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Prozess gegen "La Familia": "Einer für alle, alle für einen"

©Die Mitglieder der Bande trugen diesen Kaputzenpullover./Polizei Salzburg
Am zweiten Tag des Prozesses gegen die Pongauer Jugendbande "La Familia" hat am Dienstag in Salzburg die Einvernahme von Angeklagten begonnen, denen eine kriminelle Vereinigung angelastet wird. Ein 19-Jähriger zeigte sich großteils geständig. Es tue ihm leid, dass sie Kontrahenten zusammengeschlagen hätten, sagte er. Das Motto habe gelautet: "Einer für alle, alle für einen."
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“Mein Verhalten war nicht richtig. Aber die haben mich immer provoziert. Irgendwann habe ich das nicht mehr ausgehalten”, begründete der 19-Jährige, warum er zugeschlagen habe. Richterin Christina Rott zitierte aus dem Strafantrag, wonach es unter den “Ausländern” einen Kodex gab, demzufolge bei Schlägereien nicht die Polizei gerufen werde.

“Polizei hatte es auf uns abgesehen”

“Nur wir sind nicht zur Polizei gegangen”, erklärte der Angeklagte, der offenbar einer der Rädelsführer war und dem insgesamt 13 Fakten vorgeworfen werden. “Jetzt habe ich darüber nachgedacht. Das war schon ein Fehler. Die Polizei hat uns aber behandelt wie Außenseiter. Wenn wir am Parkplatz gestanden sind, haben sie das Auto komplett durchsucht, und wegen jedem Scheiß gab es eine Anzeige. Ich hatte den Eindruck, die Polizei hatte es auf uns abgesehen.”

“Wir waren wie eine Familie”

Der Name “La Familia” sei vor etwa eineinhalb Jahren entstanden, erzählte der 19-Jährige. “Wir hingen den ganzen Tag zusammen, wir waren ja wie eine Familie.” Die Bezeichnung der Gruppe sei nicht in Anlehnung an ein mexikanisches Drogenkartell gewählt worden. Das Erkennungszeichen von “La Familia” – Kapuzenpullover mit der Aufschrift “Ich bleib Ghetto” und aufgedruckten, gekreuzten Krummschwertern – habe man im Internet bestellt. Der Ghetto-Slogan stamme von einem Song eines Rappers, “das hat uns gefallen”. Sein Spitzname “Escobar” – so hieß der berüchtigte, bereits verstorbene kolumbianische Drogenboss Pablo Escobar – “wurde nur aus Spaß gewählt”, schilderte der Beschuldigte.

 

Die Mitglieder der Bande trugen diesen Kaputzenpullover./Polizei Salzburg
Die Mitglieder der Bande trugen diesen Kaputzenpullover./Polizei Salzburg ©Die Mitglieder der Bande trugen diesen Kapuzenpullover./Polizei Salzburg

19-Jähriger rechtfertigt sich für Platzsturm

Dem 19-Jährigen wird neben Delikten wie kriminelle Vereinigung, gefährliche Drohung, Nötigung und Verstoß nach dem Waffengesetz auch Körperverletzung in Zusammenhang mit dem Platzsturm während des Fußball-Freundschaftsspieles zwischen OSC Lille und Maccabi Haifa in Bischofshofen am 23. Juli 2014 vorgeworfen, bei dem ein israelischer Spieler verletzt wurde. “Die Israelis haben uns mit Steinen beworfen, sie sind auf uns losgegangen. Ich hatte auf dem ganzen Rücken Abdrücke von den Fußballschuhen”, rechtfertigte sich der Bursch.

 

 

Zehn Angeklagte zählen zum “harten Kern”

Zum harten Kern von “La Familia” zählen laut Staatsanwaltschaft rund zehn der insgesamt 32 Angeklagten. Dazu soll nicht nur der 19-jährige “Escobar”, sondern auch der 20-jährige gebürtige Kosovare und nunmehrige Österreicher mit Spitznamen “Pimi” gehört haben. Auch er bekannte sich schuldig. “Wir sind seit der Volksschule jeden Tag zusammen gewesen. Der Pullover war ein Zeichen dafür, dass wir zusammen gehören. Und die Schwerter sahen gut aus.” Er gestand die Raufereien ein, “aber wird sind nie zu zehnt auf einen losgegangen”, sagte er zur Richterin. Diese wollte auch wissen, was es mit der WhatsApp-Gruppe von “La Familia” auf sich hatte. Laut Staatsanwalt Marcus Neher wurden 600.000 Zeilen registriert. “Wir haben uns geschrieben. Blödsinn halt”, sagte der 20-Jährige. Es sei auch oft um Raufereien gegangen, half ihm die Richterin auf die Sprünge. “La Familia” gebe es nun nicht mehr, hatte der 19-Jährige am Schluss seiner Einvernahme noch beteuert. “Wir sind jetzt normale Freunde, die etwas trinken gehen.”

(APA)

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