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Prozess: Schlepper verflogen 30 Syrer von Wien-Schwechat nach Malta

Vom Flughafen Schwechat aus wurden die Syrer nach Malta verfrachtet.
Vom Flughafen Schwechat aus wurden die Syrer nach Malta verfrachtet. ©APA/EXPA/THOMAS HAUMER
Rund 30 Menschen sollen drei Syrer von Wien nach Malta gebracht haben. Sie organisierten die Flugtickets und kassierten pro Person 2.500 Euro für ihre Dienste. Auch Fahrten zum Westbahnhof in Wien bot das Trio an - um rund 1.000 Euro.

Nach den Worten der Staatsanwältin hatte sich das Trio im Alter von 23, 27 und 32 Jahren Ende 2014 zu einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel professioneller Schleppungen zusammengeschlossen. Unter anderem in einem Reisebüro in St. Pölten wurden Flugtickets besorgt und pro Person 2.500 Euro kassiert. Über diese Buchungen seien zehn derartige Vorgänge dokumentiert. Der Erst- und Zweitangeklagte waren geständig und hätten den Drittangeklagten als Anstifter belastet, führte die Anklägerin aus. Für sie sei “klar”, dass man all diese Dienste nicht unentgeltlich leiste, beantragte sie Schuldsprüche.

32-Jähriger als Drahtzieher

Gegenüber der Polizei hatte der Erstangeklagte nach seiner Ausforschung im März 2017 ausgesagt, rund 20 Cousins und zehn weiteren Menschen auf diese Art und Weise geholfen zu haben. Er hatte illegal Reisende nicht nur zum Flughafen Wien, sondern auch zum Westbahnhof gebracht und etwa 1.000 Euro pro “Dienst” kassiert, räumte er heute ein. Ob hinter dem Ganzen eine große Schlepperorganisation stehe, wisse er nicht, sagte der Mann auf Richterfrage. Der Zweitangeklagte gab an, nur als Dolmetscher fungiert zu haben. Er war mehrmals mit seinem Bruder im Reisebüro. Er habe gewusst, dass die Buchungen “leichtsinnig” bzw. unrecht waren, da sich die Reisewilligen ja illegal in Österreich aufhielten.

Dass er von seinen weitschichtigen Cousins als Auftraggeber der Schleppungen belastet werde, versuchte der Drittangeklagte damit zu erklären, dass er bereits am längsten in Europa war – seit 2002, darunter einige Jahre in Rumänien sowie in Paris – und sich daher am besten auskannte. Er bestritt jedoch, daran verdient zu haben. Vielmehr habe er Landsleuten in Not Geld geborgt.

Wien-Malta-Schweden als “beliebte Flugroute”

Der damalige Reisebüroangestellte bestätigte die wiederholten Ticketbuchungen im Jahr 2015, als der Migrationsstrom aus Syrien über Griechenland anwuchs. Dem in dem Fall ermittelnden Kriminalisten zufolge war in der Folge Österreich via Malta nach Schweden eine “beliebte” Flugroute, weil die Schlepperorganisationen dort weniger strenge Kontrollen erwarteten. Mitunter wurden Daten für gefälschte Dokumente zweimal verwendet: So tauchten Namen aus in Wien beschlagnahmten Dokumenten einen Monat später in Italien wieder auf.

Urteil noch nicht rechtskräftig

Nach kurzer Beratung wurden die beiden geständigen Angeklagten zu je 15 Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt, der 32-Jährige zu 18 Monaten Haft. Der Schöffensenat sah die Tätigkeiten der Beschuldigten im Rahmen einer internationalen Vereinigung als erwiesen an, erläuterte der Richter. Der 21-Jährige war damals noch junger Erwachsener, weshalb seine Strafe geringer ausfiel, der Drittangeklagte sei eindeutig der “Chef” gewesen. Er nahm Bedenkzeit, die Brüder nahmen die Urteile an. Die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab, damit sind die Urteile nicht rechtskräftig.

(APA/red)

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