Trotz der Tatsache, das die Vorgabe der “Plastiksackerl-Richtlinie” der EU, die den Konsum auf 90 Sackerl pro Person und Jahr bis 2019 festlegt, bereits von Österreich erfüllt wurde, wurde die mehrere Punkte umfassende Initiative des Umweltministeriums ins Leben gerufen.
Viele Unterstützer aus der Lebensmittel-Branche
Die von bisher 14 Parteien unterzeichnete, freiwillige Vereinbarung sieht ebenfalls vor, dass – anders als in Deutschland – auch Tragetaschen, die nicht aus Plastik sind, reduziert werden sollen. Zudem werden die kleinen, kostenlosen Plastiksackerl (“Knotenbeutel”) aus dem Kassenbereich verschwinden. Die bereits jetzt gängige Praxis große Tragetaschen gegen ein Entgelt – Ausnahme ist der Frischebereich – abzugeben, ist ebenfalls Teil der bis ins Jahr 2025 gültigen Vereinbarung.
Der Grund für diese Maßnahmen, deren Erfolg jährlich analysiert und publiziert werden soll, ist für den Umweltminister, der mit den allesamt mit Mehrwegtaschen ausgerüsteten Unterzeichnern vor die Presse trat, klar: “Plastiksackerl verbrauchen wertvolle Ressourcen und belasten bei falscher Entsorgung die Umwelt, insbesondere die Gewässer”, erklärte Rupprechter. Ende Mai 2017 wird der erste Monitoringbericht erwartet. Besonders zahlreich waren die Unterzeichner aus der Lebensmittel-Branche, doch neben dem Rewe-Konzern, Spar, Lidl und Hofer, setzten auch die Elektronikkette Media-Saturn sowie der Tchibo-Konzern, oder Europas größter Schuhhändler Deichmann, ihre Signatur unter die Präambel.
Diese sieht des Weiteren vor, dass man nicht auf mehr Vorverpackungen ausweicht, sondern Mehrwegtragetaschen fördert und dass etwaige Mehreinnahmen durch den Sackerlverkauf in Umweltprojekte fließen. Rupprechter unterstrich bei der Präsentation des “Plastiksackerl-Pakts”, dass mit weiteren Unterzeichnern zu rechnen ist: “Wir sind nach Gesprächen mit weiteren Branchenvertretern optimistisch, dass es ein dynamischer Prozess wird”, sagte der Umweltminister – die Textilketten C&A sowie H&M könnten demnach bald folgen. “Ich lade alle Handelsunternehmen ein, sich dieser Initiative anzuschließen”, sagte Rupprechter. Bisher sind 30 Prozent des Volumens im Einzelhandel an der Vereinbarung beteiligt.
Lob von NGOs, Kritik von Grünen
In einer ersten Reaktion bemängelte Umweltsprecherin Christiane Brunner (Grüne) die Freiwilligkeit bei der Plastiksackerl-Reduktion: “Klare gesetzliche Regeln oder die Einhebung einer Plastiksackerl-Abgabe wie in Irland sind sicher effektiver und auch fairer, weil sie den ganzen Markt betreffen.” Global 2000 und Greenpeace hingegen lobten die Initiative. Leonore Gewessler von Global 2000 rief jedoch Möbelhandel und weitere Vertreter von Textil- und Schuhhandel auf, ebenfalls bei der Reduktion teilzunehmen. “Das Ende des Gratis-Sackerls darf nicht zu einem Körberlgeld für den Handel führen”, warnte Greenpeace-Programmleiter Herwig Schuster. Was diesen Punkt betrifft, kündigte Rupprechter jedoch bereits an, die Widmung etwaiger Mehreinnahmen gemeinsam mit den NGOs zu analysieren. Schuster wünschte sich auch mehr Ambition bei den “Knotenbeuteln”.
(APA/Red.)