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Prinz Friso: Vom Genie zum Pflegefall

Prinz Friso erlitt massive Hirnschäden.
Prinz Friso erlitt massive Hirnschäden. ©APA
Lech, Innsbruck - Eine Woche lang bangten die Königsfamilie und viele Niederländer nach seinem Lawinenunfall in Lech um Prinz Friso. Dann endlich konnten die Ärzte eine Diagnose stellen. Aber was sie zu sagen hatten, schockierte.
Diagnose: Massive Schäden im Gehirn
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Die verheerende Nachricht bei der Pressekonferenz der behandelnden Ärzte in Innsbruck: Der Sauerstoffmangel hat zu massiven Schäden im Gehirn geführt. Es könne derzeit nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob der Patient jemals wieder das Bewusstsein erlangen werde, so Wolfgang Koller, Leiter der traumatologischen Intensivstation an der Innsbrucker Klinik. Eine neurologische Behandlung könne Monate, wenn nicht Jahre in Anspruch nehmen.

Aufrechterhalten der Vitalfunktionen

Aufrechterhalten der Vitalfunktionen, Vermeidung von Sekundärproblemen: Das sind laut dem Wiener Neurologen Bruno Mamoli die wichtigsten Ziele bei Patienten, die sich in einer ähnlichen Lage wie der niederländische Prinz Johan Friso befinden. Mamoli betonte am Freitag im Gespräch mit der APA, dass eine Woche nach dem Unfall nach wie vor von einer Akutphase gesprochen werden muss. Es ist in der Regel üblich, dass bereits mit der Rehabilitation begonnen wird. Das ist zum einen eine passive Heilgymnastik, der sich im Tiefschlaf befindende Patient wird physiotherapeutisch bewegt. Auch kann man äußere Reize setzen, um das Gehirn zu stimulieren, indem man zum Beispiel Musik spielt.

Ob ein Patient bleibende Schäden davongetragen hat und, wenn ja, welche, kann man Mamoli zufolge naturgemäß einfacher überprüfen, wenn er aufgewacht ist. Im künstlichen Tiefschlaf kann man dem Experten zufolge oft nicht genau unterscheiden, welche körperlichen Prozesse durch die Medikamente abgestellt werden und was durch irreparable Schäden bewirkt werde.

Friso war für McKinsey und Goldman Sachs tätig

Prinz Johan Friso von Oranien-Nassau von Amsberg wurde 1968 in Utrecht als zweiter Sohn der damaligen Kronprinzessin Beatrix und ihres deutschen Ehemannes Claus von Amsberg geboren. Der flugzeugbegeisterte Prinz absolvierte an mehreren renommierten internationalen Universitäten technische und wirtschaftswissenschaftliche Studien, arbeitete unter anderem bei der Unternehmensberatungsfirma McKinsey und war Vizepräsident für Investmentbanking bei der Bank Goldman Sachs. Auch als Direktor für Raumfahrt am staatlichen Forschungsinstitut TNO in Delft war er bereits tätig. Damit trug er seinem Studium der Luft- und Raumfahrtechnik Rechnung, das er 1988 bis 1994 absolviert hatte. Seit 2011 ist er Finanzchef beim britischen Nukleartechnologieunternehmen Urenco. Das Unternehmen betreibt in Deutschland die Uran-Anreicherungsanlage in Gronau (Nordrhein-Westfalen). Friso lebt mit seiner Familie in London.

Im Juni 2003 geriet Friso in die Schlagzeilen, als er seine Verlobung mit der gleichaltrigen niederländischen Bankierstochter Mabel Wisse Smit bekanntgab. Die Heiratspläne mit der Bürgerlichen sorgten allerdings bald nicht mehr für einhellige Freude: Wenige Monate später machten in den Medien Gerüchte die Runde, die Braut habe in jungen Jahren ein intimes Verhältnis mit dem 1991 erschossenen Drogenboss Klaas Bruinsma gehabt.

Obwohl der Königshof die Berichte dementierte, lehnte es die Regierung ab, das Parlament um Zustimmung zur Heirat zu bitten – eigentlich eine Voraussetzung für die ordnungsgemäße Eheschließung für ein Mitglied des niederländischen Königshauses. Auch die Mehrheit der Niederländer glaubte den Beteuerungen des Brautpaares nicht. Doch der Prinz hielt zu seiner Braut und heiratete sie am 24. April 2004. Damit verzichtete Friso auf seinen Platz in der Thronfolge und seinen Titel “Prinz der Niederlande”. Seine beiden Töchter Luana (geb. 2005) und Zaria (geb. 2006) tragen den Titel “Gräfin von Oranien-Nassau”.

(VOL.AT; APA)

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