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Präventionsbericht 2016: 1.200 Beamte versuchten, Straftaten zu verhindern

Der Direktor des Bundeskriminalamtes Franz Lang erläuterte Details zur Kriminalprävention
Der Direktor des Bundeskriminalamtes Franz Lang erläuterte Details zur Kriminalprävention ©APA / APA
Prävention bedeutet bekanntlich Verhinderung - Kriminalpräventionsbeamte haben demnach das Ziel, Straftaten gar nicht erst zuzulassen. Dafür waren im Vorjahr rund 1.200 Polizisten unterwegs und haben mehr als 365.000 Personen informiert, wie sie sich gegen Kriminelle schützen können.
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“Gemeinsam Sicher”: Ein Erfolg

Das geht aus dem am Donnerstag vom Bundeskriminalamt (BK) vorgelegten Präventionsbericht 2016 hervor. Details dazu erläuterte BK-Direktor Franz Lang.

Kriminalprävention: “Kommt Eskalation, hat man Chancen vertan”

“Wenn ein Sicherheitsproblem eskaliert und zur Polizei kommt, hat man zuvor viele Chancen vertan. Am Ende steht ein kriminalpolizeiliches Ereignis mit Opfern, Schaden, Tätern”, sagte Lang. In der Prävention geht es dem BK-Chef zufolge darum, diese Chancen zu nützen. “Es gibt viele Akteure, die etwas sehen hätten können, etwas machen oder sagen.”

Beispiele gebe es von Drogensucht-Hotspots über das Territorialverhalten von Gangs wie beispielsweise am Wiener Handelskai bis hin zu Einbrüchen, so der BK-Direktor. Ein Exempel für klassische Kriminalprävention hängt mit dem Jahr 2009 zusammen, als in Wien 70 Banküberfälle verübt wurden. Zur selben Zeit gab es in Berlin, das eine beinahe doppelt so große Population aufweist wie Wien, neun derartige Straftaten. Zwar habe Wien mit 40 Doppelstreifen und “viel Manpower” die Zahlen wieder gesenkt. Es schrillten Lang zufolge aber ob der Berliner Zahlen die Alarmglocken. Man fand heraus, dass der Auszahlungsprozess in der deutschen Hauptstadt etwa neun bis elf Minuten in Anspruch nahm – viel zu lange für Bankräuber.

Community Policing-Projekt “Gemeinsam Sicher”

Eine der zentralen Initiativen für die Kriminalprävention ist mittlerweile das Community Policing-Projekt “Gemeinsam Sicher”, das bundesweit am 1. Juni 2017 in den Echtbetrieb ging. “‘Gemeinsam Sicher’ ist ein ausgereiftes Konzept”, sagte Lang. Es binde mögliche Präventionspartner wie beispielsweise Bürgermeister, Taxler, Lehrer auf kommunaler Ebene ein. Das benötige bei Polizisten auch eine “dringende Kulturentwicklung auf kommunaler Ebene”. Lang: “Es gehört Wissen beim Polizisten her, wie Gemeinschaft funktioniert.”

Nicht zuletzt benötigt ein funktionierendes Community-Policing-Konzept Zeit, ergänzte Martina Stöffelbauer vom Büro für Kriminalprävention und Opferhilfe im BK. Es müsse eine Vertrauensbasis auf kommunaler Ebene aufgebaut werden. Derzeit werden die Polizisten mit neuen elektronischen Kommunikationsmitteln – Smartphones und Tablets neu ausgerüstet, ein Equipment, über das am Ende jeder Beamte verfügen soll. Derzeit werden die Sicherheitsbeauftragten von “Gemeinsam Sicher” bevorzugt. Ein wichtiger Punkt: “Alle Kanäle sind offen”, sagte Lang. Pro Woche bekommen 200 Beamte die neue Ausrüstung.

Prävention im Cyber-Bereich immer wichtiger

Ebenso wichtig ist die Prävention im Cyber-Bereich. Schwerpunkte dabei sind Cybermobbing, Sexting und Sextortion. Schon im Volksschulalter kümmern sich Polizisten hier um Vorbeugung, denn die Kinder gehen via Smartphone immer früher online.

Besonderes Augenmerk legten die Präventionsarbeiter 2016 auf Jugendliche. Im Rahmen der zahlreichen Projekte konnten so 115.791 Personen, darunter Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonal und Eltern, erreicht werden. Die inhaltlichen Schwerpunkte konzentrierten sich neben der Sexualdeliktsprävention für Kinder auf Maßnahmen zur Deradikalisierung für Jugendliche und Abgängigkeiten Minderjähriger aus Sozialeinrichtungen.

Präventionsbericht 2016: Gegen Einbrecher viele Erfolge

Die Präventionsarbeit gegen Einbrecher ist Lang zufolge sehr erfolgreich. “Der Wohnungseinbruch ist stark rückläufig”, sagte der BK-Direktor. “Interessant dabei ist, dass die Zahl der Versuche (also der letztlich gescheiterten Einbrüche, Anm.) im Verhältnis einen deutlich höheren Anteil bekommen hat.” Lang zufolge scheitern heutzutage vier von zehn Einbrüchen. Projekte zum Einbau von Sicherheitstüren greifen offenbar. Außerdem sei es evident, dass Einbrecher eher jene Ziele meiden, “wo sie fühlen, dass man sich hier kümmert”.

Dennoch gibt es Probleme, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Das betrifft zum Beispiel Senioren, wenn diese isoliert sind und kaum mehr Kontakt zur Außenwelt haben. “Ab einem gewissen Alter erreicht man sie nur mehr schwer.”

(apa/red)

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