Bei dem Prozess in Krems mussten sich die vier Polen (30, 25, 20, 23) wegen – teils versuchten – gewerbsmäßigen schweren Diebstahls von Nashorn-Trophäen vor einem Schöffensenat verantworten. Sie haben laut Anklage im vergangenen August aus Burg Rastenberg im Waldviertel zwei derartige Trophäen im Wert von 170.000 Euro gestohlen und sind nach einem weiteren Einbruchsversuch heuer im März festgenommen worden.
Nashorn-Pulver am Schwarzmarkt begehrt
Das Pulver zermahlener Rhinozeros-Hörner gilt im asiatischen Raum als Potenz- und Heilmittel, was die horrenden Schwarzmarktpreise erklärt. Staatsanwältin Elisabeth Sebek sprach von einer als Auftraggeber bisher nicht ausgeforschten Tätergruppe, die sich auf den Diebstahl dieser Nashorn-Trophäen spezialisiert hat.
Die Aufträge an den Erstbeschuldigten kamen per SMS, worauf die Standorte der Zielobjekte ausgeforscht wurden. Nach erfolgtem Diebstahl in Rastenfeld habe der Erstangeklagte die Hörner seinem Auftraggeber in Znaim übergeben. Ein weiterer Plan, in ein Geschäft in Wien einzudringen, um einen Nashornkopf zu entwenden, scheiterte. Dann kam eine weitere SMS, man solle aus der Burg im Waldviertel noch einen weiteren Rhino-Kopf stehlen, den man jedoch nicht fand. Daran wirkten die weiteren Angeklagten mit. Alle seien weitgehend geständig.
Der Verteidiger betonte, dass sein Mandant das Geschäft in Wien gar nicht betreten hatte. Er verwies darauf, dass die genannten Schadenssummen lediglich Annahmen seien.
Wegen Arbeitslosigkeit zum Rhino-Dieb geworden
Der 30-Jährige gab – via Dolmetsch – an, dass er in Deutschland beim Straßenbau Arbeit gefunden hatte. Sein Boss (mit englischem Namen) habe ihm als “Job” angeboten, er solle Nashorn-Hörner besorgen, was er ablehnte und nach Hause zurückkehrte. Der Mann habe aber nicht locker gelassen und ihn mehrmals deshalb angerufen. Als er in seiner Heimat länger keine Arbeit finden konnte, nahm er den Auftrag – Adresse Schloss Rastenberg – an und kam am 26. August 2011 dorthin. Das Schloss sei offen gestanden. Er hatte damals “solche Angst”, dass er nicht an den ganzen Rhino-Kopf dachte, sondern einfach die Hörner nahm und verschwand. Er übergab sie an den Auftraggeber und erhielt dafür 14.000 Euro. Erst nach dem Diebstahl sei er neugierig geworden und habe im Internet recherchiert, was es mit den Hörnern auf sich hat.
Zum Auskundschaften erzählte er, dass er in Weißkirchen in der Steiermark in einem Gasthaus ein Foto von einem Rhinozeros-Kopf machte und sich an einer Adresse in Wien umschaute. Auch in Frankreich war er. Der Boss habe ihn oft angerufen und “gedrängt”, aber er habe in Wien gar nicht einbrechen wollen. Er suchte zwar das Geschäft des Tierpräparators auf, aber die Tür war verschlossen und er ging wieder. Am 6. März kam er – mit den drei Mitangeklagten gerade auf dem Rückweg aus Italien – nach einem Telefonat von einem ihm unbekannten Auftraggeber neuerlich nach Rastenfeld.Angeklagte nicht rechtskräftig zu vier Jahren bis 15 Monaten verurteilt
Vier Schuldsprüche in Krems
Später am Donnerstag sind am Landesgericht Krems vier Schuldsprüche erfolgt. Der 23-jährige Erstangeklagte (rpt. 23) wurde zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, die übrigen erhielten drei Jahre (davon zwei bedingt), zwei Jahre (davon 16 Monate bedingt) und 15 Monate (davon zehn bedingt).Krems. Die Urteile des Schöffensenats sind nicht rechtskräftig. Der Erstbeschuldigte meldete Nichtigkeit an, die Staatsanwältin Berufung, zu den weiteren Urteilen gab sie keine Erklärung ab. Einen Freispruch gab es im Fall des versuchten Einbruchs in das Geschäft eines Tierpräparators im Jänner in Wien, wo es ebenfalls um Nashorn-Präparate gegangen wäre.
(apa/red)