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Prozess um Bluttat in 2000: Bedingte Einweisung für Wiener

Der 47-Jährige wurde am Donnerstag verurteilt.
Der 47-Jährige wurde am Donnerstag verurteilt. ©APA (Symbolbild)
2009 hatte ein heute 47-jähriger Wiener unter Einfluss paranoider Schizophrenie seinen Wohnungsnachbarn erschossen. Am Donnerstag endete der Prouzess mit einer auf zehn Jahre bedingt nachgesehenen Unterbringung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.
Leichenfund Jahre später

Der Betroffene muss – neben der täglichen Einnahme seiner Medikamente – u.a. monatlich zur ärztlichen Kontrolle. Die Entscheidung des Geschworenensenats ist rechtskräftig.

Waldarbeiter fand stark verweste Leiche

Im Herbst 2016 hatte ein Waldarbeiter in einem Wald nahe Waidhofen an der Thaya eine in einem Schlafsack verpackte bereits stark verweste Leiche entdeckt. Nach Klärung der Identität des 42-Jährigen, der durch einen Schuss in die Lunge aus kurzer Distanz getötet worden war, wurde der heute 47-Jährige ausgeforscht. Er musste sich aufgrund krankheitsbedingter Zurechnungsunfähigkeit aber nicht wegen Mordes verantworten – die Staatsanwaltschaft beantragte die Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Sein Anwalt plädierte unter Hinweis auf die Einschätzung des psychiatrischen Sachverständigen und die Tatsache, dass sein Mandant medikamentös “perfekt eingestellt” sei, auf eine bedingte Nachsicht dieser Maßnahme.

Täter stand unter Einfluss von paranoider Schizophrenie

Der Mann hatte laut Gutachter die Tat unter dem Einfluss einer paranoiden Schizophrenie mit unvollständiger Remission, die zu schwerer Wahnsymptomatik führte, begangen. Seit etwa 1997 an Panikattacken leidend, erlebte er durch die krankheitsbedingte, wahnhafte Realitätsverschiebung Bedrohungsszenarien, die zu beseitigen er für notwendig erachtete, sagte Staatsanwalt Franz Hütter.

Seiner Lebensgefährtin und seinem Schwager fielen ab etwa 2007 die zunehmende Verwirrtheit auf. Der im Sicherheitsdienst arbeitende Betroffene witterte Terroranschläge, hörte Stimmen, meinte, eine Kollegin beschützen zu müssen. Ein paar Monate nach der unentdeckt gebliebenen Tat kam es zu einem Vorfall im Schloss Belvedere, in dessen Konsequenz Schizophrenie diagnostiziert wurde und eine Behandlung begann. Die Wahnvorstellungen schwanden, ihr Partner sei nie aggressiv und der “liebenswürdigste” Mensch auf Erden, sagte seine langjährige Lebensgefährtin.

Damals hatte der gebürtige Waldviertler vermutet, sein Nachbar stecke hinter länger zurückliegenden Terroranschlägen, einer zweiten Version zufolge glaubte er, der 42-Jährige hätte seine Schwiegermutter vergewaltigt. Er habe ihn im Haus im Waldviertel zur Rede stellen wollen – “wahrscheinlich aufgrund meiner Krankheit”, sagte er heute. An den Tatablauf konnte er sich nicht erinnern – nur daran, dass er eine Stunde neben dem Toten sitzen blieb.

(APA)

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