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Präsidentenämter hat Rudolf Hundstorfer "irgendwie in den Genen"

Rudolf Hundstorfer im Interview.
Rudolf Hundstorfer im Interview. ©APA
"Irgendwie in den Genen" hat Rudolf Hundstorfer die Präsidentenämter. Somit geht der SPÖ-Kandidat davon aus, als Nachfolger von Heinz Fischer in die Hofburg einzuziehen. Die Devise für den ersten Wahl-Durchgang ist jedoch zurückhaltender: "Weiterkommen. Punkt."

Platz eins oder zwei sei am 24. April noch nicht das Thema. An der Spitze müsse man in der zweiten Runde liegen und davon ist Hundstorfer auch überzeugt: “Sonst tritt man nicht an.”

Bundespräsidentschaftswahl: Kein Kindheitstraum für Hundstorfer

Ein Jugendtraum sei das Präsidentenamt nicht gewesen. Dass er für die Rolle infrage komme, habe sich “so entwickelt”. Erfahrung mit Präsidentenämtern hat Hundstorfer ja zur Genüge, etwa als Chef von ÖGB, Wiener Gemeinderat oder Wiener Handballverband: “Ich muss das anziehen, dass ich von so vielen unterschiedlichen Menschen Vertrauen erhalte. Das muss irgendwie in den Genen sein.”

Dass er als langjähriger SPÖ-Politiker über den Parteien stehender Präsident sein könnte, ist Hundstorfer überzeugt. Er verweist auf seine Funktionen in Gewerkschaft und Gemeinderat, betont aber auch, dass er bei einzelnen Themen sehr wohl klar Stellung beziehen würde. Wenn etwa jemand die EU abschaffen wolle, werde er schon parteiisch sein, “aber nicht parteipolitisch”.

Ähnlich wie ÖVP-Kandidat Andreas Khol vertritt Hundstorfer die Position, dass auch die Anwärter der anderen Parteien bzw. Irmgard Griss Österreich als Staatsoberhaupt keine Schande machen würden: “Die bekannten Namen, wo Ernsthaftigkeit dahinter steht, sind sicher repräsentabel.”

Hundstorfer selbst würde jedenfalls eigenem Bekunden zu Folge “kein leiser Präsident” sein. Laut würde er etwa, wenn es um soziale Einschnitte geht. Aktuell spricht er hier die Mindestsicherung an. Bei solchen Themen beabsichtige er “mit mahnenden Worten und viel Appellen nach innen und nach außen” zu sagen: “Es gibt Grenzen.”

“Sehr, sehr skeptisch” ist der frühere Sozialminister, was Forderungen – auch aus der Arbeiterkammer – angeht, die Personen-Freizügigkeit in der EU einzuschränken. Ebenso wenig kann er damit anfangen, wegen der Flüchtlingskrise das gesamte Schengen-System fallen zu lassen. Man sollte sich einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, was dies für (wirtschaftliche) Kosten zur Folge hätte. Gleichzeitig stellt Hundstorfer aber auch klar, dass gewisse Kontrollen der Staaten möglich sein sollten, Relationen müssten aber gewahrt bleiben.

SPÖ-Kandidat hält nichts von “Selbstentblößung”

“Offene Türen” hätte die Hofburg unter einem Oberbefehlshaber Hundstorfer für Verteidigungsminister und Generalstab. Der rote Präsidentschaftskandidat glaubt auch, dass die Wahrnehmung der zusätzlichen Aufgaben durch die Flüchtlingskrise nicht aus dem laufenden Betrieb möglich sein werden, es also wohl mehr Geld brauchen werde. In diesem Zusammenhang verweist er auf einen All-Parteien-Antrag aus dem Nationalrat, wonach die geplanten Einsparungen zu prüfen seien.

Was seine Rolle als Verfassungshüter angeht, würde sich Hundstorfer wie Amtsinhaber Heinz Fischer (mit Ludwig Adamovich) entsprechende Expertise sichern: “Es braucht sicher da und dort zusätzliche Beratung.”

Für ausreichend hält es der rote Kandidat, mit Deutsch und Englisch-Kenntnissen das Amt auszuüben: “Viele derer, die ich kennengelernt habe in meinen Aufgaben, haben mit Englisch als Zusatzsprache das Auslangen gefunden.” Daher plane er nicht, bis zum allfälligen Amtsantritt noch weitere Sprachen zu lernen.

Wiewohl Hundstorfer den Österreichern versichert, im Inland präsent zu sein, würde er durchaus auch eine rege Reisetätigkeit im Ausland entfalten. Das sei sowohl für wirtschaftliche als auch für politische Kontakte wichtig. Welche Länder er aus politischen Gründen auslassen würde, sei dann im Einzelfall zu prüfen. Nordkorea werde etwa “sicher” keine seiner Destinationen sein.

Sein mögliches künftiges Gehalt sieht er als angemessen an. Er halte nichts von “Selbstentblößungen” von Politikern. In der Privatwirtschaft bekämen viele in Management-Positionen deutlich mehr. Sein Präsidenten-Gehalt würde Hundstorfer übrigens nicht zur Hälfte seiner Frau überlassen, wie das Richard Lugner für den Fall seiner Wahl angekündigt hat: “Ich hab eine Gattin, die Vollzeit arbeitet und sehr gut verdient. Wir haben das nicht notwendig.”

Hundstorfer-Kampagne startet am 23. Februar

Rudolf Hundstorfer steigt mit 23. Februar offiziell in seine Hofburg-Kampagne ein. Ab diesem Zeitpunkt werden auch Unterstützungserklärungen von der Gemeinde bestätigt. 1.500 Hundstorfer-Fans haben sich bisher auf dessen Homepage eingetragen. Unterstützt wird der Kandidat der SPÖ auch von einem Personen-Komitee, dessen Träger in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Überraschende Namen an der Spitze der Proponenten-Gruppe sind nicht zu erwarten, sondern vor allem ehemalige Parteiprominenz.

Was die Organisation der Kampagne des ehemalige ÖGB-Präsidenten und Sozialministers angeht, gibt es quasi eine Dreier-Spitze. Wahlkampfleiter ist Nedeljko Bilalic. Das Wahlbüro, das aus 20 Leuten besteht, wird von Hundstorfers früherem Kabinettschef Joachim Preiss geleitet, und mit der Werbe-Kampagne beauftragt ist Rudi Kobza.

Erste Einblicke, mit welchen Slogans der rote Kandidat den Einzug in die Hofburg schaffen will, soll es mit dem Kampagnen-Start am 23. Februar geben. Da wird Hundstorfer als letzter der chancenreichen Kandidaten auch auf Facebook, Twitter und Youtube loslegen.

Durchs Land tourt der Hofburg-Anwärter, dessen schmucklose Zentrale an bester Adresse im 1. Wiener Gemeindebezirk eingerichtet wurde, schon länger. Sowohl Betriebsbesuche als auch Spaziergänge im öffentlichen Raum, etwa in der Plus City von Pasching haben bereits stattgefunden. Nach Oberösterreich, Kärnten und Niederösterreich bekommt kommende Woche die Steiermark Hundstorfer zu sehen.

In die Intensivphase des Wahlkampfs startet er dann nach Ostern. Wo der Auftakt erfolgt, wird noch nicht bekannt gegeben. Nicht unwahrscheinlich ist aber, dass sich der ehemalige Vorsitzende des Wiener Gemeinderats eine Location in der Bundeshauptstadt aussuchen wird.

>> Alle Infos rund um die Bundespräsidentschaftswahl 2016

(apa/red)

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