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"Physische Reaktionen bis zum Burnout"

Ständig erreichbar sein zu müssen, kann zu großem Stress führen.
Ständig erreichbar sein zu müssen, kann zu großem Stress führen. ©Bilderbox
Schwarzach - Nobelpreisträger Südhof warnt vor Stress durch Smartphones. W&W befragte dazu Psychologin Gudrun Fiel.

„Natürlich ist es mit unglaublichem Stress verbunden, wenn man ununterbrochen auf das Klingeln des Handys wartet, oder darauf gefasst sein muss“, erklärt die Psychologin Gudrun Fiel aus Feldkirch. „Wir haben das so gelernt und darum das Gefühl, dass es ohne nicht mehr geht. Gelerntes ist schwer abzulegen.“

„Stresspegel steigt“

Diese psychische Abhängigkeit könne sich durchaus auch körperlich auswirken: „Dadurch steigt der physiologische Stresspegel, der sich auf das vegetative Nervensystem auswirkt“, so die Expertin. „Die Folge können verschiedenste körperliche oder psychische Symptome sein. Das kann von Konzentrations- und Schlafstörungen, über physische Reaktionen bis hin zum Burnout führen.“

„Jugendliche gefährdet“

Besonders für Jugendliche könne das Verlangen nach ständiger Erreichbarkeit zum Problem werden, da es ihren Entwicklungsprozess, vor allem im Bereich der sozialen Kompetenz, negativ beeinflussen könne. „Das soziale System fällt komplett weg. Nicht zu kommunizieren wäre aber auch falsch“, warnt die Psychologin. „Jugendliche brauchen den Vergleich und die Kommunikation mit Gleichaltrigen. Sie sind damit aufgewachsen, 24 Stunden täglich online zu sein. Es ist an uns Erwachsenen, Alternativen zu zeigen.“

Angst um den Job?

Besonders schwierig wird es auch, wenn die ständige Erreichbarkeit im Beruf gefordert ist. So kann das Smartphone eben für jene Generation zum Stressfaktor werden, die nicht mit ihm aufgewachsen ist. „Dieser zusätzliche Druck schwingt immer mit. Natürlich ist es noch größerer Stress, wenn der Arbeitgeber es einem nahe legt, dass man ständig erreichbar ist. Wenn man permanent im Dienst ist, geht es nicht mehr nur darum, dass ständig das Telefon klingeln könnte, sondern die Angst um den Arbeitsplatz fließt auch noch als weiterer Stressfaktor mit ein“, erklärt Fiel. „Wir Erwachsene können das aber erkennen und rechtzeitig reagieren. Wenn man selbst auferlegte Regeln für den eigenen Umgang mit Smartphone und Internet befolgt, hält sich der Stress in Grenzen.“

Statements

Thomas Südhof, Nobelpreisträger Medizin 2013, Hirnforscher: „Es wundert mich nicht, dass viele Menschen an Burnout erkranken, wenn man sich anschaut, wie wir heute leben. Wir sind immer erreichbar, nie außer Dienst. Per Mail stehen wir quasi minütlich im Kontakt zu unserer Arbeit. Das kann auf Dauer nicht gut sein. Ich selbst schalte um 20 Uhr alle elektronischen Geräte aus – und erst nach dem Frühstück wieder ein.“

Yvonne, 18, Egg: „Das Smartphone ist praktisch, weil ich so immer up-to-date bin. Es löst bei mir jedoch Stress aus, immer und jedem sofort zurückschreiben zu müssen und ständig erreichbar zu sein. Ich habe kein Problem damit, das Smartphone auch mal auszuschalten. Aber danach hat man den doppelten Stress mit zu beantwortenden Nachrichten. Mein Handy ist nachts aus – im Flugmodus.“

Julia, 22, Lindau: „Ich habe mein Handy rund um die Uhr an, allerdings so gut wie immer auf lautlos. Dadurch schaue ich aber auch ziemlich oft am Tag auf das Smartphone. Ich lasse mich deswegen aber von keinen WhatsApp-Nachrichten oder von Facebook etc. stressen. Das Einzige, was mich stresst ist, wenn die Datenverbindung schlecht ist, ich unterwegs bin und auch kein Internet über WLAN habe.“

Santina, 19, Bregenz: „Generell stört es mich nicht, wenn ich keinen Akku mehr habe und das Smartphone mal aus ist. Wenn ich unterwegs bin, mache ich aber sehr gerne Fotos mit dem Handy und informiere mich, wo meine Freunde sind. Aus diesem Grund ist es dann natürlich ein Stressfaktor, wenn genau zu dieser Zeit mein Akku nicht hält und ich ihn länger nicht aufladen kann.

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