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Peter Handke - Bin im Wald, kann sein, dass ich mich verspäte ... - Trailer und Kritik zum Film

Muscheln ausleeren, Pilze schneiden, Bleistifte spitzen, Bäume zurückschneiden: Die großen Freuden im Leben von Peter Handke. "Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte..." heißt eine Doku von Corinna Belz, die nun in die Kinos kommt und dem Dichter in einem Stillleben seines zurückgezogenen Alltags begegnet.

Dort lässt sich viel erfahren. Über das Leben, über das Schreiben. Über Scheusein und gerade deshalb Anecken. Über das elfte Gebot, das Handke immer noch zu formulieren sucht. “Du sollst Zeit haben” ist einer der Kandidaten. In dem Haus im Pariser Vorort Chaville, wo er seit den frühen 1990ern lebt, ist Zeit im Übermaß da. Der ausgetretene Pfad neben dem Haus, den er abschreitet, hin und her, immer wieder, zeugt davon. Die Notizbücher, vollgekritzelt mit Text und Zeichnungen. Die abgegriffenen Wörterbücher. Die sorgsam ausgeputzten Äpfel.

Auch das, was er sagt und wie, zeugt von Zeit, mehr als in einem Interview oder einer Lesung. Dass das Eindringen von Kamerateams in sein Gartentor ihm einiges an gutem Willen abverlangt, ist dennoch oft spürbar. “Fragen Sie sich, aber fragen Sie nicht mich”, bricht mitunter die Ungeduld aus ihm heraus. Über drei Jahre kam Belz zu ihm, manchmal nur für einige Stunden, wie die Regisseurin bei der Viennale geschildert hatte, wo der Film bereits zu sehen war. “Man bräuchte ein Schloss”, wenn man mit Peter dauerhaft zusammenleben wolle, sagt seine Frau Sophie Semin. “Jeder einen eigenen Flügel.”

Peter Handke – Bin im Wald, kann sein, dass ich mich verspäte … – Die Handlung und Kritik

Auch Amina Handke, die Tochter aus erster Ehe, kommt zu Wort, wird von der Filmemacherin sogar ins Archiv begleitet, um die Polaroids anzuschauen, die Handke gerade in den Jahren in ihrer Kindheit eifrig geschossen hat. Er sei gar nicht so technikscheu, wie man immer meine, sagt Handke, nur habe ihn der Computer eben nie “zum Schreiben erotisiert” und selbst das “Erwartungsbrummen” der elektrischen Schreibmaschine habe ihn abgeschreckt. Das Schreiben – eine Tür, die sich öffnet, oder eben auch nicht. “Die Tür geht nicht mit Gewalt auf, nicht mit Schlauheit und vor allem nicht mit Technik.”

Immer wieder blickt Belz zurück, wenn auch vorsichtig: Interviews aus den 1960er-Jahren, seine Provokationen des Literaturestablishments, später das Zerwürfnis mit der Öffentlichkeit über sein Stellung nehmen für Serbien. Aber wenn man ihn so sitzen sieht wie er, minutenlang, den Faden mit dem Nadelöhr zu versöhnen versucht und statt vom Entwerfen seiner eigenen Poetik vom richtigen Kniff des Schräg-Abschneidens beim Zwirn philosophiert, scheint das alles ganz weit weg. Er liest vor aus seinen Büchern, auch dies: langsam, behutsam, das Gewicht jeden Satzes nachwiegend wie das seiner aus dem Wald mitgebrachten Steinpilze. Für den Zuseher ist dieser Film vielleicht vor allem das – eine Lektion, wie Handke zu lesen ist. Mit Zeit.

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(APA)

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