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"Provoke": Albertina zeigt Ausstellung über Fotografie der Nachkriegszeit

Das japanische Fotomagazin "Provoke" gilt als Höhepunkt der Fotografie der Nachkriegszeit.
Das japanische Fotomagazin "Provoke" gilt als Höhepunkt der Fotografie der Nachkriegszeit. ©Eikoh Hosoe/Taka Ishii Gallery
Bis Anfang Mai zeigt die Albertina die weltweit erste Ausstellung zum Thema Fotografie in der Nachkriegszeit über das japanische Fotomagazin "Provoke". Weitere Stationen sind die Schweiz, die USA und Frankreich.

Das japanische Fotomagazin “Provoke” brachte es in den Jahren 1968/69 gerade mal auf drei Ausgaben. Und dennoch – oder gerade deshalb – gilt es laut Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder als Höhepunkt der Fotografie der Nachkriegszeit. Um diese Kunde zu verbreiten, zeigt man bis zum 8. Mai die weltweit erste Ausstellung zum Thema.

Albertina zeigt Ausstellung über Fotografie der Nachkriegszeit

“Provoke”, das waren der Kritiker Koji Taki, der Schriftsteller Takahiko Okada, der Kritiker und Fotograf Takuma Nakahira und die Fotografen Yutaka Takanashi und Daido Moriyama. Sie experimentierten mit innovativem Grafikdesign, Bildfolgen, dynamischen Ausschnitten und bewusst ausgewählten geringwertigen Materialien. Ihre Fotos entstanden oft ohne Verwendung des Suchers – ausgefeilte Bildkompositionen sucht man hier vergeblich. Im Fokus steht der subjektive Blick, der sich von der klassischen sachlichen Dokumentarfotografie unterscheidet. Kurator Walter Moser nannte die Bilder bei der heutigen Pressekonferenz “direkt und unmittelbar”.

Während die Magazinseiten im Zentrum des Saals auf einem Leuchtkasten präsentiert werden, wird “Provoke” an den umliegenden Wänden und Vitrinen in den historischen Kontext der zeitgleich stattfindenden japanischen Protestfotografie und Performancekunst gesetzt. Die Macher von “Provoke” vertraten jedoch die Auffassung, dass sich die Protestfotografie erschöpft habe, heißt es im Begleittext zur von der Albertina, dem Fotomuseum Winterthur, dem Pariser Le Bal und dem Art Institute of Chicago koproduzierten Ausstellung. Rund 35 der 200 gezeigten Arbeiten stammen dabei aus der Sammlung Albertina.

Shomei Tomatsu als Schlüsselfigur für “Provoke”

Ein eigenes Kapitel der Schau widmet sich Shomei Tomatsu, der als Schlüsselfigur für “Provoke” gilt. In seinen Fotos hielt er etwa die US-amerikanischen Militärstützpunkte, die Auswirkungen des Atombombenabwurfs auf Nagasaki oder die Studentenproteste fest. Zudem trat er als Förderer der “Provoke”-Fotografen auf. Auch weitere, nicht in “Provoke” erschienene Arbeiten von Takuma Nakahira und Yutaka Takanashi sind zu sehen; letzterer publizierte mehrere aufwendig gearbeitete Fotobücher, die ebenfalls ausgestellt sind.

Ein eigenes Genre im Japan der 1960er und 1970er-Jahre war das Protestbuch. In dieser Zeit erschienen rund 80 Publikationen, die sich den Protesten in Japan (anlässlich der Ratifizierung des Sicherheitspakts mit den USA, Japans Rolle als Militärstützpunkt im Vietnamkrieg oder neoliberal agierenden Großkonzernen) und somit der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte widmeten. Einige davon haben ihren Weg in die Albertina gefunden. Dem performativen Akt des Mediums Fotografie widmet man sich in einem eigenen Raum, in dem etwa die Serie “Kamaitachi” von Eiko Hosoe zu sehen ist, der eigens für die Kamera inszenierte Performances von Tatsumi Hijikata ablichtete.

Katalog zur Ausstellung erhältlich

Ein Kunstwerk für sich ist der 680-seitige englischsprachige Katalog, der zur Ausstellung erschienen ist: In ihm sind nicht nur die Fotografien, sondern auch quasi ein Neudruck der drei Ausgaben von “Provoke” zu entdecken. Dabei hat man sich laut Schröder an der Druckform von damals orientiert, zudem sind die Texte von damals in englischer Übersetzung wiedergegeben, was auch ein inhaltliches Eintauchen in die Welt von damals ermöglicht.

(APA/Red)

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