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Prozess gegen brutale Schlägerbande an Wiener Gericht: Urteil

Eine Schlägerbande stand in Wien vor Gericht
Eine Schlägerbande stand in Wien vor Gericht ©APA (Sujet)
Am Mittwoch ging der Prozess gegen jene brutale Schlägerbande zu Ende, die seit Herbst 2016 drei Überfälle in der Bundeshauptstadt, in Niederösterreich sowie in Rumänien verübt haben soll. Zudem sollen sie die Ex-Freundin des Bandenbosses und ihren neuen Ehemann entführt und zwei Tage lang malträtiert haben.
Erste Schuldsprüche bei Prozess
Entführungen und Überfälle

Zwei Mitglieder sind Mittwochabend schuldig gesprochen worden. Beide sitzen bereits in Strafhaft und erhielten zum Teil Zusatzstrafen. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.Wien. Auf der Anklagebank nahm nicht die gesamte Bande Platz. Ein Bandenmitglied wurde bereits im Oktober verurteilt. Drei weitere Komplizen sitzen in Rumänien in Gewahrsam, darunter der Kopf der Bande. Ein Mann befindet sich noch auf der Flucht.

Prozess gegen Schlägerbande in Wien: Haftstrafen

Den beiden nun in Wien verurteilten Männern, darunter der Bruder des Bandenchefs, wurde neben einem Fall von Carjacking auch zunächst die Entführung der Ex-Freundin des Bosses und ihres neuen Ehemanns vorgeworfen. Sie sollen die beiden zwei Tage lang malträtiert haben. Beim Prozessauftakt bekannten sich die Beschuldigten größtenteils des Überfalls und der Freiheitsentziehung schuldig. Die mitangeklagte erpresserische Entführung des Paares, was ihnen einen Prozess vor dem Schwurgericht (Vorsitz: Stefan Apostol) einbrachte, relativierten sie als freiwilliges Treffen.

Die Rumänen sollen seit Herbst 2016 immer in unterschiedlicher Zusammensetzung ihr Unwesen getrieben haben. Am 8. Oktober 2016 raubten fünf Mitglieder der Bande in Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) einem damals 19-Jährigen einen alten Mercedes 180 C. Dabei schlugen sie den jungen Mann, fesselten ihn und sperrten ihn in den Kofferraum. Auf einem Feldweg warfen sie den 19-Jährigen aus dem Wagen und machten sich mit Wertgegenständen und dem Fahrzeug aus dem Staub.

Stundenlang durch die Finsternis geirrt

Der junge Mann hat Todesangst gehabt, meinte ein niederösterreichischer Ermittler nach der Festnahme der Bande im Frühjahr. Der 19-Jährige sei nach seiner Freilassung stundenlang durch die Finsternis geirrt. Der von den Tätern geraubte Mercedes wurde wenig später an der ungarisch-serbischen Grenze sichergestellt. Für dieses Delikt wurde ein Teil der Bande im vergangenen Oktober bereits zu unbedingten Freiheitsstrafen von vier bzw. fünf Jahren und neun Monaten verurteilt.

Das dürfte aber nicht das einzige Carjacking der Bande gewesen sein. Nur vier Tage nach dem jungen Niederösterreicher wurde ein 54-jähriger Wiener Autofahrer in Simmering das Opfer eines ähnlich gearteten Überfalls. Er wurde ebenfalls in den frühen Morgenstunden geschlagen und getreten, gefesselt und schließlich bewusstlos aus seinem Auto geworfen. Dieses Faktum war allerdings nun am WienerStraflandesgericht ebenso nicht angeklagt wie ein Überfall auf ein Lokal im rumänischen Mioveni. Dafür sollen jene Komplizen verantwortlich sein, die sich noch in Rumänien in Auslieferungshaft befinden.

Äußerst brutal soll die Bande auch bei der Entführung der Ex-Freundin des Bandenbosses vorgegangen sein. Der neue Ehemann der Frau und der Capo waren früher einmal “beste Freunde”, wie der 25-jährige Bruder vor Gericht erzählte. Die 30-Jährige verließ jedoch den 28-Jährigen und heiratete kurze Zeit später den 20-jährigen Freund und brachte einen Buben zur Welt.

Bandenboss bezweifelte die Vaterschaft des 20-Jährigen

Der Bandenboss bezweifelte die Vaterschaft des 20-Jährigen und lockte die beiden am 3. November 2016 unter einem Vorwand in ein Lokal nach Wien-Favoriten, um darüber zu reden. “Sie sollten dazu in die Kirche gehen und schwören, dass es nicht sein Kind ist”, berichtete der Bruder am ersten Prozesstag. Die beiden wurden in dem Lokal stundenlang bedroht. Die Täter hatten die Frau laut Staatsanwältin zu sexuellen Handlungen aufgefordert und auf den Mann auf der Restauranttoilette so brutal eingeschlagen und ihn geschubst, dass nicht nur ein Waschbecken aus der Halterung krachte, sondern auch die Wand des WC komplett einbrach.

Die Frau wurde schließlich in einem Auto stundenlang durch Niederösterreich chauffiert, auf einer Raststation soll sie von dem Bandenboss vergewaltigt worden sein. Der 20-jährige Ehemann wurde in eine Lagerhalle in Wiener Neustadt gebracht, wo er bis zum nächsten Tag festgehalten wurde. Nachdem ihm die Flucht gelungen war, wurde auch die Frau freigelassen. Das Delikt war ursprünglich als erpresserische Entführung angeklagt. Die Schuldsprüche erfolgten nun jedoch wegen schwerer Körperverletzung, schwerer Nötigung und Freiheitsberaubung. Der Bruder des Bandenbosses erhielt eine Zusatzstrafe von 19 Monaten, davon 13 Monate unbedingte Haft. Sein Komplize, der bereits eine fast sechsjährige Freiheitsstrafe wegen des Carjackings in Niederösterreich ausfasste, wurde zwar schuldig gesprochen, erhielt jedoch keine Zusatzstrafe.

(APA/Red.)

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