Die Fluggesellschaft hatte nach eigenen Angaben mehrere Passagiere aufgefordert, die überbuchte Maschine zu verlassen, nachdem sich keine Freiwilligen gefunden hatten. Weil sich einer von ihnen geweigert habe, sei schließlich die Polizei eingeschritten. Ein beteiligter Polizist wurde wegen der übertriebenen Gewaltanwendung beurlaubt.
Gewaltsamer Rauswurf
Oscar Munoz erklärte auf der Unternehmenswebsite: “Das ist für uns alle ein erschütternder Vorfall.” Sein Unternehmen werde den Fall untersuchen und bemühe sich darum, direkt mit dem betroffenen Passagier zu sprechen und “die Lage zu klären”.
Videos zeigen, wie drei Polizisten vor dem Abflug aus Chicago nach Louisville im Bundesstaat Kentucky den offenbar asiatischstämmigen Mann aufforderten, seinen Platz zu räumen. Als er sich weigerte, warf ihn einer der Beamten zu Boden und schleifte ihn über den Gang zum Ausstieg. Der Passagier schrie laut und auch die anderen Insassen reagierten schockiert. “Oh, mein Gott, schauen Sie, was Sie mit ihm gemacht haben”, rief eine Passagierin.
Tyler Bridges, einer der Passagiere, die ihre Videos ins Netz stellten, kommentierte: “Keine gute Art, einen Doktor zu behandeln, der zurück zur Arbeit will.” Der Vorfall habe die Passagiere an Bord “verstört”. “Kinder haben geweint”, schilderte Bridges. Nach seinen Angaben blutete der Passagier nach dem Polizeieinsatz. Auf Bridges’ Video war zu sehen, wie der Passagier hektisch und offenbar verwirrt den Gang im Flugzeug zurücklief und immer wieder “Ich muss nach Hause” sagte.
United-Mitarbeiter wurde beurlaubt
US-Fluggesellschaften dürfen laut Verkehrsministerium bei Überbuchung eines Flugs Passagiere auch gegen ihren Willen abweisen, wenn keine Freiwilligen gefunden werden. Diese Regelung gilt auch in der EU. Die Luftfahrtbehörde in Chicago erklärte am Montagabend (Ortszeit) allerdings, dass das Vorgehen der Flughafenpolizei “nicht in Übereinstimmung mit unseren Standards für die Einsatzprozeduren stand”. Der Beamte, der den Passagier mit sich geschleift habe, sei mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden. Es werde eine “sorgfältige Überprüfung” des Vorfalls geben.
Auf Twitter, Facebook und Google gehörte der Vorfall zu den meist diskutierten Themen. Auch im chinesischen Online-Netzwerk Weibo gab es Kommentare, viele Nutzer warfen United Airlines Rassismus gegen den womöglich chinesischstämmigen Mann vor. “Die chinesische Diaspora muss United Airlines boykottieren”, schrieb ein Nutzer.
Leggins-Skandal sorgte für Aufregung
Die US-Fluggesellschaft hatte erst Ende März für einen Aufschrei in den sozialen Netzwerken gesorgt, weil sie zwei mit Leggings bekleideten Mädchen den Einstieg in eine Maschine verweigert hatte. Nach Angaben von United Airlines handelte es sich um Angehörige von Airline-Mitarbeitern, die kostenlos oder zu stark reduzierten Preisen fliegen können. Von diesen werde erwartet, dass sie sich an eine bestimmte Kleiderordnung hielten, rechtfertigte die Fluggesellschaft ihr Vorgehen. Normal zahlende Passagiere seien hingegen auch in Leggings willkommen.
(APA/ag.)