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Pistorius-Prozess: Sportstar im Gerichtssaal in Haft genommen

Gefängnisstrafe könnte bei guter Führung bereits nach zehn Monaten in Hausarrest umgewandelt werden.
Gefängnisstrafe könnte bei guter Führung bereits nach zehn Monaten in Hausarrest umgewandelt werden.
Nach seiner Verurteilung zu fünf Jahren Gefängnis wegen fahrlässiger Tötung ist der südafrikanische Paralympics-Star Oscar Pistorius noch im Gerichtssaal in Haft genommen worden. Die Verteidigung verzichtete zunächst auf einen Berufungsantrag, der die Vollstreckung des Urteils ausgesetzt hätte.
Urteil: Fahrlässige Tötung
Die Stunden der Tatnacht
Pistorius in Haft genommen
Bilder aus dem Gerichtssaal

Pistorius wurden Fingerabdrücke abgenommen. Dann bekam er Gelegenheit, sich von seiner Familie zu verabschieden. Seine Strafe soll er nach Mitteilung des Gerichts im Zentralgefängnis von Pretoria verbüßen.

Hausarrest nach zehn Monaten möglich

Die Haftstrafe für Pistorius könnte bei guter Führung bereits nach zehn Monaten in Hausarrest umgewandelt werden, erklärten südafrikanische Justizexperten. Richterin Thokozile Masipa hatte bei der Verkündung des Strafmaßes betont, Pistorius habe grob fahrlässig gehandelt, als er im Februar 2013 vier Schüsse auf eine geschlossene Toilettentür in seiner Villa abgab – auch wenn er dahinter nicht seine Freundin Reeva Steenkamp, sondern einen Einbrecher vermutete.

Außerdem verurteilte Masipa den behinderten Sportler zu drei Jahren Haft wegen rücksichtsloser Benutzung einer Waffe. Dieser Teil der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Die Anklage hatte zuvor eine mindestens zehnjährige Haftstrafe verlangt. Die Verteidigung hatte gefordert, dem 27-jährigen Behindertensportler wegen aufrichtiger Reue das Gefängnis zu ersparen und ihm lediglich Hausarrest aufzuerlegen.

Opfer-Familie mit Urteil zufrieden

Nach der Verurteilung hat sich die Familie des Opfers zufrieden gezeigt. “Wir haben das Gefühl, dies nun hinter uns lassen zu können”, sagte Reeva Steenkamps Vater Barry am Dienstag zu Reportern. Der Anwalt der Familie erklärte, der Gerechtigkeit sei genüge getan worden.

Die südafrikanische Justiz prüft die Möglichkeiten einer Berufung, wie ein Sprecher der Nationalen Strafverfolgungsbehörde (NPA) nach Verkündung des Urteils sagte. Überprüft werde nicht allein das Strafmaß, sondern auch, ob Pistorius nicht doch wegen Mordes verurteilt werden müsste, sagte der NPA-Sprecher. Er reagierte damit auf heftige Proteste der Frauenliga des regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANCWL) gegen das Strafmaß.

“Wir sind traurig über dieses Urteil”, betonte ANCWL-Sprecherin Jacqui Mofokeng. “Wir waren nie einverstanden damit, dass Pistorius nur wegen fahrlässiger Tötung belangt wird. Und wir fordern die Staatsanwaltschaft auf, Berufung einzulegen”, sagte Mofokeng.

Pistorius akzeptiert Urteil

Der südafrikanische Paralympics-Star Oscar Pistorius akzeptiert nach Auskunft seiner Familie die Verurteilung zu fünf Jahren Haft wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin. “Oscar wird diese Möglichkeit nutzen, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben”, sagte sein Onkel Arnold Pistorius am Dienstag in Pretoria vor Reportern.

Die Familie sei bereit, den Sportler zu unterstützen und anzuleiten. Oscar Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp im Februar 2013 mit vier Schüssen durch eine geschlossene Badezimmertür erschossen. Er hatte sie mit einem Einbrecher verwechselt. Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht über eine Berufung entschieden.

(APA)

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