher Spieler erntete hinter vorgehaltener Hand Kritik.

Rapid-Präsident Michael Krammer zog Bilanz

Der Präsident zog derweil eine weitgehend positive Bilanz über seine ersten drei Jahre als grün-weißes Familienoberhaupt. Das neue Stadion, die Ausgliederung des Profibetriebs in eine Kapitalgesellschaft und die wirtschaftlichen Rekordzahlen nannte er als Meilensteine. Das Programm für die kommende Funktionsperiode, in die Krammer mit 95,76 Prozent Zustimmung geschickt wurde, ist aber ebenfalls durchaus ambitioniert.

“Wir wollen die beste Nachwuchsarbeit in Österreich leisten”, ging Krammer in die Offensive. Nicht nur die besten heimischen Talente, sondern auch Jugendliche aus dem umgebenden Mittel- und Osteuropa sollen den Rufen aus Hütteldorf bald nicht mehr widerstehen können. “Wir definieren Zielmärkte”, dozierte Krammer und führte Tschechien, Ungarn, die Slowakei, Slowenien, Kroatien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Serbien an. Neben den geografischen Anknüpfungspunkten gäbe es auch historische und wirtschaftliche Verbindungen zu diesen Nationen.

So will Rapid zum Magneten für Nachwuchstalente werden

Der Klub plant zu diesem Zweck eine Optimierung des Scoutings, gleichzeitig werde eine Zweckbindung der Mitgliedsbeiträge für den Nachwuchs kommen. Im Idealfall helfen Ex-Rapidler aus den genannten Ländern wie Zlatko Kranjčar, Antonín Panenka oder Dejan Savićević als Botschafter bei der Rekrutierung der Burschen, die eine schulische Ausbildung erhalten, für die Kampfmannschaft aufgebaut und dann gewinnbringend verkauft werden sollen.

Um die besten Nachwuchskräfte anzulocken, brauche es aber auch ein eigenes Trainingszentrum mit mindestens acht Plätzen. Da die Stadtpolitik laut Krammer bisher kein Areal anbieten konnte, das groß genug für einen Neubau wäre, präferieren die Verantwortlichen eine Pacht-Variante des schon genutzten Geländes beim Ernst-Happel-Stadion, das von der Wiener Sportstätten-GmbH verwaltet wird. Krammer: “Hier ist alles angerichtet”. Einzig ein neues Funktionsgebäude soll noch gebaut werden. Die Gespräche seien im Laufen.

Trotz Rekordgewinns: Krammer will noch mehr

Es könne keine Garantien für sportlichen Erfolg geben, meinte Krammer in seiner Rede. Allerdings sei die Chance dafür größer, wenn der sportliche Bereich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hat. Der Geschäftsbericht 2015/16, der bei der Hauptversammlung in gedruckter Form auflag, weist einen Rekordumsatz von 48,7 Millionen Euro und einen Rekordgewinn von 11,6 Millionen aus. Für Krammer ist das aber offenbar nicht genug.

Um das Budget der Kampfmannschaft von derzeit 33 Millionen Euro weiter zu steigern, soll in Zukunft noch mehr Geld aufgestellt werden. “Wir wollen den operativen Cashflow erhöhen”, sagte Krammer. Das soll durch neue Einnahmequellen wie dem Rapid-Mobilfunknetz gelingen, aber auch über die bewährten Kanäle wie Transfers, Ticketverkäufe oder Merchandising. Bei der allfälligen Umwandlung der Profi-GmbH in eine Aktiengesellschaft könnte auch eine Minderheitsbeteiligung zusätzliches Kapital bringen. “Das wird es aber nicht geben ohne Zustimmung der Hauptversammlung”, versprach Krammer.

Reizthema Medienrechte

Sein “Lieblingsthema”, nämlich die zentrale Vermarktung der Medienrechte über die Bundesliga, brachte Krammer ebenfalls zur Sprache. “Wenn es einen Verein in Österreich gibt, der in einem Spiel so viel Zuschauer hat wie alle anderen vier Partien zusammen, dann verdient er auch mehr Medienrechte”, plädierte der Klubchef für eine Ausschüttung nach dem Leistungsprinzip. Ab der Saison 2018/19, denn so lange läuft der aktuelle TV-Vertrag, will Rapid jedenfalls eine deutliche Steigerung der Erlöse aus dem Rechteverkauf erzielen.

Bis dahin sollte auch bei dem sportlichen Masterplan, den Krammer bei seinem Amtsantritt formulierte, etwas weitergegangen sein: Permanente Qualifikation für eine Europacup-Gruppenphase, Vorstoß in die Top-50-Klubs in Europa bis 2019 und drei nationale Titel bis 2023. “Das wird eng, das gebe ich zu”, sagte er zu Letzterem. Für diese Saison hat Krammer die Meisterschaft so gut wie abgehakt. Aber: “Ist es heuer nicht, versuchen wir es nächstes Jahr mit aller Kraft.”

Das Trainerteam um Canadi werde die nötige Zeit bekommen, um den Turnaround zu schaffen. “Das ist harte Arbeit, die zu leisten ist, und dabei werden und müssen wir sie unterstützen”, erntete Krammer Beifall. “Jetzt heißt’s gemeinsam kämpfen, dann werden wir wieder siegen”, appellierte er an den Zusammenhalt der Unterstützer, denen er versicherte: “Rapid ist der wichtigste Verein in Österreich.”

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