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Prozess wegen "Sterbehilfe"-Mord in Tirol vertagt

Der Prozess gegen einen 26-jährigen Deutschen wegen des Mordes an einem Obdachlosen in einem Innsbrucker Heim ist am Montagnachmittag von einem Geschworenengericht auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Aufgrund "Unklarheit" beim vorliegenden psychiatrischen Gutachten ordnete Richter Josef Geisler die Erstellung eines weiteren von Gerichtspsychiater Reinhard Haller an.
Prozess nach Obdachlosen-Mord

Zu Verhandlungsbeginn hatte der Angeklagte die Tat gestanden, habe seiner Ansicht nach aber “Sterbehilfe” geleistet. Er bekannte sich nicht schuldig.

Das spätere Opfer habe immer “seine Spielchen” gespielt. Immer wieder habe der Mann auf ein Messer gezeigt und sich einen Strick zum Hals gehalten. “Für mich war er suizidgefährdet”, sagte der bereits wegen unterschiedlicher Delikte in Deutschland verurteilte Angeklagte dem Vorsitzenden am Innsbrucker Landesgericht. Von den Andeutungen habe er sich provoziert und bedrängt gefühlt. “Auf alle Fälle war er (das Opfer, Anm.) selber schuld”, meinte der aufgrund von Medikamenten an unwillkürlichen Muskelbewegungen leidende 26-Jährige. Er habe sich gedacht, dass es aus seiner Sicht richtig sei, dem Todeswunsch des 53-Jährigen nachzukommen.

Die Ausführungen der psychiatrischen Sachverständigen Karin Kramer-Reinstadler waren dem Richter nicht ausreichend. Ihrer Ansicht nach sei der gelernte Pizzabäcker zum Tatzeitpunkt voll zurechnungsfähig gewesen. Allerdings war bereits in der Vergangenheit bei einem Gerichtsprozess in Deutschland eine psychische Erkrankung diagnostiziert worden. Der Mann leide an einer schizoaffektiven Störung, wobei die Krankheit in Phasen verlaufe. Obwohl das erste Gespräch Anfang September 2009 stattgefunden habe, sei der Beschuldigte nach Ansicht von Kramer-Reinstadler im Mai nicht psychotisch gewesen. Die Meinung der Gutachterin wurde von einem vonseiten der Verteidigung eingeholten Privatgutachten als “unvollständig und unzureichend” beurteilt.

Zu dem Vorfall war es am 27. Mai 2009 gekommen. Der Beschuldigte sei laut Anklageschrift gegen Mittag in das gemeinsame Zimmer gekommen, wo der 53-Jährige am Bauch liegend schlief. Vorerst habe er den Mann von hinten gewürgt und später mit einem Strick erdrosselt. Das Opfer habe dadurch einen Kehlkopf- und Zungenbeinbruch erlitten. Später habe der Beschuldigte das Wohnheim wieder verlassen, am Abend fand ein Betreuer den Toten. Der damals 24-Jährige fuhr Anfang Juni zurück nach Deutschland und wurde Mitte Juli in Dresden festgenommen.

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